Clemens Holzmeisier (Dr. iechn. DDDDr. h. c.
und Baurcii h. c.. emeriiierfer ordenil. Hochschule
professor) durfte in diesem Jcihr als ein Mcinn
ungebrochener Schaffensfreude und Lebenskraft
seinen 80. Geburtstag feiern. Seine Bedeuiung als
Architekt, Hochschullehrer, jci für das Kunstleben
Österreichs Oberhaupt geht schon aus einer knüp-
pen Übersicht seiner Lebensduien hervor.
Geboren drn 27. März 1886 in Fulpmes. sidisdiidi, Tirol.
siediern en der Technischen i-ieenseneie Wien rnii cib-
schließendem oekierdi. 191471919 Assisleni en der
Lehrkanlei M. Fersiei und wegen der Kriegsdienslenl-
hebung eis brasilianischer Slualsbürger GUCh sdneieni.
in den leidenden Jahren Lehriäiigkeit dn der Siacis-
gewerbeschule Innsbruck, 1924 isereiune dn die Akademie
der bildenden iwnsie in wien, Ubernuhme der Leilung
einer Meislerschule für Archiiekkur dis erdeniiieiier
Professor. 1933-1937 dorl Rekidr. Zugleich 1913-1932
Meisierseneiieiier fur Architektur dn der Kunsicikademie
in iniisseideri. Nach Zwangspensionierung 193871954
zunüchs! Tätigkeit in Brasilien. ddnn Auferilhcill in der
Türkei und Leilung einer Meisierseneie für Archiiekiur
dn der Technischen Hochschule in isidnieiii. seii 1954
neuerlich Meisierseiieiieiier dn der Akademie der bil-
denden xiinsie in wien. 1955-1957 Reklor. dGrhClCh
irn Ruhesiand Forlführung der Meisierseniiie bis 19e1. -
Die Aufzählung der Ehrenämler. Enrensieiien und Aus-
zeichnungen iiiiii eine ganze seiie in dem von Doz.Wal1er
J, Bayer verfaßien iserieni in der .,Slimme Österreichs"
(15. Jg. llll1966 s, 2). dern Organ des Aiisidndsesierreiener-
Werkes. dessen Prdsideni der JUbiiQF seii 1955 isi. Das
ebenfalls deri dngeiunrie Werkverzeichnis riiiii bei bloßer
Nennung der Tiiei vier gcinzseitige spdiien.
Unter den vielen Würdigungen seines Lebens und
Werkes möchte ich nur die aus der Feder seines
Tiroler Freundes. des Ministerialrates i.R. Dok-
tor G. Hohenauer. erwähnen (Der Schlern 40,
1960, S. 211 7215). Aus der Perspektive der
Tiroler Heimat enthält dieser Beitrag einerseits
so kostbare Hinweise wie den auf Holzmeisters
Kunstfahrt nach dem Süden zum 75. Geburtstag,
ein Ereignis, das in Band X des Literarischen
Jahrbuchs „Wort im Gebirge" ins tirolensische
Schrifttum eingegangen ist. anderseits charakteri-
siert er in treffender Art Halzmeister als den Päd-
agogen. Da ich das von Holzmeister an der Aka-
demie geschaffene Institut für Kirchenbau und
sakrale Kunst betreue. kann ich aus der eigenen
Erfahrung einiger Jahre der Zusammenarbeit
Hahenauers Beobachtung unterstreichen, daB des
Meisters überzeugendstes und hinreißendstes „Lehr-
mittel" das eigene. überaus reiche und großartige
künstlerische Lebenswerk ist.
KIRCHENKOMPLEX VON GROSSER SCHLICHTHEIT
1 Merseu einer Seelsorgeaniage für Zwölfcixing bei
Schwechal. die zur Zeii in Bau is!
2 Franziskanerklosler in Hermeskeil-Hunsrück unweil
Trier 1930731, Hcmdzeichnung C. H.
Diese Aniclge isi die schlichläle und kiursle. die Holz-
meisler je gebciul hat. In der Sirenge der kleinen
Baugruppe über einem Quudrm von 30m Seiien-
lünge hui der uskeiische Geisl des Kioslers eine neue
Ausprägung gefunden. Die Anlage der Kanllerkirche
in Wien hal hier ihren Vorläufer
J Die Kunzler-Gedüchlniskirche in Wien XV, Kriem-
hildplcil, vollendel 1934
Der über der Slufenunluge der Krypvu überhöhle
Alkzrruum erweheinl nach außen als Chorlurm um-
geselll. Die Kirche ist ein Kornpiexbdu. der unier
Verzichi auf Konkurrenz mif den umliegenden Wohn-
blocks und ohne repräßenlulive Fassade und Turm-
geslullung eine zu großer smie gesammelle Anlage
der Seelsorgedienste mil Binnenhof einbezleh?
4 Der Grundriß der Kunzlerkirche in Wien XV saml
Seelsorgebezirk
5 Grundriß des Frunziskanerkloslers Hermeskeil
Beide Grundrisse zeigen, wie auch im Grundriß
Kuliraum und Räume der öffenllichen Diensiieisiun-
DIE
gen der Kirche zu einer durchgehenden maß-
siäblichen Einheii verbunden sind. Das im früh-
chrisllichen Gedanken des "Domus ecclesiae" des
Hauses der Kirche. liegende Prinzip der Einsch zung
von der Kirche als eines Hauses unier den Hüusern.
isl nach Jcihrhunderien des Repröseniaiionsbdues hier
in befreiender Weise wieder entdeckt worden
HANDZEICHNUNG ALS WEG ZUR BAUGESTALT
Enlwuriskinen für das Kremalarium Wien. 1924
Die Vorliebe für die dichle und räumliche Form und
den kamenlrierien Grundriß zeigt dieses Blull.
Kennzeichnend für spöiere Bauten isi auch die schon
hier ersichlliche Gruppe der Baumassen. die einen
Turm einbezieht. dessen Hochraum genüizl wird.
Die Anlage iSi gesieigerl durch die Zuordnung der
Nebenrdume. die der Haupigruppe wie ein Sockel
vorgelegl oder unlerschoben sind. Malive aus der
historisch gewachsenen Umgebung lockern die
kubische Erscheinung auf
Auch das Skizzenblaii aus dem Vorjahr für eine
ganz bescheidene Dorfkirche zeigi die mil locker
geiühriem Zeichensiiii hingeworfene. an Varicinien
reiche Eniwurfsreihe, die für Hollmeislers Planen
kennzeichnend isl
PUBLIKATIONEN
Neue Werkkunsä. E. Hübsch Verlag. Berlin 1927.
Clemens Holzmeisver, Boulen. Enlwürle und Handzeich-
nungen. Puslel Vermg, Salzburg 1937.
Kirchenbau ewig neu, Tyroliu Verlag, Innsbruck 1951.
Clemens Holzmeisler. Beulen für das Theater. TeXl von
J. Gregor. Öslerr. Sluulsdruckerei. Wien 1953.
Bilder aus Anuiolien, gemeinsam mil Gunda Holzmeisler
r1JSg4Rudu1i Fahrner. Oslerr. Smulsdruckerei. Wien
Clemens Holzrneisier. Selbslbiographie, Tyrolia Verlag,
lnnsbruck1956.
Fesfschrift über das neue Feslsnielhaus Salzburg. Residenz-
verlag, Salzburg 1960.
Clemens Holxmeisler, 34 Fuksimile-Reproduklionen nach
Zeichnungen und Aquarellen von Clemens Holz-
meisler. Verlag Brüder Rosenbuum, Wien 1966.
Clemens Holzmeisßer. Bauwerk der Fslspiele, Fßtungs-
Verlag. Salzburg 196a.
Paul Becker, Clemens Holzmeisier und Salxburg. Residenz-
verlng. Salzburg 1966.
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