behandelten Künstlern sich nicht auf-
drängtll. Der Schnitzerstil des Mono-
grammisten scheint in Österreich ausge-
bildet worden zu sein 33.
Wenn es bisher darum gegangen ist, mög-
lichst konkrete Kontaktstellen zu bezeich-
nen, wenn wir also in der Hauptsache
bloß eine Kunstgeschichte der Einflüsse
praktiziert haben, so bleibt zu betonen,
daß Berührungen zwischen den Donau-
meistern und den Schweizern nur darum
stattfinden konnten, weil etwas Gemein-
sames damals weitherum in der Luft
gelegen hatte. Hartlaub hat es das „Para-
celsische" getauft34. Der Name ist un-
wichtig. Man könnte ebensogut an den
stark nach Deutschland wirkenden (z. B.
Dürers „Melencolia" bedingenden) Flo-
rentiner Neuplatoniker und kirchlichen
Priester Marsilio Ficino erinnern: an seine
Spannungen zwischen Lichtmystik und
Dämonenglauben, zwischen Christentum
und Astrologie, Magie und nicht zuletzt
der Hexenkunst, welche alle Humanisten,
wie sie sich auch dazu stellten, fast quä-
lerisch beschäftigt hat. lm Hinblick auf
die Verwandtschaft der frühen Hexen-
darstellungen Altdorfers von 1506 und
Baldungs von 1510 (Abb. 8 und Titelbild)
lohnt es sich, von einem Kenner der Materie
(Friedrich von Bezold) das folgende zu
hören35: „Der Neuplatonismus, der einst
den Todeskampf cler antiken Religionen
mit seinen Geistesschwärmen umgeben
hatte, verleugnete auch jetzt bei seiner
Wiedergeburt diesen dämonistischen und
magischen Charakter keineswegs . . . Wenn
Marsilio Ficino die ganze Atmosphäre
von lauernden Dämonen wimmeln läßt,
von Buhlteufeln erzählt, die wunderbare
Kraft gewisser Steine, Bilder und Zauber-
sprüche anerkennt, so sind das Anschau-
ungen, die jedenfalls mit den wüsten
Phantasien der Hexenmeister vortrefflich
übereinstimmen. Ein Neffe des großen
Pico, Giovanni Francesco von Mirandola,
schreibt bereits einen eleganten Dialog
,Die Hexe", um die gebildeten Ungläu-
bigen in klassischer Form zu bekehren;
er meint, eher als an die Existenz der
Hexen, die ia schon das Altertum bezeuge,
könnte man an der Entdeckung von
Amerika zweifeln . . ." Giovanni Francesco
publizierte seinen Hexen-Dialog erst 1523
in Bologna, hielt sich aber während seiner
Verbannung von seinem italienischen Für-
stentum 1502-1511 und 1512-1514 öfters
in Deutschland auf und war spätestens seit
1502 mit Pirckheimer befreundet, also
auch mit Dürer - und wohl auch mit
Baldung - bekannt36. Der in Wien
wirkende „deutsche Erzhurnanist" Konrad
Celtis stand allem Magischen ablehnend
oder spöttisch gegenüber; aber er hätte
sich nicht so oft über solche Gegenstände
(auch über die Hexen) geäußert, wenn es
ihm, der doch immer nach den geheimen
Kräften und Strahlungen in der Natur
gefragt hat, nicht fasziniert hätte. jedenfalls
ist festzuhalten, daß das Hexen-Genre
sowohl bei Baldung als auch bei Altdorfer
(wie schon bei dem paduanischen Klein-
ANMERKUNGEN 24 3737
w Winklcr, in: Zschr. d. dr. ver. r. Kunslwiss. 1964.
s. 54111; die hier s. a1 abgeb. Zeichnung von Parker und
Stange dein in Basel 1527135 bezeugten Gabrie! zehender
zugcschin: Zschr. i. Kunstgesch. 1957, s. zus. Die churulc.
tcristischc Tznnenfoxm Hugenhergr (vgl. auch jb. d.
prcuß. Kunstsammlungen 1942, Abb. 5.175) kehrt in dem
Wiener Buchsbaumreliefrßildnis eines jungen Mannes
(Linz Kam-Nr. 690) alscin lypisrh augsburgisch rcdigivrlcs
Donaukunszclemcnt wieder (vgl. Habich, in: jh. d.
prcuß. Kunstsammlungen 192a. S. 19; der Stil rnir zndcrvn
cruuden von Augsburg hergeleirer). An Nikhus Manucl
erinnern etwa gcwissc Zxichnungm. die nach winluer
vielleicht von Hogcnberg stammen (Buchner, in:
Münchner ]b. d. hild. Kunst 191a, s. 9311:).
H H. A. Schrnid. ' Jh. d. preuß. Kunstsammlungen 1998,
s. 64176; dcrs. iui Leir. Thieiue-licelrer xll, 191a,
s. 11451.; k. Riggcnbach. in: Fcstschr. zur "Restaurierung
des Basler Regicrungsxatssaals . .. 1951, s. ssiss.
29 jb. d. prcuß. Kunruunrrnlungeu 1923, Abb. s. 29.
11 Abb. bei Schmid und Riggenbach sowie (ohne Komm.)
im Kai. der Ausst. „Meislerzeichnungeln aus dein Amer-
mich-Kabinen". Basel 1962.
H K. T. Parker. Elsässisch: Handzeichnungen des xv. und
XVI. Jahrhunderts (Die Mcistexzcichlnung, n. ad), 192a,
Nr. 54 (zu Parkcrs Nr. 55 vgl. ZSChr. f. Kunslwiss. 1961,
s. 17611.).
w zur Technik der Ölmalerei in italienischen Malern-akuten:
E. lserger. Quellen riir Maltechnik während der Renais-
sancc und deren Folgezeit. 1901. s. 14 (Leonardo), s. 1a
(Pino), s. 29 (Vasari); A. Eibncr, Makcrialkunde als
Grundlage der Makcchnik. 1909, s. 4313. Lnrrnr 1515
dalicrrcs Leinwandbild des büßendcn Hicmnymus aus
Bcrgrlmo: Moslrä di Lnrenzn Lono, Vcnczia 1953,
Nr. 52. Niklällß MJIHICI übernahm die Technik von HF
UdCf brachte sie Stincrstils 1516 ZHIS imieii mit. Die
ilThhiSihCn Miiglieiikeiieii zur derb irlpltktndtn Schnell-
imie-ii-i lag dcn Srhwcizem (während nie die Donau-
Cf lllinilttäliitht Feiiiheii Chirikltfiälßf .
w OClllHgtY. in: jb. d. kllHSlhiSl. SJIIIITIIHIIQCH iii wieii,
1951. 511m.
M veii HugflShüfüf als Wrrk LCIIS abgelehnt und um
1525-1520 datiert (Anzcigzr r. schweiztrisch: ÄIXCI-
KUlhSkundC 1924. 5.141). im Hiibereehe Kllnilzällgnißt
in jCllfI Spälcrün Zcit am oberilieiii lklllüll geworden
sind, beweist eine Basler Kopie nach e-iiiei Lämdithafls-
IEiChhllhg Hubers; das Wassrrzcichcn der Kopie ist
it'llWUiZCfiSCh-xvbrtrrhßinislth und kommt in der Zeit um
152n 1530 VOr (ich wcrdc im HnpHhliZiClTC Blau
dlfmnärhi! im Kllh ljahrbuth der Stadt uiiz VOISIEIICn).
Vgl, c ximmee. i: Zsrhr. d. m. v", r. KUHSIWÄSS. 1955,
Dies ist ir: Meinung von Lill und Ing: Krummer-Schroch,
deren cingchcnde Studie über den Mcistrr HL demnächst,
äb sschlosscn Wcrdcn soll (vnrliußg s. Kunstchmnik 1960,
. an).
V Hartlaub. in! Nuva Acta Paracelsica VlI, Eimiedeln 1954,
S. 132 V 163.
V5 F. v. Dezold. Konrad Ccllis. der dvuuchc Erzhumanist.
ist): lölßstnriscllc Zuitschrill 1883, S. 207i (Neudruck 1959:
. . 6 .).
w Vgl. Dürer, Schriftlicher Nachlaß. hg. von Rupprich.
I. Bd. 1956. 5.119.
H Zur "grutusk-naturalistischcn" ui-iippe von püdllüniilihßn
Klrinbxouzßn gchörcn etwa ein Höllcnbcr mit drei
Hcxun, cine auf dem Bock reitcndc Hexe. cxnc liegende
Hexe, eine Alle auf 61cm Stuhl, tin über einer Eule
SICHCHGCX ZWCY . cinu zw "lgulifhligb" Hckaxc, ClläXOn
und Kcrbcrus C Plnniwlg. Venezianische Bildhauer
der Rcnaisuncc, 1)21, S. 92H". und 13651).
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