EIN BEITRAG
ZUR ENTSTAATLICHUNG
DES GEISTIGEN LEBENS
Dr. Bruno Binder-Krieglstein. Direktor
der Steiermörkischen Landesbibliothek
und Sekretär des Kuratoriums des
Joanneums, Graz. hielt am 26, Sep-
tember 1961 einen Vortrag unter dem
Titel ..Kultur in der Gegenwart i Das
Joanneum im Jahre 1961". dem wir
folgenden. eine wichtige und wesent-
liche Anregung enthaltenden Passus
entnehmen:
..Wenn man der Realität des Jahres 1961
gerecht werden will. müßte man die
Dezentralisierung und Entslaotlichung
der kulturhistorischen Dokumentation
fordern. das heißt konkret gesprochen:
es wäre die Aufgabe der einschlägigen
Gewerbezweige und Industrien sowie
ihrer sehr kapitalkrüftigen horizontalen
Verbände. jeweils ihreeigene historische
Entwicklung in Fachrnuseen darzustellen
und festzuhalten. wie dies z. B. die
Österreichische Alpine-Montan-Gesell-
schaft in ihrem Bergbaumuseum in
Eisenerz getan hat und tut. Dasselbe
hätte die Papierindustrie. die kerami-
sche Industrie, die Textil- und Beklei-
dungsindustrie. die Maschinenindustrie.
die Brauindustrie. die Mühlenindustrie.
aber auch die Landwirtschaft über die
Landwirtschaftskammer zu tun und so
weiterundso fortDamit wäre gleichzei-
tig dem Prinzip der Subsidiarität Rech-
nung getragen. und die Museen der
öffentlichen Hand wären frei für die
Konzentration auf einige wenige große
Aufgaben, die sorgfältig ausgewählt
und auf die Eigenart der jeweiligen
Landschaft abgestellt werden müßten."
Diesen Ausführungen ist nur hinzuzu-
fügen, daß in Österreich gerade in
Betrieben von höherem Alter oder in
größeren. alteingesessenen Familien-
betrieben Sammlungen bestehen. die
sich auf die Geschichte und die Ent-
wicklung des eigenen Hauses. auf die
Produktionsmethoden von einstmals und
ähnliches beziehen. die vor allem aber
bemüht sind. Muster- und Spitzenbei-
spiele der eigenen Produktion mit
Stolz und Liebe zu sammeln.
Ein sehr wesentliches Problem wird
durch die Frage aufgeworfen. wie
solche Betriebs- und Familiensammlun-
gen einer breiteren Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht. wissenschaftlich be-
treut und entsprechend publiziert wer-
den können. Wäre es auch nicht hier
notwendig, eine Art Dachorganisation
der Privatmuseen zu schaffen. ergäbe
sich auch nicht hier die Gefahr einer
gewissen Verbürokratisierung?
Eine weitere Möglichkeit. die vorwie-
gend von der Schwerindustrie realisiert
werden könnte. wäre die Erstellung van
"Schaubetrieben". in denen nach Pro-
duktionsmethoden vergangener Jahr-
hunderte gearbeitet wird. Der Ver-
fasser dieser Zeilen weiß von einem in
der Auvergne bei Ambert gelegenen
Musterbetrieb alter Papierherstellung.
dem ..Moulin Richard-de-Bas". der von
der "Associalion de la Feuille Blonche".
einer Organisation von Liebhabern
alter Bücher. mit größtem wirtschaft-
lichem Erfolg in einem alten, nie außer
Beniitzung gekommenen Gebäude mit
den originalen Pressen und Maschinen
betrieben wird. Ohne Zweifel wird es
möglich sein. auch in Österreich eine
alte Hammermühle in der "Eisen-
wurzen" in Betrieb zu nehmen. Was
die musealen Möglichkeiten der Land-
wirtschaft anbelangt. sei auf das be-
rühmte Freilichtmuseum Skansen bei
Stockholm verwiesen. dessen alte Bauten
bewohnt und dessen Ländereien nach
alter Art von Menschen bewirtschaftet
werden. die die Arbeitskleidung ver-
gangener Tage tragen. Auch dieses
"lebendige Museum" ist finanziell aktiv
und beweist, daß kluge didaktische
Experimente ganz konkrete Früchte
tragen.
DIE GRlECHENBElSL-SAGA
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