Am 16. November 1961 wurde in
Wien die Vereinigung "Josef Hoffmann-
Seminar für keramische Gestaltung"
gegründet. Bei dem Gründungsakt
waren zahlreiche Vertreter offizieller
Institutionen und als Ehrengast Frau
Karla Hoffmann, die Witwe
Josef Hoffmann. anwesend. Im Namen
des Proponentenkomitees
nach
begrüßte
Kurt Ohnsorg die Anwesenden. Er
wies auf die notwendige Pflege der
handwerklichen Qualitäten in Ver-
schöpferischer Tätigkeit
im Sinne Josef Hoffmanns hin und
bindung zu
begründete mit folgenden Ausführungen
Name und Notwendigkeit dieses Semi-
nars: ..Josef Hoffmann ist für uns nicht
nur der Name eines berühmten öster-
reichischen Architekten. Er ist der
Vertreter einer modernen Form des
Kunsthandwerkes. die durch ihren
Reichtum keines formgeberischen Sy-
stems bedarf. welches dann kontra-
diktatorisch alles andere ausschließt.
Er ließ alles gelten. was mit Begabung
angepackt Sein Wahlspruch
war: .Laßt sie doch. alle. das wichtigste
wurde.
ist. es versucht einer etwas. irgend
etwas wird schon dabei herousschauenl
Er wußte vor allem von der Notwen-
digkeit des Handwerks: daß wir
ohne die Qualitäten des Handwerks
stilistisch nicht weit kommen werden.
daß seine positiven Elemente auch bei
der Produktion der großen Zahl
erforderlich sind.
Anlößlich, des 90. Geburtstages von
Josef Hoffmann und der damit ver-
bundenen Gedüchtnisausstellung sprach
Nersüumten Chance
Josef Hoffmann'. Eine Formel. über die
man ohne weitere Verpflichtung zur
man von der
Tagesordnung übergehen kann. Eine
bequeme Ausrede für alle Nachahmer
und Schwätzer. die mit tlüchtigem Finger
die Neuerscheinungen durchblättern
und diesen Sammeleindruck unter dem
Begriff Weltgeltung fixieren.
Die Chance Hoffmann ist aber gar nicht
vergeben! Seine Grundsätze um jede
Möglichkeit des konkreten
Gegenstandes sind so aktuell wie ie
zuvor. Gerade die bei uns heute vor-
herrschenden Fanatismen der
formale
Form-
gebung mit all ihrer Einfallslosigkeit
und der förmlich davon abzuleitende
Verfall des Handwerkes bedürfen eines
Einschreitens im Sinne Hoffmanns.
Das große Mißverstöndnis der .reinen
Form', von den Nordlöndern sorg-
fältig vermieden. führt in eine Sack-
gasse.
Die Liebe zum Handwerk ist nicht als
sentimentale Neigung anzusehen. son-
dern als die noch wie vor vollkommenste
Möglichkeit des Menschen. sich mit der
Materie auseinanderzusetzen. Und diese
Auseinandersetzung kann man sich
auch nicht ersparen. Sie darf keinem
schöpferischen Menschen erspart blei-
ben. wenn er nicht an der Oberfläche
der Erscheinungen kleben bleiben will.
Das bedeutet natürlich Arbeit. Aber die
Abkürzung des Weges zum Wohlstand
(sprich Kultur) ist eine gefährliche
Sache, Sie wird leicht zu einem Ver-
brechen wider den Heiligen Geist.
Auf der Grundlage des Handwerks
zu forschen und zu gestalten. soll unsere
Aufgabe sein. den Reichtum der Materie
für uns und alle wieder zu entdecken
und ihn ohne Vorbehalt weiterzuver-
mitteln. Wir sind der Meinung. dofl
auch ein echtes Künstlertum nur aus der
Beherrschung entstehen kann. sowohl
aus der Beherrschung der eigenen
Persönlichkeit als aus der der Materie.
Wer sich ober der Mühe der Beherr-
schung der Materie nicht unterzieht.
Persönlichkeit
als auch Künstlerschaft als fragwürdig
gelten. Diese Verantwortlichkeit hat
bei dem kann sowohl
uns zur Idee des Hoffmann-Seminars
geführt."
im Anschluß daran gab Alfred Seidl
einen Bericht über den Stand der
materiellen Vorbereitungen. Die Ver-
einigung verfügt über Versuchswerk-
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