Frau befreundet, auch in Worlilc zu Gast;
kein Wunder, wenn Welker nach Aigen kam
und in der malerischen Salzburger Landschaft
reichliche Vorwürfe für seine Arbeit fand.
ln der reichen Bibliothek, die der Feldmar-
schall mit seiner Frau sammelte, fand sich
neben dem klassizistischen auch der roman-
tische Geschmack vertreten: Illustrationen von
Blake, vor allem auch die Rührstücke von
lfHand und Kotzebue.
War der Worliker Park aus dem Nichts -
aus Weiden, Felshängen, Lehmgruben, Fisch-
teichen - neu geschaffen worden, so wurden
aufden Besitz der Primogenitur alte, im Barock-
stil angelegte formale Gärten vom neuen
Geist verändert. In Wien beim Vorstadtpalais,
in Rotenhof bei Krummau wurden so fran-
zösische zu englischen Parks umgeschaffen.
Erst der nächsten Generation gehört ein
Bauvorhaben an, bei dem die Auswirkung
der Romantik ein riesenhaftes, eine ganze
Landschaft behetrschendes Werk schuf: den
neogotischen Umbau von Fraucnberg. Dieser
geschah schon unter anderen Verhältnissen,
und es ist dem jüngsten Schilderer des Schlos-
ses, Josef Hilmera, durchaus zuzustimmen,
wenn er einen solchen Bau mit politischen
Zeitströmungen in Zusammenhang setzt. Bau-
ten wie Frauenberg (oder Eisgrub, Sychrov,
Hohenschwangau, Balmoral) gehören zur
restaurativen legitirnistischen Politik. Nicht
umsonst wurden sie von Lesern von Sir
Walter Scott gebaut. Nun gehörte freilich
auch zur romantischen Geisteshaltung das
„zum Volke gehen" w und gerade das verband
sie ja mit der menschenfreundlichen Stimmung
der Aufklärungszeit. Das Bindeglied zwischen
Aufklärung und Romantik bildet Rousseau i
ein Lieblingsautor der Feldmarschallin. Für
ihre Generation war das „zum Volke gehen"
noch sozusagen problemlos, insofern in Mittel-
europa das Nationalitätenproblem noch schlum- .
merte. F.s war für sie nichts natürlicher, als
sich für das Volkstum der Worliker bäuer-
lichen Bevölkerung zu interessieren und dabei
in den Worliker Wäldern ein „Tirolerhaus"
zu bauen, das die volkstümliche Bauweise
eines ganz anderen Landstrichs nachahmte.
Schon für die nächste Generation, schon im
Vormärz, ergaben sich da Fragen, die jeder
nach bestem Verständnis löste. Wenn also
ihr zweiter Sohn und Stammhalter als Student
der malkontenten Deutschen Burschenschaft
nahestand, als Fürst aber der nationalen
Erweckung in Böhmen so sehr entgegenkam,
daß er gelegentlich als „kniie ze Swarzen-
berka" unterzeichnete, dann war das nicht
WidCfSPfUChSVOll, sondern logisch. Gerade die
Burschenschaft lehrte ja die herrschenden
Klassen 7 den Adel gewiß nicht ausgenome
men - „zum Volke gehen"; es versteht sich
aber, daß gerade für den Adel sich in der
Romantik die Neigung zur Volkstümlichkeit,
zur Natürlichkeit und zur Geschichte unlösbar
verschmolz. Es ist überhaupt so, daß, wenn-
gleich die Romantik nicht etwa vom Adel
ausgegangen ist, doch gewisse romantische
Gedankenverbindungen und Gefühlsassozia-
tionen für den Adel besonders bezeichnend
waren. Daher kommen Jagd und Landschafts-
gärtnetei so nahe an wesentliche politische
Gesinnungen heran, daß sie zu ernsthaften
Lebensinhalten werden; man denke an den
höchstgestellten Romantiker Österreichs, an
Erzherzog Johann, und seinen Brandhofl
Hingegen finden wir im Briefwechsel des
Feldmarschalls kaum einen Hinweis auf die
patriotische Dichtung der Freiheitskriege.
Wohl fühlte er die Poesie der Reiterkämpfe,
die seine jungen Jahre ausgefüllt hatten.
Doch als er an der Spitze von Hunderttau-
senden für operative Entscheidungen und
Nachschub zu sorgen hatte, da stärkte er
sich nicht etwa mit Körners waffenklirrenden
Versen; da war es der Gedanke an Worliks
Wälder und Wiesen, was ihn aufheitern,
beruhigen und ermuntern konnte.