wohl einst ein auf besonderen Auftrag
hin angefertigtes privates Andachtsbild in
kirchlichem Besitz. Vermutlich bewahrte
man sie in einem flachen Schrein unter
Glas auf, wo sie in einer Wandnische auf-
gestellt gewesen sein könnte. Zwei Dinge
deuten darauf hin: Außer ihrem vorzüg-
lichen Erhaltungszustand ist es ihre auf
eine ideelle Wand bezogene Einansichtig-
keit. Dargestellt ist hier, wie der in der
Tracht des Franziskanerordens gekleidete
b]. Anlonim" von Paziua, die Hände in an-
dächtigem Gebet vor der Brust gekreuzt,
vor dem mit einem Tuch bedeckten Betpult
auf einem Podest kniet. Außer einem
geschlossenen, stehenden Folianten, dessen
Ansicht auf den Betrachter - und nicht
auf den Dargestellten bezogen ist, liegt
vor dem im Profil wiedergegebenen, noch
sehr iuzendlichen Heiligen ein aufze-
schlagenes Buch, das als die Heilige Schrift
zu deuten ist. Über dem Pult, auf Wolken
schwebend, erscheint das sich dem Heiligen
zuwendende Jesuskind. Es hat die Rechte
zum Segensgestus erhoben, in der linken
Hand trägt es - als Hinweis auf die Passion
Ä- ein längliches Kreuz. Diese Darstellung
verkörpert eine Erscheinung des Gottes-
kindes, mit welcher der Heilige nach einer
legendenhaften Erzählung begnacligt wurde.
In Caspar Erhards großer „Haus-Legende
der Heiligen" (Augsburg 17365.) ist dieses
Wunder sehr anschaulich geschildert. Nach
dieser Darstellung liebte der hl. Antonius
von Padua „den Heiland ganz zärtlich, und
ward von ihm wiederum auf das zärtlichste
geliebet: darum ward er mit der höchsten
Gabe der Beschauung begnadiget; die
Erscheinungen, Gesichte und Verzückun-
gen Waren ihm nichts neues. Einstens trieb
ein Vonvitz seinen Hauswirth an, auszu-
spähen, was der heilige Mann in der Stille
mache, da sahe er ihn kniend, in seinem
Zimmer mit dem Kindlein Jesu, so ihn
liebkosete. Und diese unaussprechliche
Gutthat hat die Mahler veranlasset, ihn
gemeiniglich mit dem jesuskindlein auf
das lieblichste zu entwerfen". Eine mit
einem Sonnengesicht versehene, hochovale
goldene Strahlengloriole, die einer zweiten
Reliefsclucht angehört, dient komposi-
tionell als Verbindungsglied zu einem auf
Wolken sitzenden Engel, der die Be-
krönung der Gruppe darstellt. Ein ganz
vom Organischen her konzipiertes Motiv
4 die waagerecht ausgebreiteten Engels-
schwingen _ dient als oberer Abschluß
der Gruppe. Dieses Motiv erhält seine
inhaltliche Funktion dadurch, daß dieses
Flüzelbaar die zanze Szene gleichsam in