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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 81)

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Srhloß Hlubuki (Fruuenberg). Clltnl. Rtilltallc, freitragende 
Wendeltreppe auf an Galerie 
Srhloß Hradek im HHHICC Kralovt (Kuniggrätz), Treppen- 
hau: 
 
Frömmigkeit. Denkmäler der böhmischen 
Könige treffen wir neben den Obelisken 
Georgs von Frundsberg und Prinz Eugens 
Wie dem Altar Willianm Shakespeares; die 
Grabtumba Karls IV. und die Denksiiule 
Georgs von Podiebrad stehen hier unweit 
des Grabmals Maria Theresias, des Felsen- 
grabes Josefs II. und der Urnentumba des 
Siegers von Leipzig. Der Dresdner l-lofbilrle 
hauer F. Pettrich schuf auf der obersten, 
durch ein gotisches Portal zugänglichen Ter- 
rasse eine (iedenkstätte der drei Kaiser der 
Befreiungskriege; ein neugutischer kapellen- 
artiger Stockwerksbau aus dem Jahre 1826 
enthält hier im Obergeschoß einen mit goti- 
sierenden Wandmalereien geschmückten Salon, 
dessen illusionäres Netzgewölbe die Porträt- 
medaillons der böhmischen Könige von 
Vratislav I. bis Josef II. und Franz I. wie 
auch legendärer Heldengestalten der böhmir 
schen Vergangenheit trägt. Eine Abbildung 
der romantischen Franzensburg in Laxenbtirg 
gibt hier Zeugnis vom Ansehen, welches dieses 
merkwürdige friihromantische, Wahrheit und 
Schein vermischende Museum zur Zeit seiner 
Entstehung auch in Böhmen genoß. 
Auch bei der Kürze des uns hier zur Verfügung 
stehenden Raumes können wir bei unscrcr 
Betrachtung an einer anderen patriotischen 
Gedenkstätte Böhmens nicht ohne Erwähnung 
vorübergehen: der Ruhmeshalle f Slavin zu 
Tupadly (Tupadl) bei Melnik. Antonin Veith 
(der Besitzer der Herrschaft LibechovfLiboch), 
ein glühender Patriot und Freund F. Palackyis, 
P.  Safai-iks und V. Hankas, gründete hier 
1840, sicherlich nicht ohne Kenntnis der 
Walhalla, einen pseudoromanischen Zentral- 
bau, dessen Nischen 24 Bronzestatuen von 
Gestalten aus der Vergangenheit Böhmens 
nach der Wahl F. Palackfs aufnehmen sollten. 
Acht monumentale Statuen dieses Programms 
fanden Verwirklichung durch I.. v. Schwan- 
thaler und wurden, als das Projekt 'I'orso blieb, 
im Pantheon des Nationalmuseums zu Prag 
aufgestellt. Gleichzeitig entstand auf derselben 
Herrschaft im Walde bei Libl-chov (Liboch) 
auf Anregung M. F. Klacels (180811882), 
eines Freundes R. Eitelbergers, des ersten 
Direktors des Österreichischen Museums für 
Kunst und Industrie, in einer Höhle der 
dortigen Sandsteinfelsen, der „Klacelka", ein 
Reliefzyklus von Szenen aus (ioethes Reinecke 
Fuchs, daneben auch eine monumentale Dar- 
stellung der mythischen, im Berge Blanik 
schlafenden Ritter, zugleich mit den Gestalten 
der großen hussitischen Heerführer, ein Ju- 
gendwerk Vaclav Levi's (182071870). 
Die überall sich regendc Begeisterung für die 
mittelalterliche Vergangenheit blieb jedoch 
keineswegs auf derartige romantische Kund- 
gebungen vaterländischen Geistes beschränkt; 
auch in der Wohnkultur und Baukunst zeigen 
sich bald ähnliche Bestrebungen, zunächst 
allerdings meist begrenzt auf gebildete feudale 
Kreise. Schon die „Spazierfahrten in die 
In Böhmen war das erste anspruch 
bauliche Unternehmen dieser Art der 
des aI1wzrllurrggräflichezz l Jrxrlranm im 
lichen Tiergarten zu Prag-Bubenec 
Oberstburggrafen Johann Rudolf Graf 
tek, den uns bereits bekannten Besii 
Herrschaft Veltrusy. Das spätgotischi 
Kaiser Rudolf Il. als Loggienbau umg 
Lustschloß erhielt nach 1804 sein ncug 
Aussehen nach den Plänen des Profes 
ständischen polytechnischen Instituts 
Fischer (17687 1828), eines Architekm 
cher ebenso wie sein Mitarbeiter  
Joendl bei seinen übrigen Bauten s 
Vertreter eines akademisch-trockenen 
zismus erscheint. Während eines 
Nienschenalters behaupten sich allerd 
den großen Schloßbatiten des erste 
hunrlertdrittels in Böhmen und Mähn 
die Stilforrnen des Klassizismus, wi 
bei dem Bau des Schlosses Kacina (l 802 
errichtet nach Plänen Chr. F. Schuric 
der Errichtung des Schlosses Nove 
(Gratzen) nach Entwurf li. v. XVers 
(1801 1810) oder bei den zahlreichen 
sern, die von dem riihrigen Wiener 
tekten Heinrich Koch (l78li1861) bi 
zweite Hälfte des Jahrhunderts cn 
werden. 
Erst mit Beginn der (lreißiger Jahre 
der Gedanke der Wiederbelebung d. 
schen Kunst bei baulichen Unterneh 
größerer Art festen Fuß fassen, gleic 
sich um eine puristische Erneuerur 
Denkmäler oder um „stilgerechte" Ne 
handelte. Die Initiative blieb weiterhir 
Händen der großen Auftraggeber aus 
des Hochadels und der Kirche, wahr 
Bürgertum noch lange seinen Lebensa 
im Biedermeier fand. Entsprechend x 
dingungen des österreichischen Vorr 
auch für die böhmischen Länder, be 
für Mähren, auch die Baukunst eng 
Wiens gebunden; zahlreiche Werke 
Stilrichtungen jener Jahrzehnte entstel 
unter unmittelbarer Mitwirkung von 
Künstlern. So wurde 1836 unter dem O 
Erzbischof Ferdinand Grafen Cho1 
histurisierenrle Erneuerung der gotiscl 
Mauritz-Kollegiats-Kirche in Kr0:11r-'r'1'z' 
sier) durch den Hofarchitekten und 
metzen Franz Jäger aus Wien (1788- 
einen Nachfahren der Thannheimer 
baumeister und begeisterten Kunsts: 
begonnen. Gemeinsam mit diesem 
künstler im altteutschcn Style" wirkt 
bei der neugotischen Ausstattung die 
Maler Leopold Kupelwieser und Anto 
mit. In Böhmen wurde zu gleichr 
(183871843) die spätgtztische, von  
tini-Aichl barock umgebaute Schloßki 
Rychnov njKn. (Reichenau) durch d 
bischöflichen Architekten F. Pavicek (1 
1861) durchgreifend regotisiert, undin 
(Turnau) in Nordböhmen entstand se
	        
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