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ALBERT PARIS GÜTERSLOH A
- MALER UND DICHTI
ER ZUGLEI(
itezeit aller Künste im 18. Jahrhundert
terrcich die Gestaltungsprinzipien der
lergangcnheit niemals in Vergessenheit
l allen Zeiten sind sie als eine kraftvolle
iung spürbar und selbst noch in der
g erkennbar. Immer wieder gibt es
turen, in deren Werken die barocke
in verwandelter Form aufersteht.
Anton liaistauer fühltc das barocke
}eist und Blut". Weit origineller und
erscheint es im Leben und Werk
zrationsgenossen Albert Paris Güterslnh,
IfC 1909 mit der Neukunstgruppe zu-
lSSICllIC und Aufsehen erregte.
is Gütcrsloh hat seine Freunde und
von einst alle überlebt. Mehr denn je
lcrisch tätig und gestaltet die Erlebnis-
reichen lnncnwelt mit den Mitteln des
i Dichters. Beide Ausdrucksmöglich-
entfaltetcn sich erst nach einer erfolg-
aoche als Schauspieler, nach einem
rlcr Bühne, in deren Bereich ja Dichter
beheimatet sind. Allein diese Tatsache
in „barockes" Phänomen. Obwohl im
ersloh die künstlerische Dreiheit von
r, Maler und Dichter erst im Nach-
:h entfaltete und erst nach der Aufgabe
pielerberufes abwechselnd und gleich-
Dichter und Maler in Erscheinung
tann diese Dreiheit nur als eine Mani-
ines unsichtbaren, einheitlichen Ur-
fgefaßt werden, in dem von Anbeginn
erpersönlichkeit Güterslnh gegründet
Verwurzelung in einem künstlerischen
:n befähigte Gütersloh, die seit dem
IS getrennten Künste wieder in ihrer
den Einheit zu ahnen, zu fühlen und
„ut pictura poesis - wie die Malerei
sie zu verwirklichen. Gütersloh wird
daher gerne von den Malern als ein Dichter und
von den Dichtern als ein Maler angesehen, un-
wissend, daß in allen Hochzeiten der Künste jeder
Maler „redet" und jeder Dichter „malt", das heißt
daß poetische und darstellende Künste eine un-
trennbare Einheit sind und jeder Dichter ein
Maler und umgekehrt ist.
ln diesem einheitlichen Bereich von redenden und
bildenden Künsten herrscht das Gesetz der Ver-
wandlung, der Metamorphose, der Bildung und
Umbildung. Sein morphologisches Grundelement
ist das „Bild", die Metapher, die Auge und Ohr
in gleicher Weise anzusprechen vermag. Die
Metapher ist eine Urmutter des Poetischen, die
keine logisch-diskursive Begrenzung duldet. Sie
bewegt und verwandelt sich stets in Fühlung mit
dem Ganzen und behält im intellektuellen Bereiche
ihre anschauliche Kraft. Hier wird sie zu einem
lntellectus archetypus, zu einem bilderscharfenden
Verstand, der in der Malerei und in der Dichtung
gleiches bewirkt, der das Entlegenste, die diffe-
rentesten Ebenen noch miteinander verbinden
kann. Dieser bilderschaifendc Verstand liebt das
Dunkle ebenso wie die Scharfsinnigkeit, die
barocke Argutezza, die Phantasie, die sich im
Geistvollen, Witzigen, Pointierten und Zuge-
spitzten auslebt. Dieser bildcrschaffende Verstand
bedient sich der „Ver-Ähnlichung" wie der „Ver-
Fremdung", der überraschenden und unerwarteten
Verbindungen, um in allen seinen Äußerungen
etwas von dem dunklen und geheimnisvollen
Seinsgrund der Kunst und unseres Daseins ahnen
zu lassen. Diese Gestaltungsprinzipicn, über die
Albert Paris Gütersloh mehr denn jeder andere
Künstler der Gegenwart in souveräner Weise
verfügt, sind unverfälschtes „barockes" Erbe, sind
eine Wiedergeburt barocker Geistigkcit.
Die schöpferische Wandlungsfihigkeit mag wohl
auch der Grund gewesen sein, daß Gutersloh, der
am 5. Februar 1887 in Wien geboren wui
mehrmals seinen Namen wechselte. Als St
einfacher Leute, väterlicherseits aus dem W:
viertel, mütterlicherseits aus Oberösterreich st:
mend, verlebte er seine Kindheit unter seit
bürgerlichen Namen Albert Konrad Kiehtreil
Ursprünglich wollte er, wie auch schon sein Va
den priesterlichen Beruf ergreifen, verfehlte
aber gleich ihm. Seine „sazerdotale Verfassui
führte ihn zum Theater, ließ ihn die Kanzel
der Bühne vertauschen. Unter dem Namen All
Matthäus trat er in den österreichischen Prov.
theatern auf, um schließlich am Deutschen The:
bei Max Reinhardt in Berlin zu landen. Gesu
heitliche Gründe veranlaßten ihn, die Bühne
verlassen, konnten aber den schöpferischen Dr
nach Gestaltung und Selbstdarstellung nicht
einträchtigen. Als Albert Paris Gütersloh beg
er ein „neues" Leben und debütierte im _]ahre 1
als Autodidakt in der Ausstellung der Neuku
gruppe bei Pisko in Wien.
Wie seine Mitstreiter und Malerfreunde ging
anschließend nach Paris. lm Jahre 1914 erl".
er bei der Reininghauskonkurrenz den zwc
Preis. Den Weltkrieg machte er als Kriegsi
williger mit. Nach 1918 gesellte er sich zu Fr
Blei und war an der Zeitschrift „Die Rettung
Blätter zu der Erkenntnis der Zeit" beteiligt,
es aber nur auf 14 Nummern brachte. In a
diesen jahren erschienen Bilder und Dichtung
die Aufsehen erregten. Güterslohs „sazerdo
Verfassung" stand immer in Opposition gegen
Profane der Welt, in der er lebte, sie trug i
gerade in diesen Jahren zahlreiche politis
Anfeindungen ein, so daß er sich entschl
nach München zu übersiedeln. Aber schon 1
kehrte er wieder nach Wien zurück, um d
Stadt, die in allem seinem Wesen entspricht,
mehr für Reisen zu verlassen.