Kirch
II Vnl.
n" Slarö Mäsm (Allstax
seite oder von der Ostseite des Triumph-
bogens gemessene Länge ihrer Breite
gleicht. Solche zum Unterschied vom
ilachgedeekten Schiff wohl konchenge-
wölbte gestelzte Apsiden finden sich in
der Kirrbe „na V 1111i: " in Stare Mesto -
Altxtadl (T. Iljl, Abb. 6) um die Mitte
des 9. Jahrhunderts und in der späteren
IV. Kirrbe in Mileuliire (T. II[3, Abb. 7).
Gestelzte Apsiden waren zwar im aquile-
janischen Kirchengebiet in altchristlicher
Zeit verbreitet, aber als Bestandteil anderer
Baukompositionen als in Mähren, und
wurden außerdem dort im frühen Mittel-
alter nicht mehr verwendet. Dagegen waren
sie im heutigen Bulgarien (Sofia) in ein-
fachen Kirchenbauten seit dem 4. jahr-
hundert nicht nur gebräuchlich, sondern
wurden dort im 9. Jahrhundert öfters
gebaut, so daß man ihr gleichzeitiges
Erscheinen in Mähren wohl dem Einfluß
der in den unteren Donauprovinzen weiter-
lebenden spätrömischen Bautradition zu-
schreiben muß.
raum festgestellt wurde. In Sady aber war,
wie weiter unten angeführt wird, der west-
liche Vorraum der Kreuzkirche sogar länger
als breit. Da auch die Vorräume (pritvory)
altbulgarischer Kirchen bis zu dieser Länge
ausgebildet wurden, kann man in den ver-
hältnismäßig langen Vorräumen groß-
mährischer Kirchen ein frühes Stadium cler
an der unteren Donau im Mittelalter vor
sich gehenden diesbezüglichen Entwicklung
erblicken. Beide letztgenannten Kirchen
standen auf einem holzumzäunten Hof,
wodurch sie als Herrenkirchen kenntlich
sind, deren Vorräume und Höfe auch dem
Gefolge und Gesinde als Grabstätten
dienten, sofern es nicht, wie in Pohansko,
noch eine zugebaute Herrengruft an der
Mauer der Kirche gab.
Den Höhepunkt ihrer Entfaltung erreichte
diese Gruppe in der HI. Kirrhe in Äliliulfiße
(T. UIS, Abb. 8), deren Schiff durch zwei
in der Richtung der verlängerten Apsiden-
seiten gebaute Innenwände, die nur an den
Stirnwänden Durchgänge freiließen, in ein
HauptschiE und zwei schmalere Seiten-
schiffe geteilt wurde. Ähnlich angelegt War
das SchitT einer spätrömischen Innenwand-
kirche in Norikum, in Duel im heutigen
Kärnten. Diese Bauart scheint also aquile-
janischen Ursprungs zu sein. Der Bau der
lII. Kirche erfolgte noch vor 864; später
wurden ihr zwei Vorraume vorgelegt, die
nur wenig kürzer als breit Waren und von
denen der äußere das Atrium gewesen zu
sein scheint.
und auch andere insulare Traditionen be-
wahrten. Und das um so mehr, als sich in
Kärnten, das ebenso wie Mähren bayeri-
sches Missionsland war, frühmittelalter-
liche Kirchen finden, deren einfachen,
oblongen Schiffen ebensolche rechtwinke-
lige, langgestreckte Presbyterien ange-
schlossen sind (Gratschach) wie bei den
angeführten Kirchen (iroßmährens; sie
weisen also auf eine gleiche Herkunft hin.
II. KIRCHEN MIT GESTELZTEN
(LANGGESTRECKTEN) APSIDEN
(Abb. 5, Tafel II)
Eine andere Gruppe großmährischer Kir-
chen hat oblonge SchiHe mit schmaleren
Apsiden, die zwar halbkreisförmig sind,
aber beiderseits, wie die Grundrisse zeigen,
durch unabgesetzt angeschlossene, parallele,
gerade Wände so „gestelzt" oder ver-
längert wurden, daß ihre von der West-
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Zum Unterschied von der vorhergehenden
Gruppe wurden den Kirchen mit gestelzten
Apsiden auch Vorräume vorgelegt, die
aber nicht, wie die Narthexe byzantinischer
Kirchen, quergelegten schmalen (langen
ähnlich und deshalb kurz und breit waren,
sondern, beinahe ebenso lang wie breit
angelegt, sich einem quadratischen Grund-
riß näherten. So z. B. in dem erhaltenen
Fundament Vder nördlichen Hälfte der
Kirrhe „na Äpitälkärlz" in .S'farä [Wlrta -
Altrtndl (T. IIIZ), in der eine Reihe von
drei Pfeilern in nächster Nähe der Schiffs-
wand wohl einer Seitentribüne diente, oder
in der Kirrlre von Polnmxka (T. l U4), wo sich
vor der Apsis ein Bruchstück einer Quer-
wand befindet. Die Verlängerung des Vor-
raumes bis zur Hälfte seiner Breite war in
altchristlicher Zeit im aquilejanischen Kir-
chengebiet und in Pannonien üblich, wo
vereinzelt ein beinahe quadratischer Vor-
Das Vorkommen von Kirchen mit ge-
stelzten und wohl konchengewölbten Apsi-
den, die aquilejanische und donauländische
Einflüsse aufweisen, hängt mit der Ent-
wicklung der kirchlichen Verhältnisse in
Mähren zusammen. Im Ansuchen um Ent-
sendung slawisch sprechender Glaubens-
lehrer bekannte kurz nach 860 der Mähren-
fürst Rostislav dem byzantinischen Kaiser
Michael IIl., daß Mähren durch die Tätig-
keit von Priestern, die aus Griechenland,
Welschland und Deutschland gekommen
waren, schon christlich geworden sei. Ihre
Tätigkeit, besonders die der bayerischen
Mission, konnte um 800 begonnen haben.
Als aber dann den Passauer Priestern der
Zugang nach Mähren verwehrt wurde,
was sich wahrscheinlich bald nach Rostislavs
Einsetzung im Jahre 846 ereignete, steigerte
sich die Zahl der aus den anderen Ländern
stammenden Priester. „Welschland" kann
daher nicht nur Italien, sondern auch
überlebende Romanen aus dem unteren
Donaugebiet bedeuten.
Im Vergleich mit den vom ersten Viertel
des 9. Jahrhunderts belegten langgestreck-
ten, rechtwinkeligen Presbyterien scheinen
die gestelzten Apsiden erst im zweiten
Viertel, wenn nicht sogar gegen die Mitte
des Jahrhunderts (Kirche na Valäch) in
Mähren eingeführt worden zu sein. In
kurzer Zeit haben sie aber hier durch
Zufügung von Vorräumen und Innen-
wänden eine Weiterentwicklung durchge-
macht, die man anderswo nicht vorfindet.