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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 80)

läncler angesetzt sind, auffallen. Wieder- 
avird dort, wo man mit Lilien allein nicht 
Xuslangen findet, mit Streumustern der 
ir verdichtet. So an der Älunderlinger 
türe mit vierblättrigen Rosetten. ln R015- 
linden sich sechsmal DUPPClLillCH, in 
chen einmal Schmuckverdichtungen, in 
lorf verwendet man Eicheln, in Vormoos 
zr, aber auch Disteln werden zugezogen. 
Jreiteste Feld nehmen die l.ilientüren mit 
ohne „Vogelkopf" ein, im Braunauer 
k sind sie am häufigsten. Die Tür von 
sberg am östlichsten Punkt des Verbrei- 
:gebietes könnte am ehesten in einer 
:r Werkstätte entstanden sein, doch hat 
in der Stadt selbst nichts erhalten, was 
Annahme sichern würde. Die Verwandt- 
t mit Aurolzmünster, wo zusätzlich Drei- 
ausgestanzt sind, hilft uns nicht viel 
r. Die beiden Türen bleiben jedoch vor 
in der Dynamik wie auch in der beispiel- 
Dichte des Liliendekors, den Geiersberg 
zist, weit zurück. Für die Datierung bietet 
gut das Jahr der Anschaffung einer neuen 
RC, 1512, an. Die an der Tür noch zu- 
ch angenagelten gotischen Hufeisen er- 
n uns, daß wir in einer Lennhardi-Wall- 
sind, die auch den Reichtum der Auszier 
indlich macht. Schwandt, llelpfau, Mun- 
ig, Schalchen, llöhnhart, ein Beispiel im 
zr Schloßmuseum sowie eine Gruppe 
ich des lnn W bilden mit ihren Beschlägen 
Hauptbestand der Donauschulbeschläge. 
lnd die Zeugen für den „lnntalstil", als 
n Mittelpunkt Braunau nicht allein geo- 
iisch angenommen werden darf. 
dort erreicht nun die heimische Werk- 
mit den beiden Sakristeitoren ihre 
ste Leistung. Sie krönen nicht nur durch 
Schmuckfreude die ganze Entwicklung 
)onaustils, sondern erreichen auch durch 
endung von Schellen in zwei Größen 
Dutzend!) -- vielfach als „Frucht- 
m" der Lilien vorgeführt - eindrucks- 
Lichtwirkungen. Hier ist die Entstehungs- 
mn 1515 durch die Bauangaben bestens 
roten. Hit den beiden Sakristeitüren ist 
der Höhepunkt der Eisenkunst dieser 
römung erreicht. Ziemlich gleichzeitig 
en auch die Beschläge in Lochen, Ge- 
18.111 und Kirchberg entstanden sein. Hier 
en an Stelle der Schellen breite Scheiben 
ckelt. Die kleinen Pfarren hatten nicht 
Geldmittel zur Verfügung wie etwa 
iau durch den Opfersinn seiner Zünfte. 
haben wir nun keine Vogelköpfe mehr, 
:rn die Lilien gabeln von „Aststummeln" 
)ie Lilien bleiben in Dreierbündeln. Die 
der Lilien wird jeweils zurückgebogen, 
eiden anderen liegen parallel zum Band. 
gibt eine viel stärkere rhythmische 
ing, ja eine geradezu musikalische Note, 
arhestimrnter Komposition. Etwas anders 
e Gruppe Feldkirch, Helpfau und Schal- 
Sie zeigt gleichfalls die Rückbiegung 
Band nun schon fast fahrig-scharf, von 
Nlusikalität ist trotz der nachbarlichen 
nichts mehr vorhanden. Auch Uttendorf 
't trotz seiner Lilienvariationen gleich- 
zu diesem Typ. Das Ende findet diese 
tfaltung in einer „Verdorrung" wie in 
den beiden Westtürbeschlägen in Geiersberg 
und Kirchberg. Hier sind die Lilien sperrig 
geworden, haben ihren Blütencharakter ver- 
loren und sind fast zu dürren Kreuzformen 
zusammengesunken. Niemand würde daran 
denken, daß diese Blume einst den Schmieden 
als „Feuerzeichen" bedeutungsvoll war. Wie 
prachtvoll hatten sie sich noch vor einem 
Jahrzehnt in reichen Variationen über das 
Feld gebreitet. Von welcher klassischen Schön- 
heit war die gelbe Sumpflilie, die die Herren 
von llm aus dem Moor in ihr Wappenschild 
aufgenommen hatten und die von den Schmie- 
den der Eggelsberger Türen aufgegriffen 
wurde. Um 1525 war ihre Zeit vorüber. Die 
Beschläge der Nordtüre von Hart gehen gut 
mit diesen Daten zusammen. 
Wie ließe sich unsere Reihe von 1480 bis 1530 
verlängern? Wie steht es um die erste Hälfte 
des 15. Jahrhunderts? Vielleicht käme uns hier 
die XYallfahrtskirche „Zu unserer lieben Frau 
am hlarienberg" unweit Ruprechtsberg (Nord- 
bayern) mit ihren kurvigen Astführungen für 
eine Datierung um die Mitte des 15. Jahr- 
hunderts zu Hilfe. Wir haben in ganz Ober- 
österreich keinen Typus dieser Art und da 
wir nun die zweite Hälfte etwas besser kennen, 
so könnte man diesen Typus versuchsweise in 
der ersten Hälfte ansetzen. Das alles bleibt 
unsicher, immerhin wäre aus den angrenzen- 
den bayrischen Bezirken mehr als nur die 
Sicherheit zu gewinnen, claß wir von einer 
„lnntalkunst" in der Zeit der Donauschule 
beiderseits des lnn sprechen können. ln 
Bayern scheinen die Beispiele für die zweite 
Hälfte bei weitem zu überwiegen. Die Sakristei- 
türe der Salvatorkirche in Reisbach kommt 
wieder mit der spröden Ansetzung von Lilien- 
stäben, ja erreicht einen gewissen Höhepunkt 
dieser Art. Auch das bayrische Hohenwart 
wäre hier anzuziehen. Solche in phantasieloser 
Art nur noch angesetzten Äste zeigt auch das 
Südportal von St. Alban bei Peterskirchen 
oder weitere Beispiele in Wonneberg und das 
Südtor in St. Elsbeth. Eine Konfrontation mit 
den Beschlägen in Stammham und ähnlichen 
Beispielen in Bayern ergäbe ohne Zweifel, daß 
wir mit Recht von einer „lnntalkunst" spre- 
chen dürfen. 
Ein Versuch, in den noch immer herrschenden 
Sammelbegriff „Spätgotik" auf dem Gebiete 
der liisenkunst eine Auflockerung zu brin- 
genl", mußte endlich gewagt werden. Wer 
überzeugt ist, daß sich ein Stil in allen Kunst- 
formen äußert, daß wir in der Donauschule 
nicht nur der Malerei die Plastik, sondern 
ebensogut die Architektur und das Kunst- 
handwerk als gleichwichtig und -wertig an- 
schließen müssen, dem wird dieser erste Ver- 
such (ohne archivalische llilfen) zwar noch 
immer als gewagt. doch verständlich und be- 
rechtigt erscheinen dürfen. Der Verfasser ist 
der Ansicht, daß eine entsprechende Arbeit im 
anschließenden Bayern das Thema zweifellos 
noch wesentlich abzurunden erlauben würde. 
Doch läßt es sich schon erhärten, daß um 
den lnn zur Zeit der Donauschule ein selb- 
ständiger überragender inselhafter Kunstkreis 
auf dem Gebiet der Eisenkunst bestanden hat, 
der im Osten keine Vergleichsstücke aufweist. 
7 St. Florian am _lnn. Olweroytrrreich. Pfug. 
smturl schlag 
Uraunau, Oberöster- 
10V 
 
reich. vnnkamic. Westture 
9 Aurolzmünstcr. ut-zmt lkied, Oberoster- 
reich, Pfarrkirchc. Mumm 
10 Schwandr, Bezirk Bruumu, Oberösterreich, 
Beschlag 

	        
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