kollegen zu erledigen hatte. Hilfreich fur seine
stilistische Entwicklung war zweifellos seine
bedeutende dichterische Begabung, die sich in
..Parabeln" und epischen Zyklen in freier rhythe
mischer Aussage offenbarte, Auch hier finden
sich Ankerpunkte seines universellen Weltbildes.
Verglichen mit den zeitlich vorangegangenen und
alternierend entstandenen Graphiken will die
,.Essentielle lrnagagrciphie" auf höherer geistiger
Ebene eine vergrößerte und wesentlich verdichtete
Aussage vermitteln. die vorn Beschauer eine
intensivere geistige Aktivität verlangt. Reine Bilde
sprache ahne ieden oberflächlichen Dekor in
ernster. vibrierender Farbe. die ihre Dynamik
einer starken Differenziertheit verdankt. wirkt
auf den Beschauer. Das Erschaute will Bindeglied
des Sichtbaren mit dem Unsichtbaren und ein
Ausgleich des Begrenzten und Unbegrenzten
sein.
Die Bildsprache in Keppels Gemälden sagt suge
gestiv aus: die Weltformung irn Weltgeschehen
hat mit der Idee der Menschlichkeit begonnen. mit
der Erkenntnis vom dynamisch Männlichen (er
trügt den Stern ll'l't Handteller). vorn statisch
Weiblichen. dem Ruhenden. dem Gebörenden
(sie trägt den Granatapfel. uber sie wölbt sich
aus dem unendlichen Blau ein Dach. eine Hütte).
Diese Archetypen i einschließlich der göttlichen
Zeichen und dem Kind 7 werden aufdie Einzel-
existenz und auf die Vielzahl bezogen, auf eine
Bruderschaft. wie sie das Christentum. die Lehre
Buddhas und alle echten Religionen seit Jahre
tausenden predigen. Auch der Eros, menschlich
wie geistig 7 göttlich - erlebt. verbindet die
ganze Menschheit. Der zeitgerechte Künstler hat
die Stimme des Gesetzes. der alles eingeordnet
ist. ans Licht. an das Denken der Menschen zu
bringen. Keppels Gemälde der ..Essentietlen
lrnagographie" sind keine Staffeleibilder: sie
benötigen keine Rahmen. Sie sind bildhafte Medi-
tationen monumentalen Charakters eines sich
Versenkens. eines Ernporhebens aus dem schein-
baren Nichts. Am eindringlichsten wirken sie in
ihrer Gesamtheit. da sie Bildsprache eines geistigen
Gesetzes sind.
Professor Rudolf Heinz Keppel ist Träger des
Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und
besitzt den Goldenen Lorbeer.