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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 54 und 55)

Am 16. November 1961 wurde in 
Wien die Vereinigung "Josef Hoffmann- 
Seminar für keramische Gestaltung" 
gegründet. Bei dem Gründungsakt 
waren zahlreiche Vertreter offizieller 
Institutionen und als Ehrengast Frau 
Karla Hoffmann, die Witwe 
Josef Hoffmann. anwesend. Im Namen 
des Proponentenkomitees 
nach 
begrüßte 
Kurt Ohnsorg die Anwesenden. Er 
wies auf die notwendige Pflege der 
handwerklichen Qualitäten in Ver- 
schöpferischer Tätigkeit 
im Sinne Josef Hoffmanns hin und 
bindung zu 
begründete mit folgenden Ausführungen 
Name und Notwendigkeit dieses Semi- 
nars: ..Josef Hoffmann ist für uns nicht 
nur der Name eines berühmten öster- 
reichischen Architekten. Er ist der 
Vertreter einer modernen Form des 
Kunsthandwerkes. die durch ihren 
Reichtum keines formgeberischen Sy- 
stems bedarf. welches dann kontra- 
diktatorisch alles andere ausschließt. 
Er ließ alles gelten. was mit Begabung 
angepackt Sein Wahlspruch 
war: .Laßt sie doch. alle. das wichtigste 
wurde. 
ist. es versucht einer etwas. irgend 
etwas wird schon dabei herousschauenl 
Er wußte vor allem von der Notwen- 
digkeit des Handwerks: daß wir 
ohne die Qualitäten des Handwerks 
stilistisch nicht weit kommen werden. 
daß seine positiven Elemente auch bei 
der Produktion der großen Zahl 
erforderlich sind. 
Anlößlich, des 90. Geburtstages von 
Josef Hoffmann und der damit ver- 
bundenen Gedüchtnisausstellung sprach 
Nersüumten Chance 
Josef Hoffmann'. Eine Formel. über die 
man ohne weitere Verpflichtung zur 
man von der 
Tagesordnung übergehen kann. Eine 
bequeme Ausrede für alle Nachahmer 
und Schwätzer. die mit tlüchtigem Finger 
die Neuerscheinungen durchblättern 
und diesen Sammeleindruck unter dem 
Begriff Weltgeltung fixieren. 
Die Chance Hoffmann ist aber gar nicht 
vergeben! Seine Grundsätze um jede 
Möglichkeit des konkreten 
Gegenstandes sind so aktuell wie ie 
zuvor. Gerade die bei uns heute vor- 
herrschenden Fanatismen der 
formale 
Form- 
gebung mit all ihrer Einfallslosigkeit 
und der förmlich davon abzuleitende 
Verfall des Handwerkes bedürfen eines 
Einschreitens im Sinne Hoffmanns. 
Das große Mißverstöndnis der .reinen 
Form', von den Nordlöndern sorg- 
fältig vermieden. führt in eine Sack- 
gasse. 
Die Liebe zum Handwerk ist nicht als 
sentimentale Neigung anzusehen. son- 
dern als die noch wie vor vollkommenste 
Möglichkeit des Menschen. sich mit der 
Materie auseinanderzusetzen. Und diese 
Auseinandersetzung kann man sich 
auch nicht ersparen. Sie darf keinem 
schöpferischen Menschen erspart blei- 
ben. wenn er nicht an der Oberfläche 
der Erscheinungen kleben bleiben will. 
Das bedeutet natürlich Arbeit. Aber die 
Abkürzung des Weges zum Wohlstand 
(sprich Kultur) ist eine gefährliche 
Sache, Sie wird leicht zu einem Ver- 
brechen wider den Heiligen Geist. 
Auf der Grundlage des Handwerks 
zu forschen und zu gestalten. soll unsere 
Aufgabe sein. den Reichtum der Materie 
für uns und alle wieder zu entdecken 
und ihn ohne Vorbehalt weiterzuver- 
mitteln. Wir sind der Meinung. dofl 
auch ein echtes Künstlertum nur aus der 
Beherrschung entstehen kann. sowohl 
aus der Beherrschung der eigenen 
Persönlichkeit als aus der der Materie. 
Wer sich ober der Mühe der Beherr- 
schung der Materie nicht unterzieht. 
Persönlichkeit 
als auch Künstlerschaft als fragwürdig 
gelten. Diese Verantwortlichkeit hat 
bei dem kann sowohl 
uns zur Idee des Hoffmann-Seminars 
geführt." 
im Anschluß daran gab Alfred Seidl 
einen Bericht über den Stand der 
materiellen Vorbereitungen. Die Ver- 
einigung verfügt über Versuchswerk- 
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