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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 84)

behandelten Künstlern sich nicht auf- 
drängtll. Der Schnitzerstil des Mono- 
grammisten scheint in Österreich ausge- 
bildet worden zu sein 33. 
Wenn es bisher darum gegangen ist, mög- 
lichst konkrete Kontaktstellen zu bezeich- 
nen, wenn wir also in der Hauptsache 
bloß eine Kunstgeschichte der Einflüsse 
praktiziert haben, so bleibt zu betonen, 
daß Berührungen zwischen den Donau- 
meistern und den Schweizern nur darum 
stattfinden konnten, weil etwas Gemein- 
sames damals weitherum in der Luft 
gelegen hatte. Hartlaub hat es das „Para- 
celsische" getauft34. Der Name ist un- 
wichtig. Man könnte ebensogut an den 
stark nach Deutschland wirkenden (z. B. 
Dürers „Melencolia" bedingenden) Flo- 
rentiner Neuplatoniker und kirchlichen 
Priester Marsilio Ficino erinnern: an seine 
Spannungen zwischen Lichtmystik und 
Dämonenglauben, zwischen Christentum 
und Astrologie, Magie und nicht zuletzt 
der Hexenkunst, welche alle Humanisten, 
wie sie sich auch dazu stellten, fast quä- 
lerisch beschäftigt hat. lm Hinblick auf 
die Verwandtschaft der frühen Hexen- 
darstellungen Altdorfers von 1506 und 
Baldungs von 1510 (Abb. 8 und Titelbild) 
lohnt es sich, von einem Kenner der Materie 
(Friedrich von Bezold) das folgende zu 
hören35: „Der Neuplatonismus, der einst 
den Todeskampf cler antiken Religionen 
mit seinen Geistesschwärmen umgeben 
hatte, verleugnete auch jetzt bei seiner 
Wiedergeburt diesen dämonistischen und 
magischen Charakter keineswegs . . . Wenn 
Marsilio Ficino die ganze Atmosphäre 
von lauernden Dämonen wimmeln läßt, 
von Buhlteufeln erzählt, die wunderbare 
Kraft gewisser Steine, Bilder und Zauber- 
sprüche anerkennt, so sind das Anschau- 
ungen, die jedenfalls mit den wüsten 
Phantasien der Hexenmeister vortrefflich 
übereinstimmen. Ein Neffe des großen 
Pico, Giovanni Francesco von Mirandola, 
schreibt bereits einen eleganten Dialog 
,Die Hexe", um die gebildeten Ungläu- 
bigen in klassischer Form zu bekehren; 
er meint, eher als an die Existenz der 
Hexen, die ia schon das Altertum bezeuge, 
könnte man an der Entdeckung von 
Amerika zweifeln . . ." Giovanni Francesco 
publizierte seinen Hexen-Dialog erst 1523 
in Bologna, hielt sich aber während seiner 
Verbannung von seinem italienischen Für- 
stentum 1502-1511 und 1512-1514 öfters 
in Deutschland auf und war spätestens seit 
1502 mit Pirckheimer befreundet, also 
auch mit Dürer - und wohl auch mit 
Baldung - bekannt36. Der in Wien 
wirkende „deutsche Erzhurnanist" Konrad 
Celtis stand allem Magischen ablehnend 
oder spöttisch gegenüber; aber er hätte 
sich nicht so oft über solche Gegenstände 
(auch über die Hexen) geäußert, wenn es 
ihm, der doch immer nach den geheimen 
Kräften und Strahlungen in der Natur 
gefragt hat, nicht fasziniert hätte. jedenfalls 
ist festzuhalten, daß das Hexen-Genre 
sowohl bei Baldung als auch bei Altdorfer 
(wie schon bei dem paduanischen Klein- 
ANMERKUNGEN 24 3737 
w Winklcr, in: Zschr. d. dr. ver. r. Kunslwiss. 1964. 
s. 54111; die hier s. a1 abgeb. Zeichnung von Parker und 
Stange dein in Basel 1527135 bezeugten Gabrie! zehender 
zugcschin: Zschr. i. Kunstgesch. 1957, s. zus. Die churulc. 
tcristischc Tznnenfoxm Hugenhergr (vgl. auch jb. d. 
prcuß. Kunstsammlungen 1942, Abb. 5.175) kehrt in dem 
Wiener Buchsbaumreliefrßildnis eines jungen Mannes 
(Linz Kam-Nr. 690) alscin lypisrh augsburgisch rcdigivrlcs 
Donaukunszclemcnt wieder (vgl. Habich, in: jh. d. 
prcuß. Kunstsammlungen 192a. S. 19; der Stil rnir zndcrvn 
cruuden von Augsburg hergeleirer). An Nikhus Manucl 
erinnern etwa gcwissc Zxichnungm. die nach winluer 
vielleicht von Hogcnberg stammen (Buchner, in: 
Münchner ]b. d. hild. Kunst 191a, s. 9311:). 
H H. A. Schrnid. ' Jh. d. preuß. Kunstsammlungen 1998, 
s. 64176; dcrs. iui Leir. Thieiue-licelrer xll, 191a, 
s. 11451.; k. Riggcnbach. in: Fcstschr. zur "Restaurierung 
des Basler Regicrungsxatssaals . .. 1951, s. ssiss. 
29 jb. d. prcuß. Kunruunrrnlungeu 1923, Abb. s. 29. 
11 Abb. bei Schmid und Riggenbach sowie (ohne Komm.) 
im Kai. der Ausst. „Meislerzeichnungeln aus dein Amer- 
mich-Kabinen". Basel 1962. 
H K. T. Parker. Elsässisch: Handzeichnungen des xv. und 
XVI. Jahrhunderts (Die Mcistexzcichlnung, n. ad), 192a, 
Nr. 54 (zu Parkcrs Nr. 55 vgl. ZSChr. f. Kunslwiss. 1961, 
s. 17611.). 
w zur Technik der Ölmalerei in italienischen Malern-akuten: 
E. lserger. Quellen riir Maltechnik während der Renais- 
sancc und deren Folgezeit. 1901. s. 14 (Leonardo), s. 1a 
(Pino), s. 29 (Vasari); A. Eibncr, Makcrialkunde als 
Grundlage der Makcchnik. 1909, s. 4313. Lnrrnr 1515 
dalicrrcs Leinwandbild des büßendcn Hicmnymus aus 
Bcrgrlmo: Moslrä di Lnrenzn Lono, Vcnczia 1953, 
 
Nr. 52. Niklällß MJIHICI übernahm die Technik von HF 
UdCf brachte sie Stincrstils 1516 ZHIS imieii mit. Die 
ilThhiSihCn Miiglieiikeiieii zur derb irlpltktndtn Schnell- 
imie-ii-i lag dcn Srhwcizem (während nie die Donau- 
Cf lllinilttäliitht Feiiiheii Chirikltfiälßf . 
w OClllHgtY. in: jb. d. kllHSlhiSl. SJIIIITIIHIIQCH iii wieii, 
1951. 511m. 
M veii HugflShüfüf als Wrrk LCIIS abgelehnt und um 
1525-1520 datiert (Anzcigzr r. schweiztrisch: ÄIXCI- 
KUlhSkundC 1924. 5.141). im Hiibereehe Kllnilzällgnißt 
in jCllfI Spälcrün Zcit am oberilieiii lklllüll geworden 
sind, beweist eine Basler Kopie nach e-iiiei Lämdithafls- 
IEiChhllhg Hubers; das Wassrrzcichcn der Kopie ist 
it'llWUiZCfiSCh-xvbrtrrhßinislth und kommt in der Zeit um 
152n 1530 VOr (ich wcrdc im HnpHhliZiClTC Blau 
dlfmnärhi! im Kllh ljahrbuth der Stadt uiiz VOISIEIICn). 
Vgl, c ximmee. i: Zsrhr. d. m. v", r. KUHSIWÄSS. 1955, 
  
 
 
Dies ist ir: Meinung von Lill und Ing: Krummer-Schroch, 
deren cingchcnde Studie über den Mcistrr HL demnächst, 
äb sschlosscn Wcrdcn soll (vnrliußg s. Kunstchmnik 1960, 
. an). 
V Hartlaub. in! Nuva Acta Paracelsica VlI, Eimiedeln 1954, 
S. 132 V 163. 
V5 F. v. Dezold. Konrad Ccllis. der dvuuchc Erzhumanist. 
ist): lölßstnriscllc Zuitschrill 1883, S. 207i (Neudruck 1959: 
. . 6 .). 
w Vgl. Dürer, Schriftlicher Nachlaß. hg. von Rupprich. 
I. Bd. 1956. 5.119. 
H Zur "grutusk-naturalistischcn" ui-iippe von püdllüniilihßn 
Klrinbxouzßn gchörcn etwa ein Höllcnbcr mit drei 
Hcxun, cine auf dem Bock reitcndc Hexe. cxnc liegende 
Hexe, eine Alle auf 61cm Stuhl, tin über einer Eule 
SICHCHGCX ZWCY . cinu zw "lgulifhligb" Hckaxc, ClläXOn 
und Kcrbcrus C Plnniwlg. Venezianische Bildhauer 
der Rcnaisuncc, 1)21, S. 92H". und 13651). 
13
	        
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