istian Theuerkauff
M BILD DER „KUNST-
[D WUNDERKANIBIIER"
S BAROCK
ERKUNGEN i? 2
. auch im fnlgcndcn vor alltm v. Schloscl, Die
isr- und Wundurkammun der Spärremisanre.
xzig 190a, Monographien aß Kunstgewerbcs Xl.
diesen Bog-Hi" „Kunsl- und Wunderkammer" prägte.
im 17. und 18. Jahrhundert gebräuchlichen Ausdrücke
l "Wunderkanuner". "Kunstcabinclt", „Rarite ten-
nell", "Kunslstube". "Kunstkammcr" u. m-Vg . zur
m." 11.2. L. M . Der Wrangclschxank, 13mm
s. und zu speziell itzlienischcn und aughurgsclwn
lstkammclschrinkcn D. Heikzmp, Zeitschrift lür
islgcschichte 216. was. s. 193 er. u. a. Axirnerkung 45.
Charakterisierung S. 2343".
lutqqraflllin Odtr Anleitung zum rechten Bcgriii" und
zhchcr Anlegung der Muscorum oder Rariläwn-
nmcrn. dirinnen gehandelt wird l, von dmcn Muscis,
arz- Kunst und Raritäten Kammern insgeheim.
ch: heutigen Tzgcsurgxößten theils annoch in vielen
npavischcn Orten gu undcn werden . .
Wenn in Dr. Michael Bernhard Valentinis
„hochfürstl. hessischen LeilJ-Vledici", „Mu-
seum Musaeorum oder vollständige Schau-
Bühne aller Materialien und Specereyen . . ."
zweiter Teil (Frankfurt 1714, Appendix 1),
den Schluß der Aufzeichnung der be-
rühmten Kunst- und Naturaliensammlun-
gen ein religiöses Gedicht in Alexandrinern
„von der himmlischen Kunstkammer"
bildet, so ist das für die begriffliche Be-
stimmung und historische Einordnung
dieser Art der Kunstsammlung von großer
Bedcutungl. In der Gleichsetzung der
Sammelbereiche in Kunst und Natur 4
wie es der Titel von Valentinis schon 1674
in Kiel erschienener Theorie des Sammler-
tums „Unvorgreiffliche Bedenken von
Kunst- und Naturalienkammern" besagt -
und der Wissenschaft wird der im Prinzip
enzyklopädische Anspruch des barocken
Sammelwesens in der „Kunst- und Wunder-
kammer" deutlich. Werke der Kunst -
das sind Figuren aus Stein, Bronze, Holz
oder Elfenbein, Gefäße der Goldschmiede-
kunst, gedrechselte Elfenbeinpokalc oder
kostbare keramische Geschirre und Gläser.
Natürliche Raritäten - das sind fremd-
artige Muscheln, Korallenzweige, Edel-
steine, Fossilien oder ausgestopfte Vögel,
einbalsamierte Teile des Menschen oder
fremdartige Gesteine. Uhren, astronomische
Meßinstrumente, Automatcnwerke, kom-
plizierte Werkzeuge, vor allem aber auch
Bücher aller Art, gehören in den Kreis der
nicht immer klar von dem Sammelbereich
der „künstlichen Dinge" unterschiedenen
Wissenschaft, die jedoch nicht immer
deutlich von der Werkstatt des Alchimisten
unterschieden Wird.
S0 trennt auch Johann Caspar Neickel in
seiner „flluxeograplvia" von 1727 (Leipzig
und Breslau)2 die Repositorien in einer
idealen „Kunst- und Wunderkammer" in
die für die „Naluralibu: oder natürlichen
Raritäten" und die für „Curioxa Artzßcialia
oder künstliche Sachen", „unter welchen
ein Haupt-Unterscheid unter denen antiquen
und modernen sonderlich muß gemacht
werden". Diese Forderung zur Trennung
nach Antike und Moderne, also nach
Systematisicrung, ist für die Entwicklung
des Sammelwesens im 17. und 18. Jahr-
hundert nördlich der Alpen nicht in dem
Maße wesentlich geworden, wie es etwa
die methodisch aufgebauten Münz- oder
Gemmenkabinette, vor allem aber die
Bildergalerien oder Antikensammlungen
Italiens zeigen, die schon seit dem I6. Jahr-
hundert nicht mehr in dem Maße mit den
„Kunst- und Raritätenkabinerten" unmittel-
bar verbunden waren. Die Ordnung nach
Materialien ist allerdings auch für die
Sammlungen in Deutschland oder Öster-
reich ein Wichtiger Gesichtspunkt.