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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 81)

 
Frau befreundet, auch in Worlilc zu Gast; 
kein Wunder, wenn Welker nach Aigen kam 
und in der malerischen Salzburger Landschaft 
reichliche Vorwürfe für seine Arbeit fand. 
ln der reichen Bibliothek, die der Feldmar- 
schall mit seiner Frau sammelte, fand sich 
neben dem klassizistischen auch der roman- 
tische Geschmack vertreten: Illustrationen von 
Blake, vor allem auch die Rührstücke von 
lfHand und Kotzebue. 
War der Worliker Park aus dem Nichts - 
aus Weiden, Felshängen, Lehmgruben, Fisch- 
teichen - neu geschaffen worden, so wurden 
aufden Besitz der Primogenitur alte, im Barock- 
stil angelegte formale Gärten vom neuen 
Geist verändert. In Wien beim Vorstadtpalais, 
in Rotenhof bei Krummau wurden so fran- 
zösische zu englischen Parks umgeschaffen. 
Erst der nächsten Generation gehört ein 
Bauvorhaben an, bei dem die Auswirkung 
der Romantik ein riesenhaftes, eine ganze 
Landschaft behetrschendes Werk schuf: den 
neogotischen Umbau von Fraucnberg. Dieser 
geschah schon unter anderen Verhältnissen, 
und es ist dem jüngsten Schilderer des Schlos- 
ses, Josef Hilmera, durchaus zuzustimmen, 
wenn er einen solchen Bau mit politischen 
Zeitströmungen in Zusammenhang setzt. Bau- 
ten wie Frauenberg (oder Eisgrub, Sychrov, 
Hohenschwangau, Balmoral) gehören zur 
restaurativen legitirnistischen Politik. Nicht 
umsonst wurden sie von Lesern von Sir 
Walter Scott gebaut. Nun gehörte freilich 
auch zur romantischen Geisteshaltung das 
„zum Volke gehen" w und gerade das verband 
sie ja mit der menschenfreundlichen Stimmung 
der Aufklärungszeit. Das Bindeglied zwischen 
Aufklärung und Romantik bildet Rousseau i 
ein Lieblingsautor der Feldmarschallin. Für 
ihre Generation war das „zum Volke gehen" 
noch sozusagen problemlos, insofern in Mittel- 
europa das Nationalitätenproblem noch schlum- . 
merte. F.s war für sie nichts natürlicher, als 
sich für das Volkstum der Worliker bäuer- 
lichen Bevölkerung zu interessieren und dabei 
in den Worliker Wäldern ein „Tirolerhaus" 
zu bauen, das die volkstümliche Bauweise 
eines ganz anderen Landstrichs nachahmte. 
Schon für die nächste Generation, schon im 
Vormärz, ergaben sich da Fragen, die jeder 
nach bestem Verständnis löste. Wenn also 
ihr zweiter Sohn und Stammhalter als Student 
der malkontenten Deutschen Burschenschaft 
nahestand, als Fürst aber der nationalen 
Erweckung in Böhmen so sehr entgegenkam, 
daß er gelegentlich als „kniie ze Swarzen- 
berka" unterzeichnete, dann war das nicht 
WidCfSPfUChSVOll, sondern logisch. Gerade die 
Burschenschaft lehrte ja die herrschenden 
Klassen 7 den Adel gewiß nicht ausgenome 
men - „zum Volke gehen"; es versteht sich 
aber, daß gerade für den Adel sich in der 
Romantik die Neigung zur Volkstümlichkeit, 
zur Natürlichkeit und zur Geschichte unlösbar 
verschmolz. Es ist überhaupt so, daß, wenn- 
gleich die Romantik nicht etwa vom Adel 
ausgegangen ist, doch gewisse romantische 
Gedankenverbindungen und Gefühlsassozia- 
tionen für den Adel besonders bezeichnend 
waren. Daher kommen Jagd und Landschafts- 
gärtnetei so nahe an wesentliche politische 
Gesinnungen heran, daß sie zu ernsthaften 
Lebensinhalten werden; man denke an den 
höchstgestellten Romantiker Österreichs, an 
Erzherzog Johann, und seinen Brandhofl 
Hingegen finden wir im Briefwechsel des 
Feldmarschalls kaum einen Hinweis auf die 
patriotische Dichtung der Freiheitskriege. 
Wohl fühlte er die Poesie der Reiterkämpfe, 
die seine jungen Jahre ausgefüllt hatten. 
Doch als er an der Spitze von Hunderttau- 
senden für operative Entscheidungen und 
Nachschub zu sorgen hatte, da stärkte er 
sich nicht etwa mit Körners waffenklirrenden 
Versen; da war es der Gedanke an Worliks 
Wälder und Wiesen, was ihn aufheitern, 
beruhigen und ermuntern konnte. 

	        
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