IQURT ROSSACHER Der uerxebollelze Srbatgj der Ergbixehöfe von Salzburg III.
Neue Enldeekrlrlgen in den Xanmllungen de: Palaggo Pilli in Flareng -„1Urrerlej Kirrhengier"
ANMERKUNGEN:
l) Franz Martin. Erzbischof Wolf Dietrich und
die Goldschmicdckunst, Salzburger Mu-
seumsblättcr 5l6. 1929, S. 177.
1) Gunther Thiciti, Der Silberaltar im Musco
degli Argcnti in Florenz, Mitteilungen dts
Kunsthistorischen Instituts in Florenz, 1959.
S. 155- 166.
1) Katalog dcr Salzburgcr Residenzgalcric.
-) Das Gewicht der Salzburger Mark beträgt
256.036 256.024 Gramm. gemäß Bernhard
Koch, der Szlzhurger Pfennig. Numismati-
schcs hhrbuch. Bd. 75{1953, S. 40.
S) Der Verfasser bereitet ubcr den gesamten
Salzburgcr Schatz einschließlich der erhal-
tenen Objekt: des Dnmschatzes eine Publi-
kation vor.
i) Mmm s. s.
7) Die Verwendung der einfachen Raitcnnner
Kugel ohne wt Zutat bestätigt die
archivalisrli gesicherte frubr Daricrung.
3) Ein drittes Paar ist unbekannten Aufent-
haltcs.
V" Nach G. Tliicni befinden sich dic Original-
zeichnungen des Stmdanus in Windsor
Castlc (46954697 4713). Der Salzburg?!
Mcistcr benutzte als Vorlage wohl dit-
danarli gestrichene Folge von Adrian und
Jan (Iollucrt sowie Jacques Granthotnmc.
w) Nora Wattcrk. geschnitztcs Steinbockhorn
- ein vergessenzr Zweig des Salzburgt-r
Kunsthansiwurks, Alte und Moderne Kunst
58159. s. 27-31, Abb. 1.
u) Norm Wnttcck (w) Abb. 11.
Der Besucher des Museo degli
Argenti im Florentincr Palazzo
Pitti passiert zwischen den beiden
ersten Schauräumcn einen kurzen
Vcrbiridungsgang, in welchem
nischenförmig vertieft cine sehr
kleine Falastkapclle eingebaut ist.
Sie gibt nicht mehr als zwei
Bctern Raum. Der kleine Altar ist
mit silbernen Geräten überladen.
Am acffallendsten wirken vier
großc Altarleuchter und ein dazu-
gchöriges großes silbernes Stand-
kreuz. Ihr Dekor ist im Florenz
des späten 16. Jahrhunderts in
der Nachfolge Cellinis und Gi0-
vzinni da Bolognas durchaus mög-
lich.
Es wird darum keineswegs ver-
wundern, wenn diese bedeutenden
Goldschmiedcarbeiten im Halb-
dunkel der kleinen Kapelle, an
der der Besucher meist achtlos
voriibergeht, für Plorentiner Ar-
beiten gehalten wurden. Erst wenn
die silbergerahmten Kanontafeln,
die das untere Drittel der Garnitur
verdecken, weggerückt werden,
sieht man auf der dreiseitigen
Basis die Wappen des Erzstiftcs
Salzburg, das große gevierte
Wappen Wolf Dietrichs des Rai-
tenauers und seine Devise, den
von Stürmen umtosten festen
Turm.
Vor uns stehen Erzbischof Wolf
Dietrichs herrliche Altarleuchter
(Abb. 1, 2, Kam-Nr. 84-87) und
das Standkrcuz (Abb. 3, Kat.-
Nr. 83), von denen wir wissen,
daß sie 1597 der aus Fulda stam-
mende Silberschmied und Erz-
gießer Hans Mentz gearbeitet
hat l). Sie waren verschollen. Der
kunstvoll reliel-ierte Dekor aus
gegossenen Engelsköpfen, Engels-
hermen und Girlanden, die auf-
fallende klare horizontale Glie-
derung der Schäfte erinnern in
manchen Details an Bronzeleuch-
tcr des Niccolo Roccatagliata, der
wundervoll verhaltene Corpus des
Christus an Giovanni da Bologna.
Kein XWunder, daß diese Meister-
werke, die Ferdinand lll. von
Toscana ebenso wie die zahlrei-
chen anderen Salzburger Schätze
des Palazzo Pitti 1806 in Salzburg
entführt hatte, so lange uner-
kannt als edelste Florentiner Ar-
beiten gelten konnten. Franz
Martin, dem die Garnitur in
Florenz unbekannt war, vermutete,
daß die großen Bronzeleuchter in
der Salzburger Stiftskirche Sankt
Peter von diesem Hans Mentz
gearbeitet sein könnten. Der Stil-
vergleich mit der Silbcrgarnitur
erweist, daß die Bronzzlcuchter
von anderer Hand sind.
Wo dies: Garnitur, die im lnvcn-
tar von 1612 und in allen späteren
lnvcntaren aufscheint, gestanden
haben mag, ist nicht bekannt. Sie
wird wohl in der Kapelle der
Residenz oder in den Privat-
gemächern des Erzbischofs einen
kleinen Altar geschmückt haben.
Jedenfalls war sie 1806 nicht im
Dom, sondern in der Residenz,
da sie sonst wie die -wcnigen
geretteten Stücke des Domschatzes
dem Zugriff des „Kurfürsten von
Salzburg" entzogen gewesen
wäre.
[m anschließenden Saal der „Ar-
gentcria" steht als behcrrschendes
Hauptstück eine auffallende große
silberne Retabel (Abb. 4, Kat.-
Nr. 88) in schwarzem Rahmen mit
gravierten Darstellungen aus dem
Marienleben. Um ein großes
Mittelfeld mit der Maria im Rosen-
hag gruppieren sich wie ein
Rahmen 16 kleine quadratische
Szenen. Auch dieses Objekt
stammt aus dem Salzburger Re-
sidenzschatz.
ln den Mitteilungen des kunst-
historischen Institutes in Florenz
hat Günther Thiem 1959 diesen
Altar im Rahmen einer Unter-
suchung über Jan van der Straet
publiziert?) Es ist ihm dabei
überzeugend gelungen, die kleinen
Szenen der Umrahmung (Abb. 5, 6,
7) auf den Inventor Stradanus zu-
rückzuführen. Der in seiner Un-
tersuchung versuchte Beweis, daß
der Silberaltar alter Bestand des
Medici-lnventarcs sei, ist jedoch
keinesfalls geglückt.
Er schreibt, daß die Pitti-lnventare
zwischen 1624 und 1761 den Altar
nicht enthalten, ebensowenig der
(Eeneralkatalog von 1825. Erst
im Jahre 1890 findet er sich unter
Nr. 73 ohne Hinweis der Her-
kunft. Thiem versucht aber dann
doch, den Altar in den alten
lnventaren zu finden, und er
präsentiert uns dazu folgende Ein-
tragung im Inventar der Guarda-
roha der Medici: "Diciotto qua-
dretti in rame intagliati da stam-
parc dümmagine di (Iristo e
della nostra Donna ed altri Santi
fattoci M. Aliprando CZPIlOlO da
Trento addi Ottobre 1584" (acht-
zehn Kupferbildchen zum Druk-
ken gestochen mit der Darstellung
Christi und unserer lieben Frau
und anderer Heiliger gemacht von
M. Aliprando Capriolo in Trient,
Oktober 1584). Es handelt sich
hier sichtlich um 18 einzelne
Stücke auf Kupfer gestochener
Stichplatten des Capriolo. Unser
Altar ist hingegen ein: einzige
große Silberplatte mit 16 kleinen
und einer großen Darstellung aus
dem Marienleben. Der Versuch,
den Silberaltar im alten Medici-
Inventar nachzuweisen, muß also
als mißlungen bezeichnet werden,
nachdem weder das Material noch
die Anzahl übereinstimmen.
Wichtig ist auch G. Thiems Hin-
weis, daß es ihm nicht gelungen
ist, die Vorlage für das große
Mittelbild mit der sitzenden Ma-
donna (Abb. 8) zu Enden. Nur die
kleinen Szenen aus der Umrah-
mung gehen auf Stradanus zu-
rück. Mit diesem Mittelfeld be-
ginnen aber unsere Beweise für
die Behauptung, daß auch dieses
Hauptprunkstück des Palazzo Pitti
aus Salzburg stammt.
Das gesuchte Vorbild für die
Madonna im Mittelfeld finden wir
noch heute in der Salzburger
Residenz. Das Ölgemälde der
Madonna von Caspar Memberger,
dem aus Konstanz stammenden
Hofmaler Erzbischof Wolf Diet-
richs, hängt als eines der wenigen
noch vorhandenen Gemälde in
der Residenzgalerie3) (Abb. 9).
Es erweist sich in der Darstellung
der Madonna und des Kindes bis
in die kleinsten Details der Dra-
perie unbestreitbar als die Vorlage.
Verändert und angereichert sind
lediglich die Zutaten, der Rosen-
hag an Stelle der beiden Engel,
die Szenen im Hintergrund, die
Tiere zu Füßen der Madonna. Die
Blumenvase links vorne ist auf
dem Ölbild an derselben Stelle an-
gebracht. Es kann angenommen
werden, daß Membcrger dem
Stecher im Auftrage des Erz-
bischofs eine verändert: Vorlage
gezeichnet hat, um dem gestellten
Thema der Maria im Rosenhag
gerecht zu werden.
Die Tafel ist unpunziert wie fast
alle der für den Fürsten ange-
fertigten Stücke des Salzburger
Schatzes.
Die Salzburger Inventars erwäh-
nen auch dieses Stück seit 1612
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