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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 85)

Robert Waissenberger 
DlE BILDPARABELN 
DES MALERS FRANZ LUBY 
t FFGHI Luby. EINS lvteikwurdtgP HCQCIIHUHQ llurzlÖl 
auf Holz, 31 x52 (in 
Das Kulturamt der StadtWien besitzt ein Bild von Franz Luby mit dem Titel ,.Eine merkwürdige Begegni 
Ein Mann in Uniform der k. u. k. ÖSlGTFSlChlSChrUFJQCIFTSClWGH Armee hält eine Pistole in der Hand un 
traclitet sie unschlüssig. Er fragt sich offenbar, ob er die Dame vor sich, ein nixenhaftes, gefährlichever 
aussehendes Wesen. oder ab er sich selbst erschießen soll. Soll er Offizier bleiben, obwohl er wenig 
tärisches an sich hat, oder soll er Maler werden? Aufder rechten Seite des Bildes ist die weitere Entwicl 
offenbar schon vorweggenommen. Dem Maler. der eben dteses Bild malt b den OlflZlEF, die Darni 
Wiener Landschaft im Hintergrund und sich selbst auch reicht ein Engel, unheimlicherweise mit e 
Totenkopf, einen Lorbeerkranz. Der Maler Franz Luby ist also der Meinung. daß der Ruhm für ihi 
nachher kommen wird. 
Doch ist Sicherheit dem Künstlerischen ohnedies abhold. Ein Werk. das bereits zu Lebzeiten seines Schc 
als Hklassisch" abgestempelt wird. überdauert jenen nur kaum. Ein Künstler, der nicht den Zweifel ai 
selber kennt, ist kaum ein solcher zu nennen. Luby weiß das. Und so hat das Bild „Eine merkwürdig 
gegnung" autobiographische Zuge. Ein Bezug liegt unter anderem darin. dafl Franz Luby die Unt 
die er schon einmal getragen hat e er sollte tatsächlich Offizier werden i bald wieder abgeleg 
Der Maler Luby trug hingegen ia nie eine Uniform. Freilich machte er es damit dem Betrachter s 
Bilder einigermaßen schwer. Wer darauf zielt, ein Dutzendurteil zu fällen, wird kaum eines tinder 
sich auf Luby anwenden lößt. Natürlich werden manche, die nur so beiläufig an seinen Bildern vorbeig 
sagen. daß sie „surrecilistisch" oder wenigstens. daf} sie .,phantastisch" sind. Doch. um ein echter Surr 
zu sein (ein halber zu sein wurde Franz Luby aufieden Fall ablehnen), mufi man der surrealistischen, 
fession" angehören. Den Surrealisten Pariser Prägung gaben aber Apollinaire und Breton Gxe Rc 
Außerdem haben, wie es schon die „merkwürdige Begegnung" beweist, die Bilder Lubys symbolt 
Charakter. Und das ware im Surrealismus undenkbar. 
Und um weitere Vergleiche zu ziehen: t-tat Franz Luby etwas von der Art der „naiven Maler", etwa 
Henri Rousseau? Gibt es Parallelen oder Gegensätze zu diesem Maler? Dte Tatsache. daß beide B2 
des öffentlichen Dienstes waren. ist zweifellos originell, hat aber kaum etwas Ernsthaftes zu sagen. Ern 
ist iedach, daß sich beide immer in erster Linie als Maler fühlten und beide dies in einer Zeit. da es in Ei 
kaum mehr eine richtige Folklore gab. Doch gerade die „naiven" Maler machten sich den ursprüngli 
schöpferischen lmpetus der Folklore zu eigen. Und damit ist man am Kernproblem: Das Suchen nac 
Ursprünglichkeit hat Luby mit den .,naiven" Malern gemein. Wer nach den Wurzeln gräbt, kann 
Teil einer Masse, er muf! etn Einzelgänger sein. Und als solcher ist, nach allen Überlegungen. Franz 
zu sehen. 
Natürlicherweise hatte auch Luby Phasen einer Entwicklung durchzumachen. bis er zu seiner Eig 
fand. Die Lebensschicksale der Menschen unseres Jahrhunderts sind im allgemeinen verschlungene 
verworrener, durch äußere Umstande mehr beeinfluflt und in Unordnung gebracht als die der Men 
des vergangenen Jahrhunderts. 
Franz Luby stellte zum ersten Male mit sechsundzwanzig Jahren Bilder in der Wiener Secession aus 
Wirken fand Beachtung, und sogar mehr. als dies im Durchschnitt der Fall ist. Luby schuf damals 
gezielt und mit Konzentration. Es war pastose Malerei, die man von ihm sah und die zu seinen heu 
in der Technik der lkonenmaler entstandenen Bildern in Gegensatz steht. Aber bald nach seiner I 
Ausstellung wandte er sich etner Arbeitsweise zu. die seiner heute geübten ähnlich ist. 
Luby war immer ein fleißiger ..Skizzierer" gewesen, was für einen Maler nur von Vorteil sein kann. 
Zeichnungen, die er vor allem von seinen Reisen mitbringt, sind Ergebnisse genauen Studiums. De 
solche Weise erarbeiteten Charakter einer Landschaft baut er in seine erdachten Bilder ein. Auc 
Traumwelt bezieht ihre Bildsprache aus wirklichen Erlebnissen: daher die Ähnlichkeit vieler Bilder 
mit Träumen. Bruchstückweise kehrt in diesen Bildern die sichtbare Welt wieder. Aus der Fülle der 
achlungen. die in Lubys Gedankenwelt verborgen liegen, tritt die Fülle der Einzelheiten zum Bil 
sammen. 
Die zweite Wurzel für Lubys Kunst reicht in das Studium der Maltechnik. Man muß, um malen zu kö 
das Malhandwerk beherrschen. Etwas, über das man durch Jahrhunderte etwas wußte und das man 
strengen Regeln übte, darf heute nicht weniger wichtig sein: die .,Verwendung der Malmittel im B 
wie dies schon der Titel des im deutschen Sprachraum am meisten geschätzten Handbuches für i 
ausdrückt. Von dieser Verwendung her ist nicht zuletzt die Wirkung. der künstlerische Rang eines 
abhängig. 

	        
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