A „setcmbrio 1462 per lo vostro servidore Marcho Zoppu da bologna
B „settembrio 1462. Per il vostro servitorc Marco Zoppo da Bologna
A
A
„dipintote in bnlogna. AlPillustra et excclsa madonna madonna
„dipintore in Bologna. A 1a Il1.e et excelsa Madonna Madonna
„barbara de (iunzaga madonna min singularissinaa. hiantue"
„Barbara da (ionzagzl Madonna mia singulnrissima. Mantovn"
astellu SanC-inrgio, .1..- lÄCSixlCHZ w (jorzagas
Mantun
ldwig n. von Genug: mit seiner (iunahlin,
urban: von Brandenburg. und um- Familie.
a: Mädchen dcm Apfel m P3011 (ionzagnv
c spau- - Gnrin um (Zürz. Fnsko von
antegnz. m4. m der . m. dvgli Sposi aß
aslello San Ginrgixx. Mumm
ndwig n. v 1 Goumga. 2. Markgraf w...
mntua. Bronzclncdaillc von Uamxlonleo Mc-
m. 1415. Kumthistorisrhcs Museum. wit
Ich Gonzzgu. (irilixu von Görz. Braun'-
maxm cinn unbuknnnxcxl Kilusllers. nach 1m).
unsmmonwnß Museum. Wim
Dieser Brief lautet in (freier) Übersetzung:
„Meiner glorreichen, mächtigen und einzigartigen Herrin die gebührende Emp-
fehlung usw. Anlaß dieses Briefes ist allein, Euer Gnaden zu verständigen, daß
ich heutigen Tages einen Brief von Euer Gnaden mit einem des Messer Giovanni
da Lucca erhalten habe und daß ich ihn soweit verstehe, daß Euer Gnaden den
Wunsch hätten, daß ich zu ihr käme, zwei Paar Truhen anzufertigen. Ich melde
Euer Gnaden, daß ich sehr gerne käme, aber, wie der Überbringer mir sagte,
wünschen Euer Gnaden, daß die genannten Truhen zu Weihnachten fertig
seien. Das wäre aber nicht möglich, denn, wenn ich sie gut machen soll, werden
sie nicht vergoldet sein, da wir jetzt auf den Winter zugehen. Auch möchte ich
in einer solchen Arbeit Ehre einlegen, denn ich käme nur, um zu zeigen, daß ich
etwas herzustellen verstünde; nicht so sehr wegen des Verdienstes als wegen der
Ehre und der Liebe zum Meister von Euer Gnaden. Es würde mir das Bewußtsein
genügen, Dinge zu machen, die neben den seinen stünden, und die er nicht ver-
achtete. Aber in so kurzer Zeit kann ich es nicht schaffen, denn noch ist ein Paar
für eine unserer Mitbürgerinnen herzustellen, das sehr prächtig wird und nach
Lieferung 200 Dukaten kosten wird. Die beiden sind jetzt vergoldet, es fehlt nur
mehr die Bemalung, so daß, wenn Euer Gnaden warten kann, bis sie geliefert
sind, ich Sie mit größtem Vergnügen bedienen werde und auch zu Euer Gnaden
kommen werde, um den Kontrakt abzuschließen, wenn es Euer Gnaden gut scheint.
Um schnell zu arbeiten, will ich alles tun, was einem italienischen Ehrenmann
möglich ist, der nichts anderes will, als sich Euer Gnaden zu empfehlen. Gott
schütze Sie und Mantegna. In bester Gesundheit verfaßt am 16. September 1462
von Ihrem ergebenen Diener hlarco Zoppo aus Bologna, Maler in Bologna. 7
An die berühmte und hervorragende Frau, Frau Barbara von Gonzaga, meine
einzigartige Herrin. Mantua"19).
Wenn wir in eine knappe Kommentierung des Textes eintreten wollen, ist zu-
vörderst die Tatsache von Zoppos Einladung nach Mantua zwecks Herstellung
von zwei Cassonipaaren auffallend. Unklar, und wohl kaum befriedigend zu
deuten, ist der ursprünglich gewünschte Fertigstellungstermin für Weihnachten
1462. Dennoch will Zoppo die Arbeit übernehmen und zwar „wegen der Liebe
zum Meister", worunter nur Mantegna verstanden werden kann, und bei jeder
Ganz- oder Teilverölfentlichung des Textes auch verstanden wurde. Die noch-
malige Einschließung von Mantegnas Namen in die Grußformel ist besonders auf-
fallend. Leider hat Zoppo, wie er andeutet, vom Überbringer des Schreibens der
Barbara Gonzaga noch mündliche Mitteilungen bezüglich seiner Einladung
erhalten: vielleicht nicht bloß die Angabe des Termins, sondern auch die Andeu-
tung, daß Nlantegna auf seine Arbeit Wert legen würde, ja vielleicht, daß Mantegna
die Vorlagen für die praktische Durchführung entworfen habe. Zoppo war um
diese Zeit überhaupt reichlich im Möbelfach tätig: am 22. jänner und 17. Februar
des gleichen Jahres erhielt er von der Fabbrica di S. Petronio Zahlungen für die
Bemalung von Bänken dieser Kirche mit dem Bild des Titelheiligen und dem
Legatenwappen. Zoppo war Mantegna kein Unbekannter. Um zwei Jahre jünger
als Mantegna, waren beide wohl gemeinsam in der Werkstatt des Francesco
Squarcione zu Padua tätig, jenes Squarcione, der Zoppo am 24. Mai 1455 adop-
tiert hatte, später aber diesem und Mantegna Anlaß zu verdrießlichen Streitigkeiten
gab, die nur gerichtlich geschlichtet werden konnten. In Squarciones Betrieb hat
Zoppo wohl auch das Hantieren mit plastischen WerkstnHen, Gips, Reliefs und
dergleichen gelernt. Vasari spricht von einer dauernden Zuneigung, die Mantegna
für Zoppo empfand 20). Es scheint daher durchaus im Bereich der hlöglichkeit,
daß Mantegna selbst die Markgräfin auf die wertvollen Kenntnisse seines Freundes
hingewiesen haben könnte!
Wie durch ein Verhängnis sollte bisher den Kennern der Klagenfurter Cassoni
der Brief Zoppzus unbekannt bleiben und jenen Gelehrten, die vom Inhalt dieses
Briefes wußten, die Existenz der Cassoni verborgen sein. Kristeller, der die Klagen-
furter Reliefs noch nicht kennen konnte, bringt als erster den Brief mit Mantegna
zusammen, allerdings nur in den „Dokumenten"; sein regestenartiger Auszug
(nach Braghirolli zitiert) enthält gerade eine Stelle, die nicht von den Cassoni
sprichtzl). Von Kristeller übernahm Eisler seine Erwähnung des Zoppoaßriefes
und zitiert einen Auszug aus dessen Regesten Z2). Der einzige, der den Schlüssel
19