in der Neulerchenfelder Pfarrkirche (1764)
bekannt. Wir wissen jedoch von keinem
direkten Bauobiekt. Nimmt man noch die
weitere Wiener Umgebung, die Wallfahrts-
kirche Snnntagberg dazu (1751 bzw.
1755756), so ist das (Euvre Hefeles im
Wiener Raum vollzählig. Hierin ist die
Ursache der bedauerlichen Tatsache zu
suchen, claß Hefele als Wiener Architekt
tatsächlich fast ganz vergessen wurde -
nicht aber als Architekt des Donauraumes.
Seine bedeutendsten Werke befinden sich
außerhalb Wiens, in Passau, in Preßburg
(Bratislava), in Raab (Györ), der Schwer-
punkt seines Kunstschaifens liegt aber in
der kleinen westungarischen Stadt Stein-
amanger (Szombathely). Hält man sich
diese Tatsachen vor Augen, so ist es
keinesfalls verwunderlich, daß die ersten
literarischen Hinweise auf Hefele aus diesem
Raum kamen. Ganz besonders eingehend
befaßte sich die kunsthistorische Forschung
Ungarns mit seiner Person in der Zwi-
schenkriegszeit und auch nach 1945. Die
Namen Dr. Geiin und Dr. Kapossy müssen
in diesem Zusammenhang ganz besonders
hervorgehoben werden5. Nach 1945 er-
blickte man richtigerweise im Lebenswerk
des verdienten österreichischen Meisters
den Übergang und die Einleitung zum
Klassizismus, also zu einer kunsthistori-
schen Epoche, die man in Ungarn als
wahren Nationalstil des Landes zu be-
trachten geneigt ist.
Somit kann man erfreulicherweise heutzu-
tage von Hefele nicht mehr als von einem
vergessenen Wiener Architekten sprechen.
Im Gegenteil. Auch in Österreich gilt sein
Name wieder als Persönlichkeit dcs boden-
ständigen, frühen Klassizismus im aus-
klingenden Barock (Grimschitz). Getrost
kann man ihn heute zu jenen Künstlern
des 18. Jahrhunderts zählen, die in dieser
großartigen Österreichischen Epoche Wert-
messer auch für die Kunst Östlich von
Wien wurden. Hefele war somit das letzte
Glied einer Entwicklung, die vom Wiener
Hochbarock bis zum Klassizismus reicht
und das KunstschaHen auch nach Ungarn
weitertrug. Sein Name verdient einen ge-
bührenden Platz neben Fischer, Hilde-
brandt, Pilgram, Donner, Troger, Maul-
bertsch und Dorfmeister.
Melchior Hefele wurde den 11. 1. 1716 in
KaltenbrunnjTirol geboren. Sein Vater
Michael war Landwirt, rnußte aber auch
mit dem Maurerhandwerk zu tun gehabt
haben, da sein Sohn ihn auch als Maurer-
meister erwähnt 6. Der Familienname wurde
früher „Häfele" geschrieben.
Hefele erlernte ursprünglich das Tischler-
handwerk, über Ort und Dauer seiner
Lehrzeit ist uns leider nichts bekannt. Als
junger Zeichner kam er nach Würzburg,
zum Bau vom Residenzschloß, etwa 1737
oder 1738. In dieser Zeitfrage kann man
nicht Gubys Ansicht sein - der die An-
kunft Hefeles in Würzburg mit 1734 an-
nimmt 7, weil Hefele damals erst achtzehn
Jahre, also vermutlich zu jung gewesen
war, um als bestenfalls frischgebackener
Tischlergeselle neben dem berühmten Hof-
schlosser Oegg bereits als Kunstzeichner
zu fungieren. Ob Hefele aus Wien eine
Empfehlung an Oegg erhielt oder ob
ein verwandtschaftlich-landsmannschaftliches
Verhältnis zwischen ihm und dem ebenfalls
aus Tirol stammenden großen Eisenkünstler
bestand, ist nicht bekannt. Fest steht nur
die Tatsache, daß der junge Tiroler beim
Entstehen der vielbewunderten Werke der
Schmiedekunst in Würzburg mittätig war,
wozu unbedingt erforderlich gewesen sein
mußte, daß Hefele auch in der allgemeinen
Graphik und in der baulichen Darstellungs-
weise schon damals eine Fertigkeit und
Begabung zeigte. Würzburg war für Hefele
eine gute Schule. Die praktische Arbeit
neben Oegg war ebenso wichtig wie die
Anwesenheit bei Balthasar Neumanns
größtem Werk, welches man mit Recht
für eines der hervorragendsten Werke der
repräsentativen barocken Schloßbaukunst
hält. Es wird vielleicht nicht allzu weit
gehen, wenn hier behauptet wird, daß
Hefcles spätere große Fertigkeit zur Lösung
der feinsten Details in der Tätigkeit neben
Oegg wurzelt.
Kaum zu erforschen wird die Frage sein,
0b Hefele jemals nach Italien oder Frank-
reich gekommen war. Da diesbezüglich
die biographischen Daten schweigen, kann
man wohl annehmen, daß er während
seiner Wanderzeit und auch später den
deutschen Sprachraum nicht verließ, es sei
denn aus beruflichen Gründen nach Un-
garn. Als Argument für diese Annahme
glaubt der Verfasser die erhaltene Kor-
respondenz des Architekten mit seinem
wichtigsten Bauherrn, Bischof Szily, ins
Treffen führen zu können. Dieser Kirchen-
fürst hat in Rom die Theologie absol-
viert und bei dem Bau seiner Episkopal-
kirche eine Anlehnung an die Kirchen
Il Gesu und San Ignazio gewünscht, da
der Eindruck dieser römischen Kirchen in
ihm als schöne jugenderinnerung weiter-
lebte. Hätte auch Hefele die beiden Vor-
bilder des Bauherrn persönlich und nicht
nur aus Abbildungen gekannt, so müßte
diese Tatsache in ihrer Korrespondenz
gewiß Erwähnung finden.
Der nächste sichere Anhaltspunkt in Hefeles
Biographie ist die Übersiedlung nach Wien
spätestens 1742. Er gewann in diesem Jahr
bei einem Preisausschreiben der Wiener
Kunstakademie den ersten Architekturpreis
und eine Goldmedaille. Von diesem Zeit-
punkt an hatte Hefele den ständigen Wohn-
sitz in Wien, in jener Stadt, wo er zum
echten Künstler heranreifte und wo er
durch seine Eheschließung mit Katherina
Jeklein auch persönlich Wurzeln schlug 5.
Über die Tätigkeit Hefeles zwischen 1742
bis 1751 wissen wir kaum etwas, doch
muß dieser Lebensabschnitt zwischen dem
26.-35. Lebensjahr entscheidend für seine
künstlerische Entwicklung gewesen sein,
da in der 1751 begonnenen Planung für
Sonntagberg plötzlich ein reifer und hoch-
begabter Baukünstler zum Durchbruch
kam. Er muß auch eine Bindung an die
kaiserliche Akademie und einen Kontakt
zu den führenden Künstlerkreisen gehabt
Mzlchior Hefele, Fasäadc der Domkirrhc in f
aman
Mclchior Hcfclc, lnnenansichr der Domkirche, Zu
vor du Bombcnzerslörung
ANMERKUNGEN 5 - 6
ß D1. Gäiin GyuIa: A szombathulyi szvikcscgyhäz. Mini!
1943. - A szombathclyi egylrzmcgye rünänecc
usw. m. Kaposs Jänos: m barokk epimu:
gyaxolszägon, Bu apcsl 1921. - A szombathclyi
kcsc m: es mmnyeulköpci. Budapest 1922.
ßiihnsizlicßung am 7. Jäxuxer 1754 mit Katharina ](
in der Pfankirdz: Manz Treu.