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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 82)

Lehrer, Er hat in den letzten Jahren mit Bronze- 
güssen, die beweglichen Raumgraphiken gleichen. 
einen eigenen Weg beschritten. Mit Umgreifungen und 
Einbeziehungen des Zwischenraumes versucht er eine 
neue Ebene zu erobern. eine Durchdrrngung des 
Raumes mit einer gewissen Ordnung zu bewältigen. 
Es bleiben noch zwei Außenseiter zu nennen. die 
bei sehr beachtlichen LClSlUHQCW und jeweiligem 
Engagement einen diametralen Standpunkt bezogen 
haben. Alfred Hrdlicka (1928) hat sich in den letzten 
Jahren erstaunlich rasch durchgesetzt. noch dazu mit 
Arbeiten. die mit ihren expressiven Formen gänzlich 
aus dem Rahmen aller ernsthaften Bestrebungen bild- 
hauerischen Schaffens der letzten Dezennien fallen. 
Einerseits von Rodin und anderseits von Michelangelo 
(Sklaven vom Juliusgrabmal. Mediceergrüber!) her- 
kommend. lößt Hrdlicka jeweils das Material mit 
seiner diesem innewohnenden rohen Kraft am 
Gestaltungsakt teilhaben. Das Thema ist immer der 
Mensch in Ausnahmesituationen. Die Torsi dieser 
Leidenden. Erniedrigten und Verfolgten haben sicher 
eine erschütternde Sprache, das große Können und 
die Redlichkeit des Künstlers sind evident. ob jedoch 
die von einmalig heftigen Impulsen getragenen 
Gebärden seiner Figuren gerade unserer Zeit ent- 
sprechen. kann nicht eindeutig bejaht werden, Es 
stellt sich vielmehr die Frage. ab hier nicht doch die 
heroische Sprache vergangener Jahrhunderte ge- 
sprochen wird. Auch bei Hrdlicka ist eine Betonung 
derVertikalen gegeben; diese. und jene. noch in den 
freiesten Abwandlungen, vam menschlichen Maß und 
Rhythmus seines Körpers und seines Wesens geprägten 
Akzente finden wir in allen Arbeiten der österrei- 
chischen Bildhauer manifestiert. Noch in den Medi- 
tationsabjekten Karl Prantls (dessen Schaffen an 
anderer Stelle des Heftes gewürdigt wird) ist diese 
Verbindung von unten nach oben und von oben nach 
unten Gegebenheit. Diese Bindung und das Festhalten 
am menschlichen Maß ist durchaus keine zufällige 
Eigenschaft der österreichischen Plastik. sondern eher 
aus der starken Überlieferung des Ostens zu resul- 
tieren. einer Überlieferung. die in der Ikone und im 
kontemplativen Leben Ausdrucksformen gefunden 
hat. 
Hier wöre dieser Artikel über die Wiener Plastik zu 
schließen. wenn nicht die Zeit und die Entwicklung 
weiterginge. Es sei daher noch ein weit extremerer 
Außenseiter (in die andere Richtung) erwähnt. dessen 
Werk man nur sehr bedingt der ..Plastik" zuordnen 
kann. das jedoch auf alle Fülle der Beachtung wert 
ist. Es ist Curt Stenvert (Steinwendner). der 1920 in 
Wien geboren wurde. Seine funktionellen Objekte 
weisen in die Zukunft. er will das Ausdrucksmittel 
des Z1. Jahrhunderts gefunden haben. Auch hier 
Engagement um des Menschen und seiner Existenz 
willen! Mit Gegenständen unseres täglichen Ge- 
brauches. mit Kitschobjekten, Zeitungsciusschnitten. 
Puppen und dergleichen werden Beziehungen ge- 
schaffen. die den Betrachter zum Nachdenken bringen. 
..Pop-Art"? Ja und nein. In der Anwendung der 
Mittel mit dieser verwandt. stößt Stenvert über jegliche 
Willkür zu einer gezielten gesellschaftlichen Funk- 
tion" vor. Ein in jeder Situation die Wahrheit bezeu- 
gender und entschlciernder Mensch geht hier. alle 
Erkenntnisse unserer Zeit einkalkulierend. mit einer 
Direktheit voll Satire. Humor. aber auch großem 
Ernst, daran, uns an Dinge zu erinnern. die unan- 
genehm. aber Gegebenheiten sind. 
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Otto Eder. Stehende. 1965. Marmor. Höhe 87( 
Kurt Goebel. Zeichen. 1965. Stampfbeton. H 
2.20 m. rechts 2.40 m 
Franz Anton Coufal. Figuren im gekreuzten Ri 
Bronze-Unikat. Höhe 110 cm 
Alfred Hrdlicka. Torso eines stehenden Jüngl 
Roter rumanischer Marmor, Höhe 1.82 m. 
Dr. Peter Müller. Wien 
Curt Stenvert. Werk Nr. ZZO. Futter für 
malen! Menschenarme für die Automat 
ssxiieiwtm. Im BESNI des Kaiser-Wilhelm 
Haus Lange. Krefeld
	        
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