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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 84)

Karcl Hetteä 
GLÄSER VON BIEMANN 
ODER PELIKAN? 
Die mit großer Inbrunst und dabei populär 
geschriebenen Abhandlungen Otto Lauers 
und das schmale Bändchen, das er dann 
1958 über das Leben und das Werk Do- 
minik Biemanns gemeinsam mit Julius 
Streit in Schwäbisch-Gmünd herausgab, 
haben die Wogen des Interesses für die 
Arbeit dieses hervorragenden böhmischen 
Glasschneidersl wiederum hoch empor- 
steigerl lassen. Dies beweist nicht nur der 
Anstieg der Preise für Biemann-Gläser auf 
dem Antiquirätenmarkt 2, sondern auch das 
von neuem auflebende Interesse der For- 
scher 3. 
Ebenso wie jede Medaille ihre Kehrseite 
hat, weist auch das Interesse für das Werk 
dieses längst dahingeschiedenen Künstlers 
seine Licht- und Schattenseiten auf. Das 
kommerzielle sowie stellenweise auch das 
Sammlerinteresse äußert sich oftmals im 
Bestreben, einem Autor, der sich dagegen 
nicht mehr zur Wehr setzen kann, auch 
Arbeiten zuzuschreiben, deren Verwandt- 
schaft mit seinem übrigen Werk oft 
äußerst entfernt ist. Und umgekehrt können 
manchmal wieder Arbeiten zum Streit- 
gegenstand werden, denen, obwohl sie 
vom Künstler nicht signiert wurden, für 
die Gesamtentwicklung seines Werkes ent- 
scheidender EinHuB zukommt. 
1 Dominik Biernann, um" Übcrfangpuknl mit dem 
Ponrätmedaillon Friedrich Wilhelms w. von Preußen 
als Kxonpdnz. m4. Glas- und Bijouteric-Museum in 
Gablnnz 
ANMERKUNGEN 1-5 (4, 5 zit. S. 32) 
l uiius Streit und Ollo Lauer. Dominik Biemann, Schwä- 
isclJ-Gmiind 1958. 
1 lm Iahr 1957 wurden auf der 450. Auktion bei Lernpertz 
in Köln zwei Biemznngläser versteigert; CIHCS (Rar.- 
Nr. 795) für 5000 DM, das andere (KaL-Nr. 796) für 
B000 DM, siehe Wellkunsl 1953, Nr. 11. S. 14. Weiter 
erzielten 1964 auf der Versteigerung der Beeicsenen 
Sammlung in London drei Gläser (von denen die ersten 
beiden zuvor Dr. H Schiftan, Breslau. gehörten): ein 
Kristallbccher mit glingskopf (Ran-Nr. 62) 650 i, 
dann ein kreisnindcs Porträtmcdaillon mit Herrenbrust- 
bild (Kam-Nr. 63) 380 L und ein anderes. ebenfalls kreis- 
Iundß Polril einer Dame (Kam-Nr. 64) 1650 s, siehe 
Catalogue 01' the Deck Collcction nfimpixrranr Continennl 
Glass, Auctiun by Sotheby 8c CO. . .. London, ßrd No- 
vember 1964. 
3 Die wichcipten neuen Arbeiten über Dominik Biemann. 
außer dem bereits erwähnten Büchlein von Julius Streit 
und Otto Lauer, sind: Rudolf just, Glasschnillporlräts 
des Grafen Kaspar Stemberg von Dominik Riemann, 
in dcr Zeitschriü Keramik-Freunde der Schweiz, 1962. 
Nr. 57, S. 22-25Jirina Vydrova, Dva nemirni Biemanno- 
ve (Zwei unbekannte Bicmanns), vom jahr 1964. das nun 
im Almanach da: Glas- und Bijoutcrie-Museurns in 
jabloncc (Gablonz a. d. N.) erscheint. Dr. Vydrnva hat 
über dieses Thema (es handelt sich um zwei bisher un- 
bekannte Portratmedaillons von Anna Marie Wilhelm, 
vermutlich vom Jahre 1329, und des Feldmarschalls 
Fürsten Alfred Windischgrätz vom Jahre 1849, die die 
Vcrfamerin bei Nachforschungen in böhmischen Sdslöse 
scrn in jemniste und Kynzvarr [Königswarl] vnrfand) 
einen ausführlichen Bericht auf dem Glas-Kongreß in 
Brüssel aru 2. 1. was vorgetragen. der in den Kongrcß- 
Materialien abgedruckt wurde. Die neueste Arbeit ist 
schließlich Zuzana PCSIIOVÄS Studie "Dominik Biernann" 
in joumal of Glass Studics VII (Corning Museum of 
Glass. 1965, S. B3). 
4 Die Brüder Franz und Johann Pohl waren vorzügliche 
Glaschneider der Harraclfschen Glashlitle in Nov? Svär 
äNcuwclr) zu BEHR des 19. jahrhunderts. - lm Jahr 
903 wurden bei für ihre Kunst rnir der Goldmedaillc 
am Band ausgezeichnet. Franz Pohl (1764-1334) War 
auch Biemanns :rslr:r Lehrer. 
ß Aus dem Besitz von Hans Pdnl gingen in das Werks- 
museum der Harraclfschcn Glashüm: in Nov)" Sve! 
(Ncuwelz) eine Reihe interessanter Gläser über, größten- 
teils Arbeiten aus der Werkstatt seiner Vurfahren. Eine 
Ausnahme bildeten nur zwei Gegcnsrinde. von denen 
der eine unser Bildnispokal und der zweite ein wundervoll 
gravicrtes Andcnkenglas aus Rubin-Krislallübcrfaugglas 
rnir Motiven aus Franiiskovy uizne (Franzensbad) ist. 
Auch diße Arbeit wurde in der Familienrradiiion stets 
als Biemanns Werk bezeichnet. Beide Gläser werden 
mit der Bezeichnun D. Biemanns als Autor von Zuzana 
Pdalova in ihrer iplomarbeit "Böhmisches Glas der 
ersten Hälfte des 19. jahrhundens" vom Jahr 1954 unter 
Nr. ss (Andenkmglas) und Nr. es (Portrat-Glaspokal) 
angeführt. 
  

	        
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