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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 88)

istian Theuerkauff 
M BILD DER „KUNST- 
[D WUNDERKANIBIIER" 
S BAROCK 
ERKUNGEN i? 2 
. auch im fnlgcndcn vor alltm  v. Schloscl, Die 
isr- und Wundurkammun der Spärremisanre. 
xzig 190a, Monographien aß Kunstgewerbcs Xl. 
diesen Bog-Hi" „Kunsl- und Wunderkammer" prägte. 
im 17. und 18. Jahrhundert gebräuchlichen Ausdrücke 
l "Wunderkanuner". "Kunstcabinclt", „Rarite ten- 
nell", "Kunslstube". "Kunstkammcr" u. m-Vg . zur 
m." 11.2. L. M . Der Wrangclschxank, 13mm 
s. und zu speziell itzlienischcn und aughurgsclwn 
lstkammclschrinkcn D. Heikzmp, Zeitschrift lür 
islgcschichte 216. was. s. 193 er. u. a. Axirnerkung 45. 
Charakterisierung S. 2343". 
lutqqraflllin Odtr Anleitung zum rechten Bcgriii" und 
zhchcr Anlegung der Muscorum oder Rariläwn- 
nmcrn. dirinnen gehandelt wird l, von dmcn Muscis, 
arz- Kunst und Raritäten Kammern insgeheim. 
ch: heutigen Tzgcsurgxößten theils annoch in vielen 
npavischcn Orten gu undcn werden . .  
  
Wenn in Dr. Michael Bernhard Valentinis 
„hochfürstl. hessischen LeilJ-Vledici", „Mu- 
seum Musaeorum oder vollständige Schau- 
Bühne aller Materialien und Specereyen . . ." 
zweiter Teil (Frankfurt 1714, Appendix 1), 
den Schluß der Aufzeichnung der be- 
rühmten Kunst- und Naturaliensammlun- 
gen ein religiöses Gedicht in Alexandrinern 
„von der himmlischen Kunstkammer" 
bildet, so ist das für die begriffliche Be- 
stimmung und historische Einordnung 
dieser Art der Kunstsammlung von großer 
Bedcutungl. In der Gleichsetzung der 
Sammelbereiche in Kunst und Natur 4 
wie es der Titel von Valentinis schon 1674 
in Kiel erschienener Theorie des Sammler- 
tums „Unvorgreiffliche Bedenken von 
Kunst- und Naturalienkammern" besagt - 
und der Wissenschaft wird der im Prinzip 
enzyklopädische Anspruch des barocken 
Sammelwesens in der „Kunst- und Wunder- 
kammer" deutlich. Werke der Kunst - 
das sind Figuren aus Stein, Bronze, Holz 
oder Elfenbein, Gefäße der Goldschmiede- 
kunst, gedrechselte Elfenbeinpokalc oder 
kostbare keramische Geschirre und Gläser. 
Natürliche Raritäten - das sind fremd- 
artige Muscheln, Korallenzweige, Edel- 
steine, Fossilien oder ausgestopfte Vögel, 
einbalsamierte Teile des Menschen oder 
fremdartige Gesteine. Uhren, astronomische 
Meßinstrumente, Automatcnwerke, kom- 
plizierte Werkzeuge, vor allem aber auch 
Bücher aller Art, gehören in den Kreis der 
nicht immer klar von dem Sammelbereich 
der „künstlichen Dinge" unterschiedenen 
Wissenschaft, die jedoch nicht immer 
deutlich von der Werkstatt des Alchimisten 
unterschieden Wird. 
S0 trennt auch Johann Caspar Neickel in 
seiner „flluxeograplvia" von 1727 (Leipzig 
und Breslau)2 die Repositorien in einer 
idealen „Kunst- und Wunderkammer" in 
die für die „Naluralibu: oder natürlichen 
Raritäten" und die für „Curioxa Artzßcialia 
oder künstliche Sachen", „unter welchen 
ein Haupt-Unterscheid unter denen antiquen 
und modernen sonderlich muß gemacht 
werden". Diese Forderung zur Trennung 
nach Antike und Moderne, also nach 
Systematisicrung, ist für die Entwicklung 
des Sammelwesens im 17. und 18. Jahr- 
hundert nördlich der Alpen nicht in dem 
Maße wesentlich geworden, wie es etwa 
die methodisch aufgebauten Münz- oder 
Gemmenkabinette, vor allem aber die 
Bildergalerien oder Antikensammlungen 
Italiens zeigen, die schon seit dem I6. Jahr- 
hundert nicht mehr in dem Maße mit den 
„Kunst- und Raritätenkabinerten" unmittel- 
bar verbunden waren. Die Ordnung nach 
Materialien ist allerdings auch für die 
Sammlungen in Deutschland oder Öster- 
reich ein Wichtiger Gesichtspunkt.
	        
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