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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 84)

 
seinandergesetzt. Der Intellekt wurde fast ausschließlich zur Lösung von Problemen, die durch die Um- 
lt gestellt waren, eingesetzt. Rays Kunst ist eine Rückbesinnung auf die autonomen Ansprüche der Seele 
:l des Geistes. Sie ist eine Mahnung und eine Warnung. Unsere von der Technik beherrschte Gesellschaft 
immer weniger föhig, sich im Spirituellen zu verwirklichen. und die Bereicherung der materiellen Welt 
"d teuer bezahlt mit der Verarmung und Verödung des Seelenlebens. C. G. Jung charakterisiert diese 
JOllOft folgendermaßen: ..Die Veröußerlichung wird zu einem unheilbaren Leiden. weil niemand es 
"stehen kann, wieso man an sich selber leiden sollte." (C. G. Jung, Vorwort zu Heinrich Zimmer. „Der 
eg zum Selbst". Zürich 1944.) 
a Anzeichen ernsthafter seelischer Störungen häufen sich in der westlichen Welt. Es ist wohl möglich. 
ß Ray einen Weg gefunden hat. der uns den Zugang zur östlichen Weltanschauung und der ihr eigenen 
rinnerlichung ermöglicht. und zwar nicht durch die uns fremde Methode bewegungsloser Meditation 
dYoga-Übung. sondern durch den schöpferischen Akt. Man hat Ray einen Pionier einer empfünglicheren 
dempfindsameren zukünftigen Generation genannt. die seine Werke als Offenbarung sehen wird. Für 
rbert Read ist die Kunst Rays ein Versuch, ,.Urgründe einer Inspiration zu erreichen, die weder unserer 
it noch unserer Kultur angehören. sondern archetypisch und universell sind." Die Kunst hätte sich. so 
it Herbert Read. in Zeiten der Auflösung und des Verfalles oft solcher Symbole bedient und diese wören 
wn die Grundlage einer neuen Religion oder Metaphysik geworden. 
s all dem folgt, daß Rays Bilder nicht verstanden. sondern nachempfunden werden wollen. Eine be- 
nmte. logisch zusammenhängende Interpretation würde am Wesentlichen dieser Kunst vorbeigehen. 
ch eine rein ästhetische Bewertung könnte der tieferen Bedeutung dieser Bilder nicht gerecht werden. 
herlich. die feinen Farbtönungen und die rhythmischen. fast melodiösen Linien sind ..schön" und ent- 
echen den höchsten Anforderungen eines westlichen Kritikers. Die magisch geheimnisvolle Zeichen- 
ache der Bilder entrötselt sich aber erst nach langer und beharrlicher Betrachtung. ln der Nachemptin- 
tg des schöpferischen Aktes erfährt auch der Beschauer die Loslösung von den Fesseln der materiellen 
twelt und ahnt das Streben nach der großen und allumfassenden Freiheit. das hier seinen künstlerischen 
zderschlag tand. 
7 Rudolf Ray. Primitive ciiinm. Ol auf Holz 
a Rudolf Ray, Figuratian. Zwei Vlclten, New York. 
1961. Oi auf Püpier. 75x45 cm 
 
10 
Rudolf Ray. spw der Konze 
Ol auf Preßplulle 
Rudolf Ruy, Einschließung, 
Preßvlalve 
, Indien. 19567 
1957. Öl auf 

	        
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