Glas scheint in den Bc Eintlen der „Kunst-
und Ratitätcnkaluinette" seltener aufbe-
w irt wurden zu sein, zumal wenn es
sich um so kunstvolle, aler auch höchst
zerbrechliche Formen wie in Schlangen-
gl s venezianischcr llerktxnft Xb. 12)
handelt. Über gedrehter Fulhlatte und
krä igem Baluster windet sich n dracben-
artig Tier aus zum Teil ge rbtem Glas.
Die lichte kelclwförnxige Kuppa Jheint zu
schweben, die den Raum einbezic de,
"natürliche" Schlangenform gibt dem (1 as
den Reiz des Arti zius Liinmaligen in
ganz anderer W ise, als c die bescheidene
Flaschenfornx auf Franckcns Bild (Abb. 1_)
oder die Deckelbecher in (ieorg Hintz)
Bild eines Kunstkammerschrankes (Abb. 37)
vermögen. Daß die Sch ngc ursprünglich
auch eine inhaltliche Bedeutung gerade für
das zarte venezianische C hatte, das
'mlich zcrspringen sollte, wenn sein
Inhalt vergiftet war, sp' lt in der l; nstle-
' hen Gestaltung und für in Stellung
innerhalb der Kunstkummer und des
Sammelx ens des Baruclt eine nicht zu
Lmterschatzende Rolle. l) beweisen u. a.
auch der Zusammenhang mit den Vanitas-
Vorstellungen des Stille ens.
Im gesteigerten Älaße findet sich die unerk-
würdige Mischung von n; ürliclieiu t o-
25
"i
.1
i
3
l
D
.. .._.......7.._.. -.
tiscneni lVldLClldl, tetinnscttci Axuualulun .
allegotischer Bedeutungshaftigkeit an eint
Jagdtrinkhorn aus Elfenbein und Rhir
zeroshorn (Abb. 13), dessen Fuß u
Deckel silbervergoldete Montierung zeigt
Hier wird sozusagen die Realität sowt
des bildlichen Geschehens der Jagd - du:
die Tierkampfszenen und die bekrönen
Göttin der jagd, Diana - wie die ma
rielle Provenienz des „künstlich verfertig
ten" Gefäßkörpers - durch das Clfi
beinerne Haupt des Rhinozeros - dar;
stellt. Daß neben solchem „Trinckgeschii
auch Korallcnbäume, versteinerte SChIll
kenhäuser oder „fürchterliche LÖWI
Bären oder Tieger ausgestopfft gese
werden" (Neickel, 1727, S. 423i), ist r
zu verständlich. Die Gegenstände t
Kunstkammer erscheinen oft gegensätzlii
einander fremd; daß das phantastist
Naturgebilde neben dem kunstvollen M:
schenwcrk steht, oft verniedlicht, reduzi:
in Kisten, Truhen, Schränken und Ka
mern gebannt, bezeugt nur den Drang t
Zeit, in der Fülle und in der Gegensä
lichkeit der Dinge nicht nur den Besitz
geistig und materiell - zu repräsentiert
sondern auch mit dem Bilde der „natura
und artijfrialia" aller Art die Idee selber
besitzen, das Universum im Kleinen
erfassen.
Wie sich dabei die Sphären kunstre
technischer Virtuosität in der Behandlu
des Werkstolfes mit der „geistlichen 1
deutung" im christlichen Sinne verquick
können, zeigt das „Toppelte Trinck;
schirr" eines von „Helifenbein gedreht
Kunststuecks", nämlich der große P0
des Coburger Elfenbeinkünstlers Man
Heyden (Abb. 14). Der Hofkünstler l