charakteristische Effekt, der sich dem Auge des
Künstlers einprägt". gleichgültig. ob er den
Gegenstand mit dem äußeren oder dem inneren
Auge schaut. Die ,macchia'" ,.ist der springende
Punkt, das Charakteristische. . . hervorgebracht
von der besonderen Gruppierung der rnannigfach
gefärbten Personen und Dinge". Fern wird dabei
als geistige Ferne in der Weise verstanden, daß
das Wahrgenommene noch nicht in allen Details
vorn Künstler bzw. van uns erfaßt wird.
Für unseren Zusammenhang wichtig ist nun die
weitere Erläuterung Croces, daß nämlich zwischen
jenem ersten Eindruck und dem vollendeten und
genau umrissenen Bild der ganze künstlerische
Prozeß abläuft. Er sagt: .,Ein Bild ausführen,
vollenden. bedeutet nichts als ein stärkeres inneres
Annähern an den Gegenstand. ein Deutlich-
machen und Festigen desselben, was uns als
blendender Strahl ins Auge gedrungen ist. Fehlt
jedoch jener erste harmonische Accord, 7 die
,macchia' 7 so werden Ausführung und Voll-
endung niemals dazu gelangen, uns innerlich
zu bewegen. während vielmehr die bloße
nackte Hmacchia". ohne irgendeine nähere gegen-
ständliche Bestimmung durchaus imstande ist,
diese Emptindung zu erwecken."
Mit diesen Sätzen des bedeutenden italienischen
Kunstphilosaphen" ist eigentlich die Erklärung
dafür gegeben. worum wir uns von Skizzen und
Entwürfen so angesprochen fühlen. mehr oft als
von den ausgeführten Gemälden. Es ist das Ur-
sprüngliche. Frische und Vitale dieser Entwürfe,
es ist die Nähe des Eros, die wir spüren. der
Widerschein jenes Aufflammens. das jedesmal
geschieht, wenn der schöpferische Menschengeist
mit der ldeenwelt in Berührung kommt. oder, um
mit Othmar Spann" zu sprechen. wenn der
Mensch die in seinem Geiste mitangelegten. aber
schlummernden Urwesenheiten erweckt. Es ist das
Dynamische. die durch keine Konvention ge-
schwächte Urkraft der geistigen Gebärde, die
uns fesselt und die den eigentlichen Kern, die
zeugende Mitte jedes Kunstwerks ausmacht.
Die Sprachen haben für diesen dynamischen Ent-
stehungsvorgang höchst anschauliche Wortbe-
Zeichnungen zur Hand. wie das deutsche ..Ent-
wurf" : das Hingeworfene. Hingeschleuderte 7
das Wort bezieht sich übrigens ursprünglich auf
das Hin- und Herwerfen des Weberschiffchens -.
wie das italienische ,.schizzo", ein lautmalendes
Wort. das nichts anderes heißt als .,Hinspritzen".
dann auch das ,.Hirigespritzte".eben die rasch
hingeworfene Skizze. oder das französische
..patron". mit dem lateinischen ..pater" verwandt.
also dem erzeugenden Prinzip".
Man darf nun allerdings nicht in den Fehler ver-
fallen und schlechthin glauben. wozu die moderne
Malerei verführen könnte, daß echte Kunst sich
sozusagen nur in der Skizze und im Entwurf
offenbarte. In Wahrheit verhält es sich, zumindest
im Bereich der alten Kunst. nämlich so. daß die
Größe eines Künstlers sich eben darin bestätigt.
daß er imstande ist. mit allen Hindernissen und
Schwierigkeiten, die mit dem stufenweisen Anstieg
zur Vollendung des Kunstwerks in der Ausein-
andersetzung mit der rauhen Wirklichkeit ver-
bunden sind. zuchtvoll fertig zu werden und daß
er vor allem die Gnade hat. den zündenden
Funken des Ursprungs und seine erste Fassung in
der "macchia" über alle Föhrnisse hinweg bis in
alle Stufen und bis in die feinsten Verzweigungen
der Struktur eines Kunstwerks glühend zu er-
halten. Ich glaube, daß wir die Stellung und Be-
deutung des .,Non finito". der Skizze. des Ent-
wurfs, gerade in ihrer Blütezeit. eben der Barock-
malerei, falsch beurteilen würden. wenn wir diese
Tatsache nicht im Auge behielten".
So scheint mir. um zum Ende zu kommen. diese
Ausstellung. in der uns das ..Geistursprüngliche"
des Kunstwerks. aber auch die Vermählung dieser
Ursprünglichkeit mit der entsprechend trans-
formierten und damit geistdurchlüssigen Materie,
so unmittelbar zu Bewußtsein kommt, als ein
großes Geschenk, als eine Offenbarung für
unsere in Nützlichkeits- und Zweckrnüßigkeits-
Vorstellungen verstrickte Welt. als ein Fest der
schciubar gewordenen unvergänglichen Kraft des
Geistß.
1 Carlo lnnozenzo Carlone. die Kommunion der Aposiel.
Bolzello für ein Allarbild. Graubraune Grisaille, Öl
auf Papier. auf Leinwand. H. 53. B 36 cm
1 Mullhöus Günlher. Minerva als Schirmherrin der
Schönen Künsle und Wissenschailen. Teilmodell eines
Deckenlreskos. Öl auf Leinwand. H. 40, B 55 cm
3 Marlin Johann Schmidt (genunnl Kremscr-Schmidl),
Murler des hl. Peirus. Bollella für ein Allurblall. Öl
au! Papier. auf Leinwand. H. 38. B 26.4 cm
ANMERKUNGEN 1ä1S
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Röhren Äugsburg 1926.
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ein Beiirag zur Geschichie der Barockmalerei,
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chischen und deuischen Barackmalerei in der Allen
Galerie am Landesmuseum Jaanneum in GraZ.
Wien-München 1961.
Wilhelm von Bode. Fünfzig Jahre Museumsarbeil.
Bielefeld-Leipzig 1912. - Friedrich Winckler, Zum
Gedächlnis an Wilhelm von Bude 1845 "1929. Beiheli
zur Jahresgabe des Deuischen Vereins für Kunsl-
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aus der Sammlung Rossacher. Zur Ausslellung Im
Hessischen Landesmuseum in Darmsladi. In: Pun-
lheon 5 (Mönchen 1965). S. 330-3310.
Kurt Rossccher. Visionen des Barock. Eniwürfe aus
der Sammlung Kurl Rossucher. Katalog der Ause
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' Vgl. Rossacher, Visionen. Vorwurf.
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der Spälrenaissance und des Baracks. Ausstellungs-
kulalog des Kunsihislorlschen Museums in Wien.
Kalalog-Nr. 4. Wien 1936137. 7 Entwürfe von Malern,
u:
11
ll
n
u
I!
Bildhouern und Archileklen der Barockzeil in Ösler-
reich. Kaoalaa der 15. Ausslellung der Öslerreich-
scher: Galerie. Wien 1937. 7 Heinrich Klupsia.
Bollelli und Modelleni der Spälrenalssance und des
Burocks. In: Kirchenkunsl 9. 1937. i Vgl. allgemein:
Alberl-Erich Brinckmann. Barock-Bozzelli, 4 Bde..
Frankfurl a. M. 1913124, - Harald Keller und Änlon
Reß, Bozzeno, ln: Reallexikun zur deulschen Kunsl-
geschichle. Bd. Z (Slullgarl-Waldsee 1948). S9. 1081
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Robert Oerlel. Wandmalerei und die Zeichnung in
llalien. Die Anfänge der Enlwurlszeichnung und ihre
manumenlalen Varslulen. In: Milleilungen das kunsl-
hisloriscnen lnsliluls 4h Florenz, Bd. 5 (1937-1940).
S. 218 lf.
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buch der Wiener kunslhislorischen Sammlungen.
N, F. Bd. ß (Wien 1934). S. 137H. Erneul abgedruckt
in: H. Sedirnayr. Epochen und Werke. Bd. 1 (Wien
1959). S. 274W,
Vlllorio lmbriani. siehe Sedlmayr. a. a. O.
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Das philosophische Gesamlwerk im Auszug. hrsg,
von H. Riehl. Wien 1950. S. 251 ff. Spanns Kunsl-
philosophie isl noch nichl veröffenllichl und wird
ersl in der Gesurnlausgube in Druck erscheinen.
Paul Grebe. Duden. Elymologle. Herkunflswörlerbuch
der deulschen Sprache. Mannheim 1963.
Daß in der allen Malerei außerdem noch die Bild-
überlieferung als solche. das Vorbild. das Schema,
eine bedeulende Rolle gespielt hat. sei nur am Rande
erwühnl. Der Genie-Begriff des 18. Jahrhunderfs
usw. isl eben lür die früheren Jahrhunderle nicht
oder nur sehr heding! anzuwenden. Vgl. das Vor-
wnrl von Margarelhe Poch-Kalous im Kaldlog der
14. Sonderausstellung der Akademie der bildenden
Kunsle in Wien: ..l(ünsllerische Uberlieferung in der
niederländischen und deulschen Malerei des 16. und
17, Jahrhunderls". Wien 1966.
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