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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 89)

Engen von Philippovich 
QUODLIBETS - 
EINE ABART 
DES 
STILLEBENS 
In der Stillebenmalerei Enden wir eine nicht 
unbeträchtliche Gruppe von Gemälden, 
deren spezielle Ausdrucksform mit den 
Bezeichnungen „Quodlibet" und „Trompe- 
Pteil" umrissen wird. Eine Auflösung 
beider Bezeichnungen in ihren deutschen 
Gedankeninhalt deckt am besten die Defini- 
tion dieser Art von Stillebenmalerei. „Quod- 
libet" läßt sich in „was beliebt" und 
„Trompc-Ymil" in „augentäuschend" auf- 
lösen. ln summa betrachtet verstehen wir 
somit ein Stilleben, zusammengestellt aus 
beliebigen Vorwürfen, die augentäuschend 
dargestellt werden. Eine Einschränkung 
ist hier allerdings anzufügen, d. h. es ist 
dem Künstler wohl überlassen, aus welchen 
beliebigen Objekten er das Gesamtthema 
aufbaut, doch müssen diese konkret Bezug 
auf die dargestellte Person haben. Eine 
genauere Erläuterung erfolgt an einem Bei- 
spiel, das die Person Lorenz Spenglers als 
Mittelpunkt hat. 
Finden wir zwei Bezeichnungen, lateinisch 
und französisch, für diese spezielle Gruppe, 
so sind diese Gemälde nochmals in zwei 
Untergruppen zu scheiden. Dies ist, rein 
äußerlich, der Form nach erkennbar. Die 
überwiegende Gruppe lehnt sich an die 
üblichen Formate von Gemälden an, wäh- 
rend cine Minderzahl sich durch aus- 
geschnittenen Umriß unterscheidet. F.in 
Beispiel hiefür habe ich in der Festschrift 
für den 1. Internationalen Globuskongreßl 
kurz besprochen. Houbrakenl erwähnt als 
Meister solcher Umrißarbeiten Cornelis 
Bisschop, der Figuren in ihren Umrissen 
ausgeschnitten und sie dann so augen- 
täuschend bemalt hat, daß sich verschiedene 
Leute bemüßigt sahen, diese vermeintlich 
lebenden Personen zu grüßen. 
Auf historische Vorläufer einzugehen, läßt 
sich in diesem Rahmen nicht unterbringen. 
Wir wollen daher lediglich den deutlichsten 
Schritt, den von der eigentlichen Stilleben- 
malerei zum Quodlibet in Reinkultur, an- 
merken. Genaugenommen versucht das 
Quodlibet durch die dritte Dimension den 
Betrachter zu täuschen. Als wesentlichstes 
Mittel hiezu dient das halb oHen stehende 
Fenster. Speziell an Gemälden von Stos- 
kopff sehen wir bereits einen Versuch in 
dieser Richtung. Doch bleibt er dem Stil- 
leben noch verhaftet. Cornclis Gijsbreehts 
arbeitet den Gedankengang vollgültig aus. 
Er zeigt uns ein halb geöffnetes Fenster, 
dahinter eine Gruppe sowie verschiedene 
Naturalien. Die Herkulesgruppe ist ein 
Beweis dafür, daß dem Quodlibet ein 
Wlirklichkeitsgehalt anhaftet. Die vor rund 
20 
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u: au 
c. N. (Iyijshrcchls. Herkulcsgruppe hinter gcolTnclem 
Fenslzr. OlfLWi. 99 x 39 cm. Slatens Museum for Kuusl, 
Kopenhagen _ 
C. N. Gijsbrcchts, Bildrückscirc. ÖllLwni, 63,5 x so cm. 
Stau-m Museum (o: Kunst, Kopenhagen 
C. N. Gijsbrcchls, Zwei 1m Vögel. Öl{Lwd.. m5 x a2 cm. 
Suums Museum for Kunst, Kopenhagen 
Nicohs a: wn, Graphische Blätter, sign: N. de Wir 
1740. Tcmpcn auf Papier, 52,5 x 44.5 cm. Konslmuseum 
Göwborg 
E. Lisznau, Quodlibc: zu!" Lurcnz Spzngler 4172041407). 
Bez. E Listnäu fccit Calßmo. Gcdnni, 1777. Aquarellicrlc 
Federzeichnung auf Papier, 316x365 cm. Privathesilz 

	        
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