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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 89)

 
. Hodin 
E MALERIN MARIE LOUISE 
rN MOTESICZKY 
Marie Louise von Molesiczk" 
graphie, 1930. O). 80x30 cm 
Marie Louise von Molesiczk 
1941. Öl. 42x61 cm 
. Slill 
. Siil 
JST UND WIRKLICHKEIT 
Stil der Bilder von Marie Louise von Ma- 
zky kann man als poetischen Realismus 
zichnen, ihre Einstellung zum Leben als 
anistisch und ihre künstlerische Arbeitsmelhode 
itionsgebunden und modern. Bilder wie die 
n sind in unserer Zeit selten geworden. Das 
ben der Marie Louise van Motesiczky ist es, 
er zu malen. die eine menschliche Botschaft 
mitteln. Diese Menschlichkeit macht ihr Werk 
einem lebendigen Bindeglied zwischen der 
}en Tradition europäischer Malerei und der 
enwart. denn es hat die Eigenschaften, die 
mit Rembrandt verbinden und die ebenso in 
Arbeiten Edvard Munchs. Oskar Kakoschkas 
' Max Beckmanns zu finden sind. Marie Louise 
Motesiczky war 1926 in der Tat eine Schülerin 
Max Beckmann (Meisterklasse in Frankfurt 
Main), und sie ist mit Kokoschka befreundel, 
eits als vierzehnjöhriges Mädchen. also um 
l. begann sie zu zeichnen, und zwar in einer 
aten Kunstschule in Wien. Sie setzte dann 
er ihre Studien im Malen in einer Privat- 
ile im Haag (1922) und in einer Kunstschule 
rankfurt am Main (1923) fort. Die Jahre 1924 
1925 verbrachte sie in Paris. Weder Kubismus 
1 Surrealismus hatten ihr etwas zu bieten. 
Kubismus war ihtßhu rationalistisch und ohne 
sie in dem Sinne, wie sie sie verstand. Der 
"ealismus war ihr in seiner Symbolik zu be- 
lt. Nur der Fauvismus machte einen gewissen 
lruck auf sie. durch seinen freien Gebrauch 
Farbe und die vereinfachten Farmen. Marie 
ise von Motesiczkys Kunst jedoch entwickelte 
in einer ganz anderen Richtung. Sie besaß 
I wildes rebellisches Temperament wie die 
ressionisten, nach konnte sie die Wirklichkeit 
optisch und äußerlich im Sinne der lm- 
asionisten sehen. Max Beckmann war es, von 
I sie am meisten lernte. Beckmann hatte in 
er Einstellung zum Leben eine gewisse Kühle 
Distanzierung. Er verband eine große lineare 
ft in seinen Kompositionen mit einer modernen 
ztte. die in ihrer Zurückhaltung Stärke und 
Dramatik enthüllte. Auch war in seinen Bildern 
stets ein erzühlendes Element vorhanden. Die 
Bilder. die Marie Louise von Motesiczky als 
Schülerin von Max Beckmann gemalt hat. ähneln 
jedoch nur in beschränktem Maße denen ihres 
Lehrers. Die Verschiedenheit der Temperamente, 
auch ihre Jugend - sie war damals erst zwanzig 
Jahre alt w, sind wohl die Ursache dafür. Das 
jedoch, was sie von Beckmann lernte, reifte in 
späteren Jahren zu einer Kunst klarer Voll- 
kommenheit heran, und je mehr sie ihre eigene 
Technik entwickelte 7 und diese beruht auf 
einer gründlichen Beobachtung der Natur e. 
desto freier und persönlicher wurde ihre Vision. 
Heute kann man sagen. daß sie zu den besten 
figurativen Malern der Gegenwart zählt und daß 
sie auch als Portrütistin Bedeutendes geleistet hat. 
Ihre Einstellung zur abstrakten Kunst ist für uns 
aufschlußreich. Sie hat ihre Wurzeln in dem 
unermüdlichen Studium der musealen Kunst. Für 
Marie Louise von Motesiczky bedeutete Kunst 
immer eine "Abstraktion von etwas". nenne man 
es nun Leben oder Wirklichkeit; es war die 
Frucht poetischer Vorstellungskraft. welche die 
sichtbare Welt in menschliche Erfahrung vere 
wandelt. Die Abstraktion einer Abstraktion würde 
sie niemals befriedigt haben. Trotz ihrer vielen 
Reisen und der damit zusammenhängenden Kunst- 
eindrücke in Frankreich, Deutschland. Spanien, in 
Italien, Portugal, Amerika und Mexiko hat sich 
ihre Einstellung zur Kunst nie verändert. Sie war 
von Anbeginn ihrer Laufbahn in ihr verwurzelt. 
Marie Louise von Motesiczky benutzt beim Malen 
den Pinsel und das Messer. Sie liebt das Mal- 
material, die belle matiere. und die Gesetze, 
welche sie bei der Komposition ihrer Bilder 
befolgt. werden nie zum Selbstzweck. Die Künst- 
lerin will uns ihre Erfahrungen mitteilen. Alle ihre 
Bilder sagen etwas aus. Ihre Malweise ist der 
Ausdruck einer harmonischen Persönlichkeit, die 
erfüllt ist von der Ehrfurcht vor dem Leben. der 
Liebe zum Wunder des Daseins und der Aufgabe, 
diese Ehrfurcht und Liebe anderen durch das 
Medium der Kunst mitzuteilen. 
DER POETISCHE REALISMUS DER MARIE LO 
VON MOTESICZKY 
..Als ich zu malen anfing". erzählt Marie Lc 
..habe ich nach Modell gearbeitet. gewissen 
angestrengt. Das Vertiefen in das Geschaute 
geistige Auseinandersetzung mit der Realität 
für lange Zeit das große Problem für mich. 
ich wirklich erzielen wollte. die Synthese 
Empfindung. Gedanken und der technis 
Wiedergabe des Visuellen. das macht n 
Entwicklung aus. Ich war bestrebt. die  
technisch beherrschen zu lernen. ohne ' 1 
lische. den ursprünglichen lmpetus. dzä 
verlieren. Die Momente. wenn man sich 
frei fühlt. wenn man schnell etwas hinschr: 
kann. um ein Erlebnis .los' zu werden. sind s: 
Was ich träume und was ich möchte. daf 
anderen in meinen Bildern sehen. um es et 
zu erleben. das ist der Inhalt meiner Kuns 
Grunde ist es nichts anderes als verstanden 
geliebt werden wollen. Es gehört Mut dazu. 
großen Kompositionen hinzugeben. weil 
große Leinwand ein gefährliches Abenteue 
Leben und Kunst sind oft gegensätzlich, X 
bringt einen von der Kunst ab. und man ma 
Bilder sozusagen ,im Leben' statt auf der 
wand. Ich leugne aber. dal} im Wesen ein gi 
sötzlicher Unterschied besteht zwischen Kunst 
Leben. Vielleicht ist es Eitelkeit. daß mal 
Leben direkt eine Betätigung finden möchte. 
Erlebnis kann im Leben jedoch nie so vollkon 
sein wie im Traum. Meine Bilder sind nicht 
bolisch. ich lebe wirklich in den Dingen. um 
ist es. was ich mir von Anfang an gewü 
habe." 
..Meine Sehnsucht ist", sagt Marie Louise. .,sc 
Bilder zu malen. dadurch glücklich zu we 
und auf diese Weise auch andere Men: 
glücklich zu machen. Viele Jahre habe icl' 
nur nach der Natur gearbeitet. denn ich t 
es mir nicht zu. den Reichtum und die Einmalii 
die mich beeindruckten. auswendig wied 
geben. Aber immer war es ein komplizi 
Prozeß. die Wirklichkeit umzusetzen. farbi
	        
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