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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 88)

Glas scheint in den Bc Eintlen der „Kunst- 
und Ratitätcnkaluinette" seltener aufbe- 
w irt wurden zu sein, zumal wenn es 
sich um so kunstvolle, aler auch höchst 
zerbrechliche Formen wie in Schlangen- 
gl s venezianischcr llerktxnft Xb. 12) 
handelt. Über gedrehter Fulhlatte und 
krä igem Baluster windet sich n dracben- 
artig Tier aus zum Teil ge rbtem Glas. 
Die lichte kelclwförnxige Kuppa Jheint zu 
schweben, die den Raum einbezic de, 
"natürliche" Schlangenform gibt dem (1 as 
den Reiz des Arti zius Liinmaligen in 
ganz anderer W ise, als c die bescheidene 
Flaschenfornx auf Franckcns Bild (Abb. 1_) 
oder die Deckelbecher in (ieorg Hintz) 
Bild eines Kunstkammerschrankes (Abb. 37) 
vermögen. Daß die Sch ngc ursprünglich 
auch eine inhaltliche Bedeutung gerade für 
das zarte venezianische C hatte, das 
'mlich zcrspringen sollte, wenn sein 
Inhalt vergiftet war, sp' lt in der l; nstle- 
' hen Gestaltung und für in Stellung 
innerhalb der Kunstkummer und des 
Sammelx ens des Baruclt eine nicht zu 
Lmterschatzende Rolle. l) beweisen u. a. 
auch der Zusammenhang mit den Vanitas- 
Vorstellungen des Stille ens. 
Im gesteigerten Älaße findet sich die unerk- 
würdige Mischung von n; ürliclieiu t o- 
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tiscneni lVldLClldl, tetinnscttci Axuualulun . 
allegotischer Bedeutungshaftigkeit an eint 
Jagdtrinkhorn aus Elfenbein und Rhir 
zeroshorn (Abb. 13), dessen Fuß u 
Deckel silbervergoldete Montierung zeigt 
Hier wird sozusagen die Realität sowt 
des bildlichen Geschehens der Jagd - du: 
die Tierkampfszenen und die bekrönen 
Göttin der jagd, Diana - wie die ma 
rielle Provenienz des „künstlich verfertig 
ten" Gefäßkörpers - durch das Clfi 
beinerne Haupt des Rhinozeros - dar; 
stellt. Daß neben solchem „Trinckgeschii 
auch Korallcnbäume, versteinerte SChIll 
kenhäuser oder „fürchterliche LÖWI 
Bären oder Tieger ausgestopfft gese 
werden" (Neickel, 1727, S. 423i), ist r 
zu verständlich. Die Gegenstände t 
Kunstkammer erscheinen oft gegensätzlii 
einander fremd; daß das phantastist 
Naturgebilde neben dem kunstvollen M: 
schenwcrk steht, oft verniedlicht, reduzi: 
in Kisten, Truhen, Schränken und Ka 
mern gebannt, bezeugt nur den Drang t 
Zeit, in der Fülle und in der Gegensä 
lichkeit der Dinge nicht nur den Besitz 
geistig und materiell - zu repräsentiert 
sondern auch mit dem Bilde der „natura 
und artijfrialia" aller Art die Idee selber 
besitzen, das Universum im Kleinen 
erfassen. 
Wie sich dabei die Sphären kunstre 
technischer Virtuosität in der Behandlu 
des Werkstolfes mit der „geistlichen 1 
deutung" im christlichen Sinne verquick 
können, zeigt das „Toppelte Trinck; 
schirr" eines von „Helifenbein gedreht 
Kunststuecks", nämlich der große P0 
des Coburger Elfenbeinkünstlers Man 
Heyden (Abb. 14). Der Hofkünstler l 

	        
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