zu Wiener Neustadt von ikonographischer
Bedeutung.
Die Scheibe zeigt Ernst mit seinen Söhnen
im Gebet kniend (Abb. 3). Während
dieses Stifterbild erhalten blieb, ging ein
korrespondierendes zweites mit den beiden
Gemahlinnen Ernsts, Margaretha und Zim-
burgis, und seiner Tochter Anna verloren.
Das Wissen um jene zweite Darstellung
gibt Anhaltspunkte für eine Datierung:
Die Glasmalereien müssen nach dem Tode
der ersten Gemahlin Ernsts, Margaretha
von Schwaben, entstanden sein und nach
dem Tode dreier Söhne aus zweiter Ehe,
zu der Zeit also, da. nur mehr seine drei
anderen Söhne, Ernst, Friedrich und
Albrecht am Leben waren". Da schulter-
langes Haar, hochgeschwungene Brauen-
bogen über halbgeöEneten Augen und eine
lange, in der Mitte etwas gebuckelte Nase
die wesentlichsten physiognomischen Merk-
male Friedrichs sind, dürfte er mit jenem
der drei Knaben, der in einer Linie mit
Ernst hinter seinen beiden Brüdern kniet,
identifiziert werden können.
Die Statue Friedrichs an der Wappen-
wand (Abb. 4), dem Stil der langen Linie
verpflichtet, geschmeidig fließend, mit
betont graphischer Strukturierung, ist
ein Werk der Zeit um 1450. Zuschrei-
bungen an Peter Pusica, Jakob Kaschauer
oder Niclas Gerhaert scheinen nicht halt-
barll. Im schmalen Antlitz des Standbildes
sind Friedrichs Züge idealisiert, aber
dennoch kenntlich wiedergegeben. Nase und
Kinnpartie wurden wohl gemildert, um
den harmonischen Gesamteindruck der
edlen Erscheinung nicht zu stören.
Ganz anders als im Norden, wo Porträt-
und Medailleurkunst im eigentlichen Sinne
erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts
einsetzen, liegen die Verhältnisse in Italien.
Friedrich weilte anläßlich seines ersten
Romzuges relativ kurze Zeit im Süden,
und doch gibt eine größere Anzahl bild-
licher Darstellungen von den Ereignissen
dieses einen Jahres Bericht als von manchen
Jahrzehnten seiner Regierung daheim. Es
handelt sich dabei mit Ausnahme der
Miniatur in den Ufl-izien zu Florenz nicht
um reine Porträts, sondern vor allem,
wie es auch dem Anlaß der Reise
entspricht, um eine Reihe von historischen
Szenen, zu deren bedeutendsten sicher-
lich die monumentalen, rund fünfzig
Jahre nach Friedrichs Aufenthalt in Italien
gemalten repräsentativen Fresken Pin-
turicchios in der Dombibliothek zu Siena
zählen. Dort ist auch jenes bedeutende
Ereignis festgehalten, da Friedrich an der
Porta Camollia vor der Stadt der Picco-
lomini seiner Braut Eleonore, der damals
sechzehnjährigen Jungfrau, zum ersten
Male begegnete (Abb. 5). Pinturicchio
hielt sich in seiner Darstellung im wesent-
lichen an die Beschreibung des Vorganges
durch Enea, rückte aber die feierliche
Vereinigung des Paares in eine märchen-
hafte Sphäre. Vor einer Vedute von Siena
und der berühmten Denksäule, die später
am Platze der ersten Zusammenkunft
Friedrichs und Eleonores errichtet wurde,
ANMERKUNGEN 6 - 12
6 Der Briefwechsel des Enea Silvio Piccolomini. hxsg. von
Rudolf Wolkan; IT. rer. Austr. 11., Bd. 61, Wien 1909,
an Pxokop von Rnhenstein. 26. 6. 1444, S. 349, sowie
Brief an Kaspar Schlick. 28. I2. 1443, ebenda, S. 255.
1 Millard Muss, Cnnlrlbllliolli to rwo Elusive Masters.
'sI'he7 Bälingmn Magazine, Vol. cm, mmmu 1961,
. 5 i .
3 Ein intrcsanter Briefwechsel bezüglich dieses Problemes
zwischen Millard Mciss und Stell: Mary Pearce wurde
im Burliugton Magazine. Vnl. Clll, London 1961. S. 189,
verößcnzlicht. Pearce vcnrin die Ansicht. es wäre undenk-
bar, dzß Friedrich noch nach der Kaiserkrönung den
Herzoghut lrllg, während Maß nach der Inschrift auf
dem Camllino datiert, dessen letzte Zeile „tuiz noch
zum tcitschen kaiscr" für cim: Enlslehung nach 1452
s richt.
v olfgzng Paukerllimst Kris. D" österreichische Erz-
hexmgßhul im sum- Kloslcrucuburg. Jb. d. m1. s.. NF
Bd. VII, Wien 1933, S. 242. - Dieser Hut scheint nach
dem Vnrbildcjeues von Rudolf IV. gcarheitcl zu sein und
könnte nach der am Dreikönigstage 145a xicuerlich ge-
gcbenen ausdrücklichen Erklärung Friedrichs, da!) die
Mitglieder der "srcirischcn" Linie Exzherzogc sein sollten.
hcrgßtell! worden rein.
w Hanna Egcr, lkdndgrrpiiie Kaiser Friedrichs 111., Phil.
Dissr, Wien 1965.
H Zur Frage der Dzticrung vg Franz Kicslingex. COIiSChC
Glasmalerei in Österreich bis 145D. Zürich-LeipZig-Wicn.
o. J. (19:11), s. 39. sowie dzm. Glasmalerei in Österreich.
Wien 1947, S. 28.
11 Peter Pusica leitete seit 1439 den Umbau dcr Burg und
schuf an der Außenseite der Gcorgskapcllc die H53
datierte bcrühmlc Wapptnwand. an der die Chronik dvr
95 Herrschaften drs Leopold Slainreulzr ihren künstle-
risrhen Niederschlag fand. Das Standbild ist ihm, dtx
rimär Architekt wir. cbcnsowtnig zuzumuten wie
fakob Kaschaucr. Niclas Gerhzen fulgi: crsr 1467 der
Bcnlfung Friedrichs nach Wiäntr Ncustadt; (in: Zeit,
in die sich das Standbild stilistisch nkht m:hx cinordncn
läßt.
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