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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 64 und 65)

FRITZ NOVOTNY Bei Betrarbtung der Fraß: Hals-Ausxlellung in Haarjlzäw 7962 
"blanmi: 1m n'a mizux prinl, m1 ne [xrimim [m1 mienx."(Eu,gEr1e Fmmenliu, Ler maffrex (Paulrefoir. Pari: 1376) 
Dieser verzückte AusrufFromentins vor den Schützen- 
stücken des Frans Hals paßt gut in seine Zeit, die 
Epoche des auf seiner Höhe angelangten Impressio- 
nismus, als einige der größten Maler in Hals ihr 
ldeal sahen. Courbet hatte kurz vorher die „Malle 
Babbe" des Berliner Museums getreu kopiert (die 
Kopie ist heute in der Hamburger Kunsthalle), aus 
der Kunst Manets oder Leibls ist die Wirkung des 
großen Vorbildes deutlich abzulesen. Wie sonst 
noch, von jenen Größten abgesehen, diese Wirkung 
direkt und indirekt das Bild der Malerei am Ende 
des neunzehnten Jahrhunderts bestimmte, das läßr 
sich nicht leicht greifen oder gar in Kürze an- 
geben. 
Wir dürfen aber den schwärmerischen Superlativ 
Fromentins getrost in unsere Gegenwart überneh- 
men, dürfen und müssen ihn sogar in einem weiteren 
Umfang verwenden, wenn wir an die letzten XVerke 
von Hals denken, für die Fromentin kein Ver- 
ständnis aufbringen konnte. lhm, dessen Malerblick 
so vieles vom Wesen dieser großen „reinen" Malerei 
erfaßte, blieb die Einsicht in die Tiefe der letzten 
Werke versagt. lhm erschien als Auflösung und 
Altersverfall, was uns heute längst die letzte Weis- 
heit eines Genies der Malerei bedeutet, die letzte 
Konsequenz eines jahrzehntelangen Schöpfertums, 
die einem Achtzigjährigen und der Nachwelt ver- 
gönnt war. So sehr bewundern wir in diesen Alters- 
werken, den „Regenten" und „Regentinnen" des 
Altmännerhauses, dem „Mann mit Schlapphut" der 
Kasseler Galerie, eine äußerste Steigerung und einen 
neuen Ausdrucksinhalt, der da zum Schluß auftritt, 
aufbricht, daß nun wieder die Gefahr einer anderen 
Einseitigkeit entsteht: es werden diese „expressio- 
nistischen" letzten Werke auf Kosten der früheren 
als Ausdruck der wahren und eigentlichen Größe 
des Malers eingeschätzt. Das ist auch in anderen 
Fällen ein häufiger und verständlicher Vorgang, 
aber er ergibt zumeist ein unrichtiges Bild von der 
Gesamtpersönlichkeit. Was Hals betrifft, so ist es 
allein schon ein Verdienst der großartigen Aus- 
stellung, die im vergangenen Sommer im Frans 
Hals-Museum, zur Feier seines lOOjährigen Be- 
standes, veranstaltet wurde, daß sie einer solchen 
Beurteilung vorbeugte. Die rund achtzig Gemälde 
aus aller Welt, die dort vorgeführt wurden, zeigten, 
daß es wenig Sinn hat, den „impressi0nistischen" 
und den „expressionistischen" Frans Hals gegen- 
einander wertend abzuschätzen. Das ist bereits 
ein Merkmal des Besonderen: wie in diesem Oeuvre 
eine gleich nach den Anfängen - über die wir so 
gut wie nichts wissen i fast fertig geprägte „im- 
pressionistische" Form (nur zur leichteren Ver- 
ständigung vereinfachend als „impressionistisch" zu 
bezeichnen) der „expressionistischen" der End- 
phase gegenübersteht. Die Stärke der Kontraste und 
die Spannweite der Entwicklung im Oeuvre von 
Hals kann jederzeit auch in der regulären Auf-
	        
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