12 Guslav Gurschner. Denkma! für die Gefallenen des
Dragoner-Regiments Fürst xu Windisch-Graeiz Nr.14,
Bronze. Höhe des Slandbildes 110 cm. Wien, Augu-
slinerklrche
Gewitter über Schönbrunn. Aber trotz des strö-
menden Regens stand der greise Monarch mit
einem um die Schulter gelegten Mantel auf dem
Balkon des Schlosses und verfolgte mit Interesse
das neuartige militärische Schauspiel. Dieser Ein-
druck hat sich unauslöschlich dem Gedächtnis
des Künstlers eingeprägt. Als er mehr als zwei
Jahrzehnte später den Auftrag erhielt, ein Kaiser-
Franz-Joseph-Denkmal für Wien zu entwerfen.
hat er die Figur des Kaisers in der damaligen
Haltung wiedergegeben (Abb. 15). Die Ver-
bindung zum Militär und zum Motorsport. dem
Automobilismus und der Fliegerei fanden in einer
Vielzahl plastischer Arbeiten ihren Niederschlag
(Preise. Abzeichen, wie sie in den ersten Jahren
des Weltkrieges für die einzelnen Armeen und
Truppenteile herausgegeben wurden, und Denk-
mäler für die Gefallenen).
Das Hauptthema von Gurschners Schaffen aber
bildete das Porträt. Vom Beginn seiner künst-
lerischen Tätigkeit bis in die jüngst vergangenen
Jahre hat ihn diese Aufgabe beschäftigt. Dabei
wird eine Einstellung offenbar, die für einen
Künstler unseres Jahrhunderts ungewöhnlich und
daher bemerkenswert ist. Gehörte Gurschner in
seiner Anfangszeit zu den Vorkümpfern des Art
Nouveau und bekannte sich dazu mit jugendlicher
Begeisterung. wenn es darum ging. Arbeiten mit
dekorativer Bestimmung auszuführen. so hat er
doch später in zunehmendem Maße die Darstellung
der menschlichen Figur und noch viel mehr das
Bildnis aus einer den nachfolgenden Stilrichtungen
verpflichteten oder allzu subjektiven Manier her-
ausgehalten. Diese Tendenz zu einer Sachlichkeit,
die wohl auf Erfassung des Gegenständlichen Wert
legt. seine Wiedergabe aber in eine zum Typus
des jeweiligen Vorbildes hin geklärte und harmo-
nisierte Form bringt. zeigt sich besonders deutlich
an dem kleinen Reiterdenkmal für die Gefallenen
des Dragonerregiments Nr.14 (Abb. 12). Allein
schon. daß Gurschner hier selbst den geringsten
Anflug von Pathos vermied, wovon die Krieger-
denkmäler nur zu oft gekennzeichnet sind, ist eine
vorbildliche Leistung künstlerischen Takts. Für die
Gefallenen einer wenn auch noch so ruhmreichen,
aber eben doch besiegten und htChi mehr beste-
henden Armee ziemte sich keine theatralische
Gebörde. sondern die schlichte Trauer. wie sie
am besten das überlieferte Reglement zum Aus-
druck bringen konnte. Diese soldatisch strenge
Form wird hier von dem zur Parade ausgerückten
Standartenführer verkörpert, der damit die
Reverenz vor den Toten, gleichzeitig aber auch
die große Geschichte des Regiments symbolisiert.
Fiir den, der darum weiß. versinnbildlicht nämlich
gerade diese Darstellung eine stolze Tradition:
einzig die Her-Dragoner hatten als besondere
Auszeichnung noch bis zum Ende der Monarchie
ihre ehrwürdige Standarte behalten dürfen, die
anlüßlich des Sieges von Kolin (16. Juni 1757) von
Kaiserin Maria Theresia selbst dem Regiment
geschenkt worden war. Bei allen anderen Kaval-
lerieregimentern wurden die Standarten im Jahre
1868. im Zuge der Heeresreform, abgeschafft und
eingezogen. um später dem Heeresmuseum über-
geben zu werden".
In seinem langen Leben führte Gurschner eine
solche Fülle von Aufträgen aus, daß sein Atelier,
in dem sich noch ein Großteil der Entwürfe erhalten
hat, in etwa wie eine Porträtgalerie österreichischer
und ausländischer Persönlichkeiten der ersten
Hälfte unseres Jahrhunderts anmutet. Künstler,
13 Gusluv Gurschner, Medaille: K.k. öslerr. Aero Club,
Pro m "o; Bronze. 1912. Dm. 88 mm. Eine „Elrich-
ber der Wiener Innenstadt.
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