Es wurde schon wiederholt in verschiedenen Publi-
kationen von in- und ausländischen Kunsthistorikern
und Kunstkritikern auf die wachsende Bedeutung
Wiens als ..eines Zentrums der modernen Plastik"
hingewiesen. trotzdem können wir schon bei einem
einmaligen Durchblättern eines Lexikons moderner
Plastik feststellen, dafi wir in seinen Spalten viele
junge österreichische Bildhauer vermissen. obwohl sie
mindestens ebenso gute Arbeiten wie ihre gleiche
altrigen Kollegen aus Deutschland. Frankreich oder
den USA vorweisen können. Es ist daher notwendig,
gerade bei einer Betrachtung der Leistungen auf dem
Gebiete der Bildhauerei der letzten zehn Jahre dem
Wirken der jüngeren Generation und der bis jetzt
noch wenig oder zu wenig Beachteten mehr Auf-
merksamkeit zu schenken.
Zu Beginn unseres Jahrhunderts deutete noch nichts
darauf hin, daß es in Österreich zu einer solchen
Konzentration hoher Qualitäten des plastischen
Schaffens kommen würde. Einzig Anton Hanak
findet zu persönlichen Leistungen. die. wie wir oti
jetzt erst erkennen. richtungweisend sind. Doch
gelingt es auch ihm nicht - zum Teil sehr zu Unrecht
- über die Grenzen seiner Heimat hinaus zu wirken.
(Auch die Ausstellungen in Rom. Dresden. Köln und
Stockholm ändern daran nichts. die Aufträge für
Ankara kamen zu spät.) Erst seinem 1907 geborenen
Schüler Fritz Wotruba gelang es. einen neuen Weg
zu gehen und sich kraft seiner Leistungen inter-
nationale Anerkennung zu erringen. Seine strenge,
verdichtete Ausdrucksweise. ihre Würde und Ge-
schlossenheit. die an ägyptische Königsstandbilder
gemahnt, zeugt von menschlicher Größe. Wotrubas
Plastiken komprimieren mit ihren harten. kantigen
Formen und einfachen. rhythmischen Strukturen
menschliches Sein. ohne auf literarische lnterpree
tationen spekulieren zu müssen. Besonders seine
schreitenden und stehenden Figuren sind in ihrer
Vertikalitdt. mit jenen sparsamen horizontalen
Gliederungen der Gelenke. Zeugen der menschlichen
Autgerichtetheit, verantwortungsbewußtes So-Sein,
Stehen im gegebenen Roum. Der Ausstrahlung seiner
künstlerischen Potenz konnten sich 7 abgesehen von
seiner Lehrtätigkeit - nur wenige Bildhauer der
nachkammenden Generation entziehen. Parallel zu
seiner Entwicklung verläuft jene des 1911 geborenen
Heinz Leinfellner. bei dem wir eine größere Abi
hiingigkeit von kubistischen Vorbildern tinden.
Besonders die Maler Picasso und Braque haben sein
Werk beeintiußt. Mit einer Betonung der Horizontalen
sind Leinfellners Werke mehr den chthonischen
Kräften verbunden. Hier wandeln sich die blockhaften
Formen am frühesten zu röhrenförmigen Fügungen.
wie wir sie dann auch. in seiner Art. bei Wotruba
finden. Leinfellners Vorliebe gilt dem Relief. Auch
von diesem Zweig seines Schaffens ist moncheAnregung
ausgegangen. Aus dem Kreis um Leinfellner. der sich
spöter im Art Club zusammenfand. kam auch Wander