Alois Vogel
DER BlLDHAUER
RUDOLF KEDL
In Stadtschlaining. im südlichen Burgenland, am
16. April 1928 geboren, ging Kedl in Ober-
schützen in die Mittelschule und wandte sich 1945
nach Graz, um sich dort auf der Kunstschule bis
1949 in der Klasse für Gold- und Silberschmiede
ein solides handwerkliches Können anzueignen.
Schon hier zeigte er hauptsächlich Interesse für
Gefäße und kleinplastische Arbeiten. In Wien,
auf der Akademie der bildenden Künste, setzte er
in der Bildhauerklasse des Professors FritzWolruba
sein Sludium fort.
In dieser Ausbildungszeit schuf er seine ersten
figuralen Plastiken aus getriebenem Metall. Be-
sonders erwöhnenswert und in eine spatere Phase
seiner Entwicklung weisend sind einige Köpfe
sowie eine „Sitzende" und eine „Liegende". die
jeweils, und das ist besonders vom Technischen
her interessant. aus einem Stück oder im wesent-
lichsten aus einem Stück Kupferblech. zu einer
plastischen Form von 25 cm Höhe getrieben wur-
den. Daneben hat der Bildhauer auch in Stein
gearbeitet. Besonders um das Jahr 1955
zeigt sein Schaffen eine sehr abstrakte Richtung.
die zu architektcnisch-kubischen Aufbauten ten-
dierte.
Eine entscheidende. große Wendung brachte bei
Kedl eine Reise nach Griechenland. 1955156 be-
fand sich der Künstler in Athen. und mit dem
ersten nach dieser Reise entstandenen Werk kehrte
er radikal zur menschlichen Figur in seiner Er-
scheinungsform zurück. Ein stehender weiblicher
Akt mit zum Tragen hochgehobenen Armen
erinnert haltungsmüßig an Karyatiden. allerdings
an archaisch strenge Trägerinnen. Dieser Körper
weist schon alle Merkmale des weiteren Schaffens
unseres Künstlers auf; einerseits das Röhrenförmige.
Kugelige. Emparstrebende und anderseits das
Gedrungene. ln-sich-Geschlassene.
In den Jahren 1957158 wendet sich der Bildhauer
wieder der Technik des Metalltreibens zu. und
sofort werden die Formen. geradezu aus der
Bedingtheit des Materials heraus, reiner und ein-
facher. Puppenartige Gefüge idolhafter Prägung
mit Röhrenbeinen. Kugeln als Bäuchen. Brüsten