18fi
GR. XXVI. ERZIEHUNGS-, UNTERRICHTS- UND BILDUNGSANSTALTEN.
oder für eine Bevölkerung von 4,204,177
Personen für jede Person beinahe 90 Öre.
Vergleicht man diese Ausgaben mit
denen für das Jahr 1868, über welches
der letzte statistische Bericht abgegeben
worden ist, so zeigt sich, dass in der Zwi
schenzeit die Ausgaben für das Volks
schulenwesen sich um 343,829 R:dr 79 Öre
vermehrt haben.
Das jährliche Einkommen von den Do
nationen zur Beförderung des Volksunter-
richtes betrug im Jahre 1871 im Ganzen
121,133 R:dr 13 Öre und das Saldo der
Schulkassen 1,688,808 R:dr 18 Öre.
Die Zahl der Lehrgebäude füf die Volks
schulen betrug 1868 in ganz Schweden
3,976, aber 1871: 4,413; es waren also
in der Zwischenzeit 437 neue Schulhäuser
aufgeführt worden.
VIII. Lehranstalten für Taubstumme
und Blinde. Sowohl zum Unterrichte als
auch zur Erziehung Taubstummer und Blin
der giebt es ein grösseres öffentliches In
stitut und für den Unterricht und die Pflege,
Taubstummer 9 kleinere Anstalten.
Das ersterwähnte Institut, welches unter
dem Schutze der Königin-Wittwe Josephina
steht, ist in zwei Abtheilungen geordnet,
eine für Taubstumme und eine für Blinde.
Die Pflege und Verwaltung des Insti
tuts wird besorgt von einer königlichen
Direction, und die Aufsicht über die Erzie
hungsanstalt selbst vom Director des In
stituts, welcher zugleich der erste Lehrer
bei demselben ist. Das übrige Lehrerper
sonal bestand 1871 in 13 Lehrern und 10
Lehrerinnen, und ausserdem in 6 Hand
werker-Lehrern für den Unterricht in den
verschiedenen Gewerben. Die Unterrichts
zeit zu einem vollständigen Cursus wird
auf 6 bis 8 Jahre berechnet.
Die Zahl der Zöglinge ist durchschnitt
lich in den Jahren 1868—187! gewesen:
Taubstumme: 115 Knaben und 85 Mädchen,
Blinde: 36 » »26 »
zusammen 262, von denen die Mehrzahl
Freizöglinge waren. Die jährliche Abgabe
für Zöglinge, welche die ganze Abgabe
erlegen, ist 250 R:dr.
Der Unterricht wird in den Lehr- und
Uebungsgegenständen erthcilt, welche ge
wöhnlich in der Volksschule Vorkommen,
und den Blinden auch in Musik und Ge
sang. Ausserdem wird auch in verschie
denen praktischen Gewerben unterrichtet.
Bei dem Unterrichte der Taubstummen ist
in den letzten Jahren auch die Sprech
methode angewendet worden und hat gute
Resultate geliefert.
Zu Ende des Jahres betrug der Kassen
bestand in den Fonds des Instituts eine
Summe von 543,556 R:dr 60 Öre, wovon
der eigentliche Kapitalvorrath 375,108 R:dr
46 Öre. Dieser Fond ist grösstentheils
durch Donationen gebildet worden. Aus
Staatsmitteln bezieht das Institut einen
jährlichen Beitrag von 81,000 R:dr.
Das Institut befindet sich im Königl.
Thiergarten bei Stockholm, wo ein zu dem
Zwecke eingerichtetes grösseres Gebäude
mit Lehrsälen und Logements im Jahre
1864 auf geführt worden ist.
Die übrigen Institute für Taubstumme
sind auf Kosten Einzelner eingerichtet wor
den; der Staat aber giebt eine Unterstü
tzung von 100 R:dr für jeden Zögling
her, der dort Unterricht und Pflege erhält.
Diese Institute sind: eins in Stockholm, zwei
in Göteborg, eins in Lund, eins in Karls
krona, eins in Hernösand, eins im Kirch
spiel Hjorted im Stift Linköping, eins im
Kirchspiel Kolbäck im Stift Westeräs und
eins im Kirchspiel Stenbrohult im Stift
Wexjö. Die Zahl der bei den erwähnten
Anstalten gepflegten und unterrichteten Kin
der betrug im Jahre 1871: 290.
B. Mittelschulen.
(Gymnasien und Realschulen). *)
Der Ziveck der öffentlichen von dem
Staate unterhaltenen Mittelschulen ist in
Gemässheit mit dem Gesetz vom 29 Januar
1859 theils die Mittheilung einer allge
meinen mitbürgerlichen Bildung, die über
den Umfang der Thätigkeit der Volksschule
hinausgeht, theils die Gründung derjenigen
wissenschaftlichen Einsichten, welche bei
der Universität oder bei einer höheren Fach
schule weiter ausgobildet werden. Diese
Schulen werden in Schweden »Elementar-
Läroverk» benannt und desshalb in dem Fol
genden mit dem Worte Elementar-Schalen
bezeichnet.
') Nach Mittheilungen vom Bureau für den hö
heren Unterricht (königl. Cultus-Ministerium).
Der Bericht berücksichtigt die Verhältnisse
i. J. 1872, sofern nicht eine andere Zeit aus
drücklich angegeben wird.