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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 85)

angelöteten Gitter dekoriert, das aus Perl- 
draht besteht. 
Während die Ohrgehänge und Knöpfe den 
wesentlichen Teil der bisher in den groß- 
mährischen Zentren gefundenen Grabausa 
stattungen bilden, kommen andere Gegen- 
stände nur vereinzelt vor. Wir denken 
dabei z. B. an eine kleine goldene Riernena 
zunge aus einem ausgeraubten Grab bei 
der dreischiftigen Basilika in Mikulcice; 
sie ist mit Almandinen ausgelegt und im 
oberen Teil mit echten Perlen verziert. Die 
Riemenzunge wird manchmal als Import 
aus Byzanz angesehen. Ihre verhältnismäßig 
grobe Durchführung läßt jedoch eher ver- 
muten, daß es sich um die Nachahmung 
einer prunkvollen Vorlage handelt. Ähn- 
liches gilt für eine Silberscheibe mit der 
Darstellung eines Reiters 7 dem Falkner 
aus Stare Mesto (Altstadt) -, wofür das 
Vorbild wohl an der Wende der spätsassani- 
dischen zur frühislamischen Kunst zu 
suchen ist. Doch sind bisher dafür noch 
keine genauen Analogien gefunden worden. 
Als direkter Import aus karolingischem 
Gebiet gilt nach Ansicht einiger Forscher 
ein eiserner Dolch, dessen Scheide ein 
goldener, mit farbigem Email ausgelegter 
Beschlag schmückt. 
Die typischcsten großmährischen Funde 
sind hohle Knöpfe, für die wir vergebens 
Vergleichsbeispiele in Byzanz oder im 
karolingischen Bereich suchen. Es handelt 
sich zweifellos um Erzeugnisse heimischer 
Werkstätten. Ihre Herstellungstechnik und 
Verzierung deuten auf Beziehungen der 
mährischen Kunsthandwerker und Gold? 
schmiede zum europäischen Südosten und 
zum Gebiet am Schwarzen Meere hin. 
Ähnlich verhält es sich auch mit anderen 
Schmuckstücken - Ohrgehiingen, Ringen, 
Anhängern usw. 7, die keineswegs als 
Importe, sondern vielmehr als Verarbeie 
tungen ausländischer Anregungen anzu- 
sehen sind. Diese Tatsache wird auch durch 
die Entdeckung von Metallgießerwerk- 
stätten in Stare Mesto bestätigt. In Mikuleice 
sind die Voraussetzungen für die Pro- 
duktion bereits mit archäologischen Funden 
aus dem 7. und 8. Jahrhundert belegt. 
Eindeutig karolingische oder byzantinische 
Importe, eventuelle Geschenke fremder 
Herrscher an mährische Fürsten, sind bisher 
nicht gefunden worden. Dies ist begreif- 
lich, mußte doch bei den Ausgrabungen 
der Friedhöfe und (iräber, die mit den 
abgedeckten kirchlichen Bauten in direktem 
Zusammenhang stehen, häufig festgestellt 
werden, daß zahlreiche Gräber entweder 
teilweise oder gänzlich ausgeraubt wurden, 
und dies anscheinend in der Zeit des Ver- 
falles Großmährens, zu Beginn des 10. Jahr- 
hunderts. Damals ließen sich die groß- 
mahrischen Handwerker an böhmischen 
Fürstenhöfen nieder, wo im Verlauf der 
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts der Ein- 
fluß des großmährischcn Kunsthandwerks 
deutlich erkennbar ist. 
Die großmährische materielle Kultur wäh- 
rend der ersten und zweiten Hälfte des 
9. Jahrhunderts, wie sie nicht zuletzt durch 
den überraschenden Reichtum an goldenem 
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