Ernst Köller
GEORG EISLER - BILDER AUS
DEN LETZTEN FÜNF JAHREN
Z Georg Eisler, Triplychori Linke Tafel Die Badenden,
1964. OlILeinwartd, 13OX70crn Miltclleil Atlfr
ziehende: Gewitter, 196371965. OllLcinwand 130x
145 ein Rechte Tatel lnterteur mii ZWQl Frauen.
1964,0lILeinwond,13OX75 cm
In Helt 47 unserer Zeitschrilt (Juni 1961) veröffentlichte Altised Schmeller einen Grundsatzartikel uber
den Wiener Maler Georg Eisler. Seither ist viel Zeit vergangen und es mag erlaubt sein, eine Reihe von
Werken vorzustellen, die Eisler im vergangenen Jahrtunlt gescharfcn hat.
Thematisch hcitslch wenigstens dem ersten Anschein nach nicht viel bei ihm geändert: Eisler ist nach wie
vor der Maler nguraler Kompositionen, die immer wieder um die Themen „Bodende". Jazzmusiker",
„Figuren in Landschaft" (oder in lnlerieurs) kreisen. Diese relative Freiheit vom Thematischen gibt Eisler
zunächst Gelegenheit, die kdnnerische, ja virtuose Seite seiner Kunst zu entfallen und auszuspielen. Eine
immer stärkere Souveranitat über das Motiv ist zu beobachten; vergleichen wir etwa die Jazzmusiker"
von 1960 (Alte und moderne Kunst, Nr. 47, S. 20, Abb. 3) mit der gleichnamigen Komposition von 1964
(Abb. 1): Bei dem Bild von 1960 gab es nach relativ viel Roumangabe mit deutlich akzentuiertem HlFllEF-
einander der Akteure in drei Bildebenen. Auch eine starke Betonung der Trennungslinie zwischen Fußboden
und Rückwand des Raumes brachte noch ein unverkennbares illiisianistisches Moment in das Ciemalde,
das im übrigen von der Figurengruppe weit weniger stark ausgetulll war als die Version von 1961i,
Nun nnden wir keine wie immer geartete Raumandeutung, es warc sinnlos, hier von „Hintergrund" oder
,.Rückwand" zu sprechen. Die Farbe dominiert restlos über die Zeichnung, sie hat sich gewissermaßen
verabsolutiert. indem sie das Tun der Figuren uber deren physische Konturen hinaustragt: der Rhythmus
der Handlung, eben des Jazz-Machens, hat das Bildganze ergriffen. Kein Wunder. daß sich auch die Phys:s
der Beteiligten weitgehend gelockert und aufgelöst hat: Farbrhyihmen sind auch hier das Primäre, sie
haben zum Generalangriff auf das Banal-Existentielle dieser Musikanten eingesetzt. Und so kommt es,
daß wir vertrieinen. die Atmosphäre sei in einem sublimierler und doch dichter geworden sublimierter,
weil der "Gegenstand" im Bilde eine wesentlich geringere Rolle spielt als 1960, dichter, weil alles Akzi-
dentelle, Sekundare ausgeschaltet bleibt.
Die Tendenz zum Verdichten und Sublimieren zeigt sich auch bei den .,Wartenden" von 1964 (Abb. 3).
Wir können dieses Bild gut mit „Figuren in einer Landschaft" von 1961 (Alte und moderne Kunst, loc. cil.,
Abb. 4) vergleichen, Auch hier wiederum das stärkere Zusarnmenrucken der Figuren, deren zueinander?
ordnung nun nicht mehr 7 wie noch 1961 nach rein kompositionellen Gesichtspunkten durch Auftadelung
erfolgt, sondern vom inhaltlichen, von seelischen Spannungsmomenten her bedingt ist. Die „Worienden"
von 1964 sind nach geradezu barocken Prinzipien komponiert: Die stehende Figur links hinten bildet
zunächst einen soliden Raumabschluß, da sie streng parallel zur Bildebene steht, gleichzeitig ist sie aber
..Quellpunkt" der sich diagonal von der Vertikalachse des Bildes nach rechts vorne entfaltenden blockhatl
geschlossenen Figurengruppe, die mit einer weiblichen Gestalt, die ihren Kopf in die Linke stutzt. ihren
Abschluß lindet. Der über dieser Figur erkennbar: Mann mit nach vorne gewinkeltem rechtem Arm untere
streicht kompositoriscli den Willen, dem Bild nach der rechten Rnumgrenze hin einen klaren optischen
L1