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Ende des 15., Anfang des 16. jhs. werden die Vfigel
griüßer. Wir können an unser Wiener Beispiel der
Ulmer Madonna auf der Mondsichellß) wie an den
großen Vogel W nun Attribut geworden 4 in
St. Galmier 17) denken. Das Kind solch einer Gruppe
aus Logny hält den Vogel im Schoß und blickt zur
Mutterlß). Vollkommen vergessen ist also der Sinn
dieser Gruppe auch im 16. Jh. nicht. Auf der illustra-
tiun eines flämischen Sturidenbuches (Volksbücherei
New York) reicht die Mutter dem auf dem Kissen
stehenden Kind ein Vöglein hinüber. Es ist xieder
Stieglitz noch Taube. Sie schlägt 7 so führt Vloberg
aus e die Brücke zur Antike.
F.r zitiert den lateinischen Dichter A. C. Prudentius,
der im 4. Jh. n. (Ihr. im „Kampf der Seele" schrieb:
„Du bist für mich, o Christ, die mächtige Taube,
schrecklich für die Raubvogel, deren Schlund voll
Blut ist. Du süßer Vogel wurdest zornig gegen die
Falken und schlugst sie in die Flucht." Die Verbin-
dung der Taube mit der Seele ist jedoch schon auf
den antiken Stelen zu sehen (Rom, KOUSCFVHCOTCH-
palast [Abb. 1], New York usxiz). Äigypter und
Griechen sahen in ihrem Grabkult die Seele des
Menschen in Gestalt eines Vogels davonrliegen.
Auf römischen Stelen finden wir den Spruch:
Anima innocens, anima innocentissima,
Palumba sine felle, spiritus tuus in pace!
Schon griechischen Göttinnen ist der Vogel (zum
Teil schutzsuchend) beigegeben; so hält Hera ein
Steinhuhn (Berlin), richtiger wäre ein Rebhuhn
oder Kuckuck, Aphrodite eine Taube (Lyon). .--
Primär ist ihr der Spatz heilig. (Die Tauben in der
Eiche des Zeus sind schwarz.)
Die helle Taube bietet sich auch zum Vergleich mit
der Jungfrau Maria an: „Einzig ist meine Taube.
Deine Augen, meine Vielgeliebte, sind die der Tauben.
Auf unserer Erde ist eine Stimme erschallt, eine sehr
süße, die Stimme der Turteltaube, die Stimme der
Taube." Vloherg sieht in ihr die Verbindung von
Mutter und Kind. lir sagt: „Weit davon entfernt,
Mutter und Kind zu trennen, liißt der Vogel an beide
denken"19).
Wann taucht nun „der Vogel" in der Kunst Frank-
reichs auf? Darauf antvcurtet uns vielleicht das
Geburtsrelief am lilarieniuortal von Notre Dame in
Paris. Dort ist deutlich über dem Bette Äiariens eine
niederstürzende Taube zu sehen. Die Komposition
ist so auffallend, daß ihre Bedeutung nicht starker
unterstrichen werden kann. Sie entstand etwa um
1250f60, also zwei Menschenalter vor dem besproche-
nen Gros des Vogerltvps. Wie können wir diesen
Vogel lesen? XYas kann eine Taube um diese Zeit
versinnbildlichen? Vor allem den Heiligen Geist ,
duch nurin der Verbindung mit einer Verkündigungs-
szene oder einer Taufe im Jordan. Schon aus dem
Sy111i)()liSCl1CI1 herausgerückt, könnten sie als Paar
- als übliche Bezahlungsgebühr der Armen in
einer Beschneidungsszene aufscheinen. Was soll aber
hier der Vogel bei der Geburt, beim göttlichen
Lirlüserkintl, zwischen den Tieren vor der Mutter,
die sich dem Kinde im Bette liegend zuwendetl")?
Kaum ist das Kind geboren, stürzt auch schon der
Vogel nieder (Abb. 2). Selbstverständlich kann es
auch der lll. Geist sein.
1m 12. _]h. sehen wir Flammen über dem Kinde
(Niklas von Verdun, Klosterneuluurg), man könnte
sie als heilige Geisteskräfte lesen noch im hierarchi-
schen Bereich mit Engeln zusammen, hier ist jedoch
schon eine andere Voraussetzung durch Franz von
Ahrin mit Kind anti Vtiglüill.
Ältilmxltr. um 132cm, Wuwhurg,
Nlaririilirr):
Xhrm mit Kind und Vogleiii,
w. iihitsitiilllergntlctx von Maria
am In (Stliiiarvi: Ahdniiiia),
Nliiie is. Ilt.
stumm, iiiC m. Familie xnn PJjA-
um, um man. Nimm, Prado
A. XXXiiir-aii, die lil. Familie, A.
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