Sebastian Rosenstingel den Entwurf für einen
kreuzförmigen Zentralbau mit kompaktem
Säulenportikus lieferte, und in fllggerrdarf,
1783, wo auf die dache Fassadenwand noch
ein Abglanz palladianischer Kirchenfronten
zu fallen scheint. Zweifellos den bedeutendsten
kirchlichen Innenraum gestaltete Gottlieb Nigelli
bei der EIIangeIiJeb-refarrnierten Kirebe in der
Doratlveergarre 1783]84 mit einer Abfolge flach
gewölbter Kuppeljoche, eine Raumform, wie
sie l-lohenberg zuvor bei der Gloriette ange-
wendet hatte. Eigenartigerweise wurde Hohen-
berg von Josefll. (abgesehen von der Adaption
aufgelassener Klöster für Ämter) nur mit der
romantischen Regotisierung der Augustiner-
und Michaelerkitche beauftragt, während er
sein gleichzeitiges klassizistisches Hauptwerk,
das Palais Frie: auf dem jorefrplalg, für einen
reichgewordenen Bankmann erbaute.
Nach dem Hinscheiden Josefs Il. machten
sich seine Erben und Nachfolger nicht nur
daran, zahlreiche seiner radikalen Verordnun-
gen rückgängig zu machen oder zu mildern,
sondern man gab auch dem Repräsentations-
bedürfnis in der Baukunst wieder sein Recht.
So entstanden unter Leopold ll. neue Projekte
für den Ausbau der Michaelerseite der Hof-
burg. Sie zeigen eine auffallende Verwandt-
schaft mit der Fassade des ehemaligen Bene-
ßgiatlzaurer der Fürsten Lieebtenrtein in der
Herrengarre (an Stelle des heutigen Hoch-
hauses), welches der technisch begabte juref
Hardtmull; 1792 vollendete. Man schließt nun
geradlinig an die Hofburgproiekte des jün-
geren Fischer an, wenn auch mit neuer
Wuchtigkeit der Gliederung. Während Hardr-
muth in den folgenden Jahren vom Fürsten
Liechtenstein in Eisgrub beschäftigt wurde,
führt Lauf: von llinntqyer in Wien diese Richtung
weiter. Albert von Sachsen-Teschen brachte
ihn 1795 aus den südlichen Niederlanden mit,
wo er zuvor in Löwen, Brüssel und Laeken
gebaut hatte. Er schuf eine elegante, dennoch
kräftige und in der Wirkung mächtige Archi-
tektur, deren künstlerische Grundformeln
eigentümlich stabil blieben. Neben dem Karina
in Baden und dem Ausbau der später von
Kornhäusel veränderten Alberlina gab er der
Wiener Ilofburg den bis dahin fehlenden
Feitsaal (Abb. 6), dessen imponierende Säulen
die Decke frei tragen und vor eine dreizonig
gegliederte Wand gestellt sind. Ähnlich ist
auch der Ferlmal de: Palai: Rarunmfrky (Abb. 7).
Dieses Hauptwerk Montoyers läßt uns noch
leidlich den Lebensstil der Wiener Gesellschaft
nachempfinden, die sich in der Zeit des Wiener
Kongresses in seinen Räumen musikalischen
Genüssen hingab. Schließlich sei noch das
heute als lnnenrninirteriunz verwendete Palais
Jlrlodena genannt, das Erzherzogin Beatrix 1811
erwarb. Sie ließ von Giaearna Quarenglzi Ent-
würfe für einen Umbau anfertigen, doch
mußte dieser von Katharina II. von Rußland
besonders geschätzte Architekt die Aus-
führung anderen überlassen und wir sehen
dann hier den nicht weniger interessanten
Alai: Piehl am Werk, der ebenso wie Quarenghi
die italienische Spielart des Klassizismus ver-
trat. Die prunkvolle, säulenreiche Architektur
dieser Bauten läßt sich in Anlehnung an
verwandte Strömungen in anderen Ländern,
10
etwa in Italien, als Neoklassizismus bezeichnen.
Dem Wesen nach höiisch repräsentativ und
mit vielen Fäden an die Tradition gebunden,
erscheinen die Typen doch oft neu und in
Auffassung, Proportion und Dekor der Zeit
verhaftet. Diese Strömung ist eine Reaktion
gegen den Joseßnismus, überhaupt gegen die
Radikalität des Revolutionsklassizismus, der
von Frankreich und England ausstrahlte.
Dennoch blieb dieser auch nach Josef in Öster-
reich nicht ohne Wirkung. Besonders bereit-
willig fand er in Ungarn Aufnahme, von wo
er, hauptsächlich vermittelt durch die Ester-
häzy, auch nach Wien gelangte. Zwar war
Thomas de Thomon mangels geeigneter Auf-
träge nach Rußland weitergezogen, doch der
Pariser Clmrle: de llrlßfßdll hat hier einen blei-
benden Wirkungskreis gefunden. Seine Ent-
würfe für den Neubau des Eirenrlddler Xeblarie:
1794-1805 gliedern die einzelnen Trakte zu
selbständig kubischen Gebilden aus, die mäch-
tige Doppelkolonnade der Gartenfront (Abb. 12)
wird nur lose dem Hauptbau angeschoben
und erhält eigene architektonische Werte.
Obwohl nur zum Teil ausgeführt, ist dieses
interessante Schloß wichtig, zumal sich im
Bereiche der kaiserlichen Bautätigkeit kein
solch großes Unternehmen Endet und erst
die 1820-1823 für Erzherzog Karl von
Kornhäusel errichtete Weilhnrg bei Baden mit
ähnlichen Dimensionen rechnet. In der Auf-
fassung verwandt erscheint manches am
Ausbau des Schlosses zu Errulbrunn (Abb. 8),
der seit 1775 von Prosper von Sinzendorf
betrieben wird. Eine zinnenbekrönte Mauer
mit turmartigen Toren, die originelle, breit-
gelagerte klassizistische Eingangijfrant mit spät-
barockem Torturm, vor allem aber der für
die Petrefaktensarnrnlung bestimmte „Stein-
Jaa" verdient Beachtung, ist er doch mit
Paaren dorischer Säulen gegliedert, eine relativ
frühe Verwendung dieser Ordnung, deren
Wiederentdeckung um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts in England für die Baukunst des
Klassizismus von Bedeutung war. Gegenüber
solch anspruchsvollen Schlössern erscheint die
Bautätigkeit von Adel und Bürgertum in der
Stadt eher bescheiden. Schon die Zahl der
Neubauten, die in den ersten beiden De-
zennien des 19. Jahrhunderts entstehen, ist
gering. Die Wiener Werke Moreaus ragen
besonders glanzvoll hervor: 1808 entstand
das Dianabad, dessen Fassadengliederung für
das biedermeierliche Wohnhaus wichtig wer-
den sollte; 1809-1813 errichtete er das
Palai: Paw in der Wallnerstraße mit der
reizvollen Innenarchitektur des Raphael Rilier
von Rigel.
Auch die nachjoseiinische Zeit wollte zur
Vervollständigung des architektonischen Ge-
samteindruckes nicht des englischen Land-
schaftsgartens entraten. Jener beim Palais
Rasumofsky oder der 1829 beim Harrach'schen
Schloß Bruck a. d. Leitha angelegte seien
erwähnt. Darüber hinaus aber gewann der
Landschaftsgarten um 1800 durch die Steige-
rung seiner romantischen Qualitäten an künst-
lerischer Selbständigkeit, was die oft origi-
nellen und ideenreichen Gartenbauten unter-
streichen. Unter den kaiserlichen Gärtnern war
Franz II. der Romantiker; die Frangenrbarg (u
Laxenburg (Abb. 11), als „Gartenhaus
stalt einer gotischen Burgveste" 1791
inmitten eines künstlichen Sees angelt
zweifellos von englischen, vielleicht d!
Löwenburg bei Kassel-Wilhelmshöl
mittelten Anregungen beeinflußt, bot
wie der „Rittergau" mit Turnierplatz,
säule und Rittergruft nicht zuletzt du.
aus allen Landesteilen hierher verl:
Kunstwerke einen prächtigen und s
renden Rahmen für die Feste des
Kongresses. Das romantische Prograi
Landschaftsgartens kannte verschiede
zente; etwa die „Natürlichkeitf welc
in Grottenanlagen darzustellen sucht,
Hohenberg 1777 für den Schloßpatk zu
entwarf oder wie sie noch in Res
I .andschaftsgarten von Manna erhalten
den Jerome Bonaparte 1817 erwar
anderer Akzent war die Wehmut und
deren Requisit das echte oder Hngierte 4
war, etwa jenes des Feldmarschalls Gra,
im Neuwaldegger Park, das Grabn
Gideon Freiherrn von Laurlan in einer
Verwilderung der Gegend selbst
geführten Stimmung" oder das Gr
Unbekannten Soldaten, welches Jol
von Liechtenstein im Hurarentelnpel (A
errichtete, in dem er in der Krypta 7
der Schlacht bei Aspern beisetzte. Ai
Denkmal konnte diese Funktion erfü
der Alxingerilein im Geymüllerlsche
(Abb. 10) zu Pötzleinsdorf oder die
mäler für Maria Theresia, Josef II.
Kaunitz und Erzherzogin Maria Cl
welche der kaiserliche Hof Juwelier Fran
von Mack seit 1791 in Kalksburg au
wo er neben der Pfarrkirche im Geläi
heutigen Jesuitenkollegs einen großer
mungspark anlegen ließ. Besonders rei
vielfältig sind die Gartenanlagen des
Liechtenstein, der nicht nur die bizarre:
formationen der Hinterbrühl als Kuli
künstliche Ruinen wählte, sondern a
Eisgrub und Feldsberg durch Hart
Kornhäusel und Engel besonders intei
Gartenarchitekturen aufführen ließ.
Landschaft und Gärten waren es auch,
die Ausgestaltung der Xtarll Baden
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestii
Die Ylzemlalbdrler (Abb. 9), die hier e
wurden, waren meist ebenso in Grün g
wie die Villen, welche um den St:
herum entstanden. Hier fand Josef
häusel eine Fülle von Aufgaben für sei
gepdegte, geschmacks- und proportions
Architektur, welche von bürgerlichen
bauten über das Rathaus, das Theat
Variationen zum Thema Badehaus I
Weilburg reichte.
Die Generation der „Klassizisten": l
berg, Nigelli, Quarenghi, Montoye
Hardtmuth, sank zwischen 1811 und 1
Grab. 1818 kam Peter von Nobile nacl
und mit seiner Tätigkeit setzt der Spä
zismus des Vormärz ein, dem auch die s
Werke Moreaus und Kornhäusels verp
sind. Als Reaktion gegen den aufwc
Neoklassizismus sollte er den Bauge
josefinischer Zeit letztlich doch zum
bruch verhelfen.