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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 84)

Dieter Koepplin 
ALTDORFER UND DIE 
SCHWEIZER 
Im Bestreben, die weite Ausstrahlung der 
Donaukunst zu demonstrieren, hat man in 
die Ausstellung des Stiftes St. Florian (der 
das 80. Heft dieser Zeitschrift gewidmet 
war) auch einige Zeichnungen der Schweizer 
Hans Leu, Urs Graf und Niklaus Manuel 
aufgenommen (KaL-Nr. 3404343, 347- 
352). Ihre Situierung in den „Umkreis 
XVolf Hubers" rnuß als eine Verlegenheits- 
lösung gelten. Im Geleitwort (Kat. S. llOf.) 
wird sie freilich mit der Beziehung des 
Feldkircher Meisters Hans Huber, der ver- 
mutlich ein Verwandter, wenn nicht der 
Vater von Wolf Huber gewesen ist, zu 
Graubünden gestützt. Dieser Hinweis 
scheint uns von den primären kunstge- 
schichtlichen Beziehungen zwischen den 
Donaumeistem und den Schweizern abzua 
lenken. Die Schweizer Zeichnungen standen 
in St. Florian darum so isoliert da, weil 
die Brücke zu Altdorfer weggelassen wurde: 
der Künstlerkreis um Albrecht Dürer. Man 
hat auf Yiferke dieses Kreises vielleicht 
darum Verzichtet, weil sie 1961 in einer 
Nürnberger Ausstellung studiert werden 
konntenl. Wenn sie aber im Katalog gar 
nicht erwähnt werden, so dürfte der fol- 
gende „Lageplan" und Diskussionsbeitrag, 
der nicht mehr als dieses sein will, nicht 
ganz überflüssig sein. 
Die Verwandtschaft zwischen den führen- 
den Donaumeistern und einzelnen Schwei- 
zer Künstlern ist immer empfunden, noch 
nie aber sorgfältig analysiert wordenl. 
Wenn einmal erkannt ist, daß zwischen 
der „Alpenkunst" von Österreich-Tirol 
und derjenigen der Schweiz in der ent- 
scheidenden ersten Zeit der Ausbildung 
des Donaustils eine Kluft bestanden hat - 
Poeschel3 wies nach, daß Graubünden im 
frühen 16. Jahrhundert künstlerisch eine 
Provinz Schwabcns gewesen ist -, so 
engt sich das Problem im Wesentlichen 
vielleicht auf die folgenden Fragen ein: 
1. wann und wie haben sich Hans Baldung 
und die Künstler seines Umkreises (vor 
allem Leu und der Meister des Obersten- 
felder Altares von 1512) mit Altdorferischer 
Kunst auseinandergesetzt (auf Baldung und 
Leu scheinen die Donaukunstelemente in 
den Werken von Graf und Manuel zurück- 
zugeben); 2. welche kunstgeschichtliche 
Auswirkung hat die Präsenz des Kaisers 
Maximilian rings um das eben erst er- 
weiterte und konsolidierte Schweizer Terri- 
torium gehabt? 
Für die zweite Frage, die sich mit der 
ersten vielfach berührt, war in St. Florian 
die Kam-Nr. 426 bemerkenswert: Minia- 
turen mit teilweise ausgeprägtem Donau- 
stilcharakter, die 1518 anscheinend in 
Freiburg im Breisgau (das habsburgisches 
Untertanengebiet war!) für Maximilian ge-
	        
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