ERÖFFNUNG DER MINIATURENAUSSTELLUNG IN DER ALBERTINA
oßes Ereignis für die Kunstwelt
und Auslandes fand am Z4. März
Jahres in der Albertina statt. An
Tage eröffnete die weltbe-
2 Graphische Sammlung ihre
ur Ausstellung „Meisterwerke der
iischen Miniaturmalerei von 1750
30". Es waren fürwahr Meister-
. die hier in acht Räumen geboten
n.
rforschung der Miniaturmalerei
e verhältnismäßig junge Ange-
eit, an welcher die Kunststadt
immer wesentlich beteiligt war.
üheste in Wien erschienene Mi-
mlexikon von T. Biehler datiert
em Jahre 1861. Eine kritische
ng und wissenschaftliche Be-
ing durch Ausstellungen und
ägige Literatur setzt aber erst
ginn unseres Jahrhunderts ein.
1nd im Palais des k. k. Minister-
isidiums in Wien eine umfang-
Miniaturenausstellung statt (1784
l aus vorwiegend österreichisch-
ratischem Besitz. 197.4 war die
na erstmalig Schauplatz einer
I Miniaturenausstellung (1029
und Z2 Tableaux). Zu dieser
iestanden große Wiener Minia-
immlungen, die das Material
i Ausstellung lieferten. Die Aus-
; wurde von der „Gesellschaft
der- und Miniaturenfreunde" in
veranstaltet. Gleichfalls durch
Gesellschaft wurden 1931 in
liener Nationalbibliothek zwei
ammlungen - Strasser und E.
in - ausgestellt.
itezeit der großen Wiener Privat-
mgen war jedoch vorbei. Schon
24 lösten sich einige Sammlun-
fund besonders in den späten
ger Jahren fanden größere Be-
erungen im Wege von Ver-
ingen statt (R. v. Metaxa. Müh-
G. Eissler, Dr. Max Strauß,
ck. Moriz Mayr, Josef Flesch
idere). Große Umschichtungen
z Europa folgten in den nächsten
unten. vieles wurde wertvoller
besitz, Miniaturensammlungen in
1A entstanden.
In diesem Sinne ist es besonders zu
begrüßen, daß es dem Direktor der
Albertina, Dr. Walter Koschatzky. ge-
lungen ist, den Wiener Kunstfreunden
diese köstliche Ausstellung seltener
Objekte zu bieten. Die Bedeutung
Wiens auf dem Sektor dieser liebens-
würdigsten aller Kunstsparten ist all-
gemein bekannt. Wien, neben den
großen Metropolen der Miniaturma-
lerei - Paris, London und Genf -.
war für diesen Kunstzweig besonders
prädestiniert. Weniger bekannt dürfte
die Tatsache sein, daß Wien über
einen bedeutenden Miniaturbesitz in
verschiedenen öffentlichen Institutionen
verfügt, der dem Publikum nicht immer
zugänglich ist.
Die Gestaltung der Ausstellung in der
Albertina ist der Initiative des in Eng-
land lebenden großen Miniaturenken-
nersLeoSchidlofzudankemdurchdessen
internationale Verbindungen zu großen
europäischen Sammlern die Ausstellung
zustande kam. Die Ausstellung bein-
haltet 378 Katalognummern, darunter
die Liotard-Serie von 12 Kinderpor-
träts österreichischer Erzherzöge aus
dem Genfer Musee d'art et d'histoire.
dem einzigen öffentlichen ausländischen
Leihgeber und die von Isabey 1812 in
Österreich gemalten 16 Aquarellbild-
nisse von Mitgliedern des österreichi-
schen Kaiserhauses. von denen 6 aus
dem Besitz der Albertina sind, die
anderen aus verschiedenem europäi-
schem Privatbesitz hier vereinigt wur-
den. Die Wiederkehr dieser beiden
Serien an die Stätte ihrer Entstehung
kann als historisches Ereignis dieser
Ausstellung bezeichnet werden.
Unter den namentlich genannten pri-
vaten Leihgebern sind vor allem
engIische,schweizerischeundinländische
Sammler vertreten. Etwa ein Fünftel
der Ausstellung stammt aus dem Besitz
der Albertina selbst, zu den öffentlichen
inländischen Institutionen, welche sich
als Leihgeber beteiligten, zählt das
Historische Museum der Stadt Wien.
das Kunsthistorische Museum und die
Nationalbibliothek.
Die Ausstellung ist auf die relativ
kurze Epoche van 1750-1850 be-
schränkt. also auf das letzte Jahrhundert
der Miniaturmalerei. Man hatte sich
die Aufgabe gestellt, eine geschlossene
Epoche auszustellen und die Charakte-
ristika der einzelnen Schulen aufzu-
zeigen. ln diesem Zusammenhange
wurde man einer unbedingten For-
derung gerecht: Nur an Hand erster
Qualität lößt sich die Handschrift
eines Künstlers ablesen. Direktor Ko-
schatzkv und Herr Schidlof waren
besonders bestrebt. eine qualitative
Auslese zu bieten, die den höchsten
Ansprüchen gerecht wird und der
Würde des Hauses Rechnung trägt.
Außerdem wurde der ästhetische Wert
der Bildniskunst betont; das schöne
Domenbildnis ist vorherrschend.
Die Hauptstärke der Ausstellung liegt
auf dem Gebiete der französischen
Miniaturmalerei und hier vor allem
dem 18. Jahrhundert. Mit prachtvollen
Leistungen ist der der französischen
Schule zugeordnete Schwede Hall und
der Russe Ritt vertreten. Dem tempera-
mentvoll-rassigen Dumont isteine eigene
Vitrine gewidmet. Mit erstklassigen
Stücken sind Isabey und Augustin sowie
die anderen französischen Meister des
19. Jahrhunderts vertreten. Leihgaben
des Genfer Museums beinhalten schöne
Beispiele der Schweizer Miniaturisten.
Der Ehrgeiz der Ausstellung: Füger
als einem der ersten Miniaturisten den
gebührenden Platz zu verschaffen, ist
mit 50 ausgestellten Objekten - viele
im Besitze der Albertina - vorbildlich
gelungen. Allein ein einzelnes Werk.
wie zum Beispiel das Selbstbildnis mit
aufgestützter Hand (Kat. Nr. 135.
siehe Abb. 2), erschließt all das
Können des großen Meisters: die
Größe der Auffassung. den Schmelz
des lnkarnats, die Feinheit der Aus-
führung. Skizzenhafte Aquarellminia-
turen zeigen ihn als den unübertreff-
lichen Künstler seiner doch so viel
aussagenden Abbreviatur.
Das große Dreigestirn der englischen
Schule des 18. Jahrhunderts - George
Engleheart, Cosway und Smart - ist
mit Spitzenobjekten vertreten. Die
Epoche läßt aber an Vollzähligkeit zu
wünschen übrig (Edward Miles und
viele andere). Nicht zufriedenstellend
muß die Auswahl der englischen
Schule des 19. Jahrhunderts bezeichnet
werden. Newton und der größte
EftgllSChe Vertreter der Epoche, Sir
Ch. W. Ross, hätten besser vertreten
sein müssen, einige fehlen überhaupt.
In den Vitrinen mit den diversen Län-
dern hätte die in der Miniaturmalerei
ohnehin nicht sehr dominierende italie-
nische Schule durch den ausgezeich-
neten Angelo Vacca zu Recht bereichert
werden können. Viel zu kurz kommt
die deutsche Schule. sie gipfelt zwar
in einem charakteristischen Jünglings-
bildnis des August Grahl, jedoch werden
zum Beispiel D. N. Chodowiecki,
Mengs, Stieler, Heigel, Schmeidler.
Schnorr v. Carolsfeld vermißt.
Das Wiener Biedermeier ist durch die
zahlreichen, reizvollen Miniaturen des
Koloristen Dafhnger und seiner Schule
vertreten. Bezaubernde Aquarellbild-
nisse Kriehubers, Eybls und anderer
ergänzen diese Auslese. Leider ist
Waldmüller durch keine Elfenbein-
miniatur vertreten und auch im Katalog
als Miniaturist nicht hervorgehoben.
Die Bearbeitung der Ausstellung lag
in den Händen von Frau Dr. Nora Keil,
die sich mit großem Einfühlungsver-
mögen und Hingabe dieser detail-
reichen Aufgabe widmete. Durch Ent-
fall des ersten in Restaurierung be-
findlichen Raumes hatte die Ausstellung
mit gewissen Aufstellungsschwierigkei-
ten zu kämpfen. Ein Wegweiser für
den nicht fachkundigen Besucher wäre
von Vorteil gewesen. um einen soforti-
gen Überblick über die einzelnen
Schulen zu vermitteln. Die geprägten
weißen Nummern auf hellem Grund
sind etwas schwer lesbar.
Eine herrliche Schau dieser faszinieren-
den Kleinkunst wurde vor uns aus-
gebreitet. Da das Sammeln von Mi-
niaturen in Wien etwas in Vergessenheit
geraten war, ist zu hoffen. daß die
Ausstellung dazu beigetragen hat, neue
Impulse zu verleihen und dieser ent-
schwundenen Kunstgattung viele Freun-
de zu gewinnen.
Hilde Gröger
IEDERERSTANDENE GALERIE AUF DER PRAGER BURG
in Heft 6911963 und Heft 70]
onnte Dozent Dr. Jaromir Neu-
der Durchforscher der traurigen
1icksalsschweren Geschichte der
chen Galerie auf der Prager
an der Wiederentdeckung ver-
1 geglaubier alter Bestände her-
ender Meisterwerke und von
Einen zur Neuetablierung einer
zntativen Gemäldegalerie im
n des Veitsdomes berichten. Am
nner dieses Jahres wurde die
: nunmehr der Öffentlichkeit
ben. Da wir uns auf Grund
umann'schen Berichtes rnit Vor-
hte. Inhalt und Aufbau dieser
on nicht mehr zu befassen
en, wird es an dieser Stelle
n, mit einigen Worten Aus-
und Einrichtung der Prager
mmlung zu beschreiben.
nmehr zur Schaustellung gelang-
1nd umfaßt 74 Werke. die sämt-
i einem vorbildlichen. von Neu-
verfaßten Catalogue raisonne
det und genau beschrieben sind.
erk ist vorerst nur in tschechi-
scher Sprache erschienen. doch liegt
eine als Manuskript hektographierte
französische Übersetzung vor. die aller-
dings (nebst den unvermeidlichen
Schreibirrtümern) den großen Fehler
hat, daß infolge der abweichenden
alphabetischen Ordnung beider Spra-
chen eine Reihe von Katalognummern
nicht identisch sind.
Die Unterbringung erfolgte in sechs
Stilen, die in unmittelbarer Nähe. ja
zum Teil unter den Räumen liegen. in
denen an der Wende vom 16. zum
17. Jahrhundert die rudolfinische Kunst-
und Wunderkammer untergebracht
war. Saal l birgt Kunstwerke. die aus
dem Kreis um Rudolf ll. stammen. Die
Namen der hier vertretenen wichtig-
sten Künstler sind: Hans von Aachen,
Cavalier d'Arpino, Cornelis van Haar-
lem. Frans Floris, Joris Hoefnagel. der
Meister der weiblichen Halbfiguren.
Bartholomöus Spranger und der Plasti-
ker Adriaen de Vries. Die Schau setzt
sich in Saal ll mit Werken von Fran-
cesco Bassano, Lucio Massari. Palma
Giovane. Jakob Seisenegger. Frederick
van Valckenborch und des Bildhauers
Benedikt Wurzelbauer fort. Saal lll
beinhaltet Werke italienischer Künstler
des 16. und 17. Jahrhunderts, von denen
wir Frcincesco, Jacopo und Leandro
Bassano. Viviano Codazzi, Paolo Fiam-
mingo. Orazio Gentileschi und G. A.
Pordenone nennen. Werke aus dem
Kreise Renis und von Stanzione und
Stomer beschließen den Reigen. In
Saal IV sind die Hauptwerke unter-
gebracht: wir nennen Bassano, Do-
menico Fetti. Rocco Marconi. Rubens.
Jacopo und Domenico Tintoretto. Tizian
und Veronese. In Saal V wird gezeigt.
wie sehr die böhmischen und in Böhmen
tätigen Maler des 17. und 18. Jahr-
hunderts unter dem Einfluß der alten
Burggalerie standen; wir beschränken
uns auf die Nennung der Namen:
Peter Brandt. Norbert Grund, Johann
Kaspar Hirschely. Jan Kupecky und
Johann Heinrich Schönfeld. Saal Vl ist
zur Gänze der Dokumentation ge-
widmet. Die meisterliche Gestaltung
und Ausstattung der Räume besorgten
Frantisek Zubr. Josef Hruby, Antonin
Kybal und Milan Misek.
Ernst Köller
KUNSTNACHRICHTEN AUS DRESDEN
Die stdgttienen Kunstsammlungen Dresden
zeigten entdtttien des too. Geburtstages von
Henry Taulouse-Lautrec eine 170 Blätter
umfassende Ausstellung.
Rund 200 dus Privatbesitz stammende Ex-
ponate urntgrtte eine informative Ausstellung
des Dresdner Kupferstichkabinetls (Mm
tses), die dem Thema ..1so tdttre russische
Gfclphlk" gewidmet war. Gegenwärtig be-
nndet sich die Ausstellung auf Wanderschaft
durch verschiedene andere Städte Ost-
deutschlands.
Kunst ins Volk: "Koffermuseen" mit Re-
produkttonen der wertvollsten Bilder der
Dresdner Gemäldegalerie werden neuerdings
dis vvenderdusstettungen in Dertern und
kleineren orten Ostdeutschlands gezeigt.
Eine Methode, die echtes interesse wecken
kann.
Peter Baum
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