Klostersiedlungen umgestaltet, heidnische Mythen
verwoben sich mit christlichen Legenden. Auch die
alte Kunst ging nicht verloren. Das Ornamentwerk
der Kelten, geformt nach strengen Gesetzen, wird
nun in der christlichen Kunst verwendet, ziert
liivangelienbücher und Metallarbeiten und formt
mit seiner Schönheit und Kraft die irischen Kreuze
des 7. und 8. Jahrhunderts. Diese scheinen linde
des 7. Jahrhunderts eine immer größer werdende
Bedeutung gewonnen zu haben. Manchmal um-
stehen sie die Klostergemeinschaften, als ob sie die
bösen Mächte aus den vier Richtungen der Welt
abhalten wollten. So zeigt der Plan des Klosters
von St. Mullin, der im S. Jahrhundert aufgezeichnet
wurde, im Norden, Westen und Osten
Kreuze, die den vier Evangelisten gewidmet sind.
Auch andere Klostersiedlungen zeigen eine ähnliche
Anlage.
Süden,
Die meisten der noch bestehenden Kreuze sind am
mittleren Shannonrluß oder in dessen Nähe gelegen.
Dieses Gebiet zeigte einst friedvnlles und viel-
faltiges geistiges Leben. Castledermot, Kilkieran,
Killamery, Clonmacnoise und Lorrha sind einige
der damals führenden Klöster. Nur mehr Ruinen
und Kreuze erinnern an jene Zeit. Zwei der schön-
sten erhaltenen Kreuze stehen auf dem Friedhof zu
Ahenny. Reich und vielfältig sind sie, voll Schönheit,
Menschen, ineinander verflochten, Spiralenornae
mente, Kreuzeszeichen, Verknüpfungen bedecken
die vier Seiten der Schäfte.
Viüllig anders geartet ist das Kreuz von Moone
Abbey, in Kildare. Es steht auf einem ungewöhnlich
hohen und schmalen Sockel. Gerade dieser ist es,
der, entgegen den vielen anderen Kreuzen, die
Hauptdarstellung trägt. Stark stilisiert sind die Fi-
guren aus dem Granit in Flachrelief hervorgehoben,
heute von mannigfachen Flechten, die das feuchte
Klima hervorruft, bedeckt und belebt.
Gegen Ende des 8. Jahrhunderts beginnen in den
Annalen Klagen über die Fremden aus dem Norden.
Bisher in äußerem Frieden lebend, wird lrland nun
von den Wikingern bedroht. Jahr für Jahr wieder-
holen sich Überfälle, Klöster werden zerstört, die
Mönche getötet und die Kunstschätze nach dem
Norden geführt. 849 kamen zu den nordischen
Überfällen noch die dänischen hinzu.
ln dieser Zeit großer Not und Elends wurden un-
zählige Meisterwerke irischer Kunst zerstört, die
Handwerkstätten verwüstet und damit gingen viele
künstlerische Geheimnisse verloren.
Es scheint, als ob sich in der Zeit der Wirrnis der
VUikingereinfalle alle Kräfte der irischen Künstler
auf das Arbeiten in Stein konzentriert hätten. Die
Hochkreuze mit biblischen Szenen gehen auf jene
Zeit zurück. Nur ein Kreuz ist zeitlich bestimmt,
jenes zu Monasterboice. Die Inschrift am Fuße der
Westseite lautet: „F.in Gebet für Muiredach, der
dies Kreuz gemacht hat." Muiredach war ein Abt
von Mnnasterbciice. Er starb 923.
Mit dem Beginn der Reformbewegung im 12. Jahr-
hundert wird die irische Kirche durch den Bischof
von Canterbury der römischen angeglichen. Irland
hat sein eigenständiges Christentum aufgegeben. Die
Hochkreuze des 12. Jahrhunderts zeigen noch die
äußere Form der früheren, haben aber sonst nichts
mehr mit ihnen gemeinsam. Große Figuren in
llochrelief, wie sie überall im Mittelalter zu fin-
den sind, schnuicken die Kreuze. Die bezwingende
Kraft und Eigentümlicltkeit von früher aber fehlt
ihnen.
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7 Wvxlseite des Nordkreuzes zu (Iastledcnxiol (County Kanal-J. Im Minulfeld: Darstellung der Klctlligtlilg. Nülil-
arm: 1mm mit llCf Harfe. Sudarm: im Opfer des Isaar. Llhur dem Mmoraa; c 1,; um Emmnus
a Moone Abbey (Fmlnly Kildarr). (Jranitkreuz. Detail (105 iorkeh an der bndse . Flucht lLlCll Älgylvlfll