Lehrer, Er hat in den letzten Jahren mit Bronze-
güssen, die beweglichen Raumgraphiken gleichen.
einen eigenen Weg beschritten. Mit Umgreifungen und
Einbeziehungen des Zwischenraumes versucht er eine
neue Ebene zu erobern. eine Durchdrrngung des
Raumes mit einer gewissen Ordnung zu bewältigen.
Es bleiben noch zwei Außenseiter zu nennen. die
bei sehr beachtlichen LClSlUHQCW und jeweiligem
Engagement einen diametralen Standpunkt bezogen
haben. Alfred Hrdlicka (1928) hat sich in den letzten
Jahren erstaunlich rasch durchgesetzt. noch dazu mit
Arbeiten. die mit ihren expressiven Formen gänzlich
aus dem Rahmen aller ernsthaften Bestrebungen bild-
hauerischen Schaffens der letzten Dezennien fallen.
Einerseits von Rodin und anderseits von Michelangelo
(Sklaven vom Juliusgrabmal. Mediceergrüber!) her-
kommend. lößt Hrdlicka jeweils das Material mit
seiner diesem innewohnenden rohen Kraft am
Gestaltungsakt teilhaben. Das Thema ist immer der
Mensch in Ausnahmesituationen. Die Torsi dieser
Leidenden. Erniedrigten und Verfolgten haben sicher
eine erschütternde Sprache, das große Können und
die Redlichkeit des Künstlers sind evident. ob jedoch
die von einmalig heftigen Impulsen getragenen
Gebärden seiner Figuren gerade unserer Zeit ent-
sprechen. kann nicht eindeutig bejaht werden, Es
stellt sich vielmehr die Frage. ab hier nicht doch die
heroische Sprache vergangener Jahrhunderte ge-
sprochen wird. Auch bei Hrdlicka ist eine Betonung
derVertikalen gegeben; diese. und jene. noch in den
freiesten Abwandlungen, vam menschlichen Maß und
Rhythmus seines Körpers und seines Wesens geprägten
Akzente finden wir in allen Arbeiten der österrei-
chischen Bildhauer manifestiert. Noch in den Medi-
tationsabjekten Karl Prantls (dessen Schaffen an
anderer Stelle des Heftes gewürdigt wird) ist diese
Verbindung von unten nach oben und von oben nach
unten Gegebenheit. Diese Bindung und das Festhalten
am menschlichen Maß ist durchaus keine zufällige
Eigenschaft der österreichischen Plastik. sondern eher
aus der starken Überlieferung des Ostens zu resul-
tieren. einer Überlieferung. die in der Ikone und im
kontemplativen Leben Ausdrucksformen gefunden
hat.
Hier wöre dieser Artikel über die Wiener Plastik zu
schließen. wenn nicht die Zeit und die Entwicklung
weiterginge. Es sei daher noch ein weit extremerer
Außenseiter (in die andere Richtung) erwähnt. dessen
Werk man nur sehr bedingt der ..Plastik" zuordnen
kann. das jedoch auf alle Fülle der Beachtung wert
ist. Es ist Curt Stenvert (Steinwendner). der 1920 in
Wien geboren wurde. Seine funktionellen Objekte
weisen in die Zukunft. er will das Ausdrucksmittel
des Z1. Jahrhunderts gefunden haben. Auch hier
Engagement um des Menschen und seiner Existenz
willen! Mit Gegenständen unseres täglichen Ge-
brauches. mit Kitschobjekten, Zeitungsciusschnitten.
Puppen und dergleichen werden Beziehungen ge-
schaffen. die den Betrachter zum Nachdenken bringen.
..Pop-Art"? Ja und nein. In der Anwendung der
Mittel mit dieser verwandt. stößt Stenvert über jegliche
Willkür zu einer gezielten gesellschaftlichen Funk-
tion" vor. Ein in jeder Situation die Wahrheit bezeu-
gender und entschlciernder Mensch geht hier. alle
Erkenntnisse unserer Zeit einkalkulierend. mit einer
Direktheit voll Satire. Humor. aber auch großem
Ernst, daran, uns an Dinge zu erinnern. die unan-
genehm. aber Gegebenheiten sind.
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Otto Eder. Stehende. 1965. Marmor. Höhe 87(
Kurt Goebel. Zeichen. 1965. Stampfbeton. H
2.20 m. rechts 2.40 m
Franz Anton Coufal. Figuren im gekreuzten Ri
Bronze-Unikat. Höhe 110 cm
Alfred Hrdlicka. Torso eines stehenden Jüngl
Roter rumanischer Marmor, Höhe 1.82 m.
Dr. Peter Müller. Wien
Curt Stenvert. Werk Nr. ZZO. Futter für
malen! Menschenarme für die Automat
ssxiieiwtm. Im BESNI des Kaiser-Wilhelm
Haus Lange. Krefeld