Emil Breisach
Das Forum Siadipark als Grazer
Kunsfzenirum
34
1958 wurde die Vereinigung „Forum Stadtpark" gegründet. Die Statuten sehen den Bau eines gleichnamigen
Hauses vor. das der Konfrontation mit den geistigen und künstlerischen Strömungen der Gegenwart dienen
soll. Wie ist es dazu gekommen?
Die "Junge Gruppe". eine Vereinigung moderner Maler, Architekten und Photographen. suchte in Graz
vergeblich nach einem geeigneten Ausstellungsraum. als dem Leiter der Gruppe. Günter Waldort. der
Gedanke kam. das im Besitz der Stadtgemeinde befindliche, leerstehende und dem Verfall preisgegebene Stadt-
parkcafe. ein reichlich häßliches Gebäude aus der Gründerzeit. für Ausstellungszwecke zu adoptieren. Ein
diesbezügliches Ansuchen wurde eingebracht, der Stadtsenat zeigte die kalte Schulter. Man hatte kein Zutrauen,
daß es gelingen könnte. die tiir den Umbau erforderlichen Mittel aufzubringen. Doch diese Herausforderung
zeigt sich im Rückblick als die eigentliche Triebkraft für das Entstehen des neuen Unternehmens.
Presse und Rundfunk setzen sich spontan für die jungen Künstler ein. die „Junge Gruppe" schließt sich mit dem
..Steirischen Schrittstellerbund" und dem "Künstler-Club" unter dem Namen ..Forum Stadtpark" zusam-
men. Die gesammelte Streitmacht richtet ein neuerliches Gesuch an die Stadtgemeinde. Diese aber
beschließt - und dadurch kommt die Lawine endgültig ins Rollen - nicht etwa. dem gemeinsamen Verlangen
nachzugehen. sondern den schleunigen Abriß des Gebäudes. offenbar, um die .drohende Gefahr' abzu-
wenden.
"Die Revolution im Stadtpark" 7 ..Mit der Spitzhacke gegen die junge Kunst" e solche und ähnliche Schlag-
zeilen beherrschen die Kulturseiten der Grazer und Wiener Presse. Auch die dem Bürgermeisteramt politisch
nahestehende Zeitung macht keine Ausnahme. Kulturelle Institutionen und namhafte Persönlichkeiten des
geistigen Lebens stellen sich in Protestbriefen auf die Seite der Künstler. Der Stadtsenat sieht sich genötigt. eine
neuerliche Sitzung einzuberufen. Er widerruft seinen Beschluß - ein in der Geschichte der Stadt einmaliges
Ereignis - und erklärt sich bereit. mit einem rechtlich fundierten Verein zu verhandeln und diesem eine Frist
zum Nachweis der erforderlichen Mittel und zur Vorlage eines akzeptablen Architektenplanes einzuräumen.
Für die weiteren Vorgänge mögen Stichworte genügen. Die Vereinigung „Forum Stadtpark" wird konstituiert,
die Popularität. die das neue Unternehmen in der Bevölkerung besitzt. muß unverzüglich ausgenützt werden.
doch es ist ein weiter Weg von den ersten 5000 Schilling. die ein Privatmann spendet, bis zu einer Summe von
über einer Million. Die Künstler, deren Angehörige und Freunde nehmen die Sammelbüchse in die Hand und
gehen auf die Straße; aus ganz Österreich treffen. von Malern und Bildhauern gespendet. Kunstwerke ein.
private Sammler werden - häufig trotz ihres Mißtrauens gegen die Moderne _ zu Käufern gemacht: Schau-
Spieler. Orchester. selbst Blasmusikkapellen geben Benehzvorstellungen; Bettelbriefe, Haus- und Listen-
sammlungen erbringen unerwartet hohe Beträge; die ersten Materialspenden treffen ein: der Landeshauptmann.
der Landeskulturreferent werden Ehrenprotektoren. auch der Bundesminister für Unterricht nimmt einen
diesbezüglichen Antrag an. Endlich verhelfen die ersten Subventionen zum entscheidenden Durchbruch: rnil