. Hodin
E MALERIN MARIE LOUISE
rN MOTESICZKY
Marie Louise von Molesiczk"
graphie, 1930. O). 80x30 cm
Marie Louise von Molesiczk
1941. Öl. 42x61 cm
. Slill
. Siil
JST UND WIRKLICHKEIT
Stil der Bilder von Marie Louise von Ma-
zky kann man als poetischen Realismus
zichnen, ihre Einstellung zum Leben als
anistisch und ihre künstlerische Arbeitsmelhode
itionsgebunden und modern. Bilder wie die
n sind in unserer Zeit selten geworden. Das
ben der Marie Louise van Motesiczky ist es,
er zu malen. die eine menschliche Botschaft
mitteln. Diese Menschlichkeit macht ihr Werk
einem lebendigen Bindeglied zwischen der
}en Tradition europäischer Malerei und der
enwart. denn es hat die Eigenschaften, die
mit Rembrandt verbinden und die ebenso in
Arbeiten Edvard Munchs. Oskar Kakoschkas
' Max Beckmanns zu finden sind. Marie Louise
Motesiczky war 1926 in der Tat eine Schülerin
Max Beckmann (Meisterklasse in Frankfurt
Main), und sie ist mit Kokoschka befreundel,
eits als vierzehnjöhriges Mädchen. also um
l. begann sie zu zeichnen, und zwar in einer
aten Kunstschule in Wien. Sie setzte dann
er ihre Studien im Malen in einer Privat-
ile im Haag (1922) und in einer Kunstschule
rankfurt am Main (1923) fort. Die Jahre 1924
1925 verbrachte sie in Paris. Weder Kubismus
1 Surrealismus hatten ihr etwas zu bieten.
Kubismus war ihtßhu rationalistisch und ohne
sie in dem Sinne, wie sie sie verstand. Der
"ealismus war ihr in seiner Symbolik zu be-
lt. Nur der Fauvismus machte einen gewissen
lruck auf sie. durch seinen freien Gebrauch
Farbe und die vereinfachten Farmen. Marie
ise von Motesiczkys Kunst jedoch entwickelte
in einer ganz anderen Richtung. Sie besaß
I wildes rebellisches Temperament wie die
ressionisten, nach konnte sie die Wirklichkeit
optisch und äußerlich im Sinne der lm-
asionisten sehen. Max Beckmann war es, von
I sie am meisten lernte. Beckmann hatte in
er Einstellung zum Leben eine gewisse Kühle
Distanzierung. Er verband eine große lineare
ft in seinen Kompositionen mit einer modernen
ztte. die in ihrer Zurückhaltung Stärke und
Dramatik enthüllte. Auch war in seinen Bildern
stets ein erzühlendes Element vorhanden. Die
Bilder. die Marie Louise von Motesiczky als
Schülerin von Max Beckmann gemalt hat. ähneln
jedoch nur in beschränktem Maße denen ihres
Lehrers. Die Verschiedenheit der Temperamente,
auch ihre Jugend - sie war damals erst zwanzig
Jahre alt w, sind wohl die Ursache dafür. Das
jedoch, was sie von Beckmann lernte, reifte in
späteren Jahren zu einer Kunst klarer Voll-
kommenheit heran, und je mehr sie ihre eigene
Technik entwickelte 7 und diese beruht auf
einer gründlichen Beobachtung der Natur e.
desto freier und persönlicher wurde ihre Vision.
Heute kann man sagen. daß sie zu den besten
figurativen Malern der Gegenwart zählt und daß
sie auch als Portrütistin Bedeutendes geleistet hat.
Ihre Einstellung zur abstrakten Kunst ist für uns
aufschlußreich. Sie hat ihre Wurzeln in dem
unermüdlichen Studium der musealen Kunst. Für
Marie Louise von Motesiczky bedeutete Kunst
immer eine "Abstraktion von etwas". nenne man
es nun Leben oder Wirklichkeit; es war die
Frucht poetischer Vorstellungskraft. welche die
sichtbare Welt in menschliche Erfahrung vere
wandelt. Die Abstraktion einer Abstraktion würde
sie niemals befriedigt haben. Trotz ihrer vielen
Reisen und der damit zusammenhängenden Kunst-
eindrücke in Frankreich, Deutschland. Spanien, in
Italien, Portugal, Amerika und Mexiko hat sich
ihre Einstellung zur Kunst nie verändert. Sie war
von Anbeginn ihrer Laufbahn in ihr verwurzelt.
Marie Louise von Motesiczky benutzt beim Malen
den Pinsel und das Messer. Sie liebt das Mal-
material, die belle matiere. und die Gesetze,
welche sie bei der Komposition ihrer Bilder
befolgt. werden nie zum Selbstzweck. Die Künst-
lerin will uns ihre Erfahrungen mitteilen. Alle ihre
Bilder sagen etwas aus. Ihre Malweise ist der
Ausdruck einer harmonischen Persönlichkeit, die
erfüllt ist von der Ehrfurcht vor dem Leben. der
Liebe zum Wunder des Daseins und der Aufgabe,
diese Ehrfurcht und Liebe anderen durch das
Medium der Kunst mitzuteilen.
DER POETISCHE REALISMUS DER MARIE LO
VON MOTESICZKY
..Als ich zu malen anfing". erzählt Marie Lc
..habe ich nach Modell gearbeitet. gewissen
angestrengt. Das Vertiefen in das Geschaute
geistige Auseinandersetzung mit der Realität
für lange Zeit das große Problem für mich.
ich wirklich erzielen wollte. die Synthese
Empfindung. Gedanken und der technis
Wiedergabe des Visuellen. das macht n
Entwicklung aus. Ich war bestrebt. die
technisch beherrschen zu lernen. ohne ' 1
lische. den ursprünglichen lmpetus. dzä
verlieren. Die Momente. wenn man sich
frei fühlt. wenn man schnell etwas hinschr:
kann. um ein Erlebnis .los' zu werden. sind s:
Was ich träume und was ich möchte. daf
anderen in meinen Bildern sehen. um es et
zu erleben. das ist der Inhalt meiner Kuns
Grunde ist es nichts anderes als verstanden
geliebt werden wollen. Es gehört Mut dazu.
großen Kompositionen hinzugeben. weil
große Leinwand ein gefährliches Abenteue
Leben und Kunst sind oft gegensätzlich, X
bringt einen von der Kunst ab. und man ma
Bilder sozusagen ,im Leben' statt auf der
wand. Ich leugne aber. dal} im Wesen ein gi
sötzlicher Unterschied besteht zwischen Kunst
Leben. Vielleicht ist es Eitelkeit. daß mal
Leben direkt eine Betätigung finden möchte.
Erlebnis kann im Leben jedoch nie so vollkon
sein wie im Traum. Meine Bilder sind nicht
bolisch. ich lebe wirklich in den Dingen. um
ist es. was ich mir von Anfang an gewü
habe."
..Meine Sehnsucht ist", sagt Marie Louise. .,sc
Bilder zu malen. dadurch glücklich zu we
und auf diese Weise auch andere Men:
glücklich zu machen. Viele Jahre habe icl'
nur nach der Natur gearbeitet. denn ich t
es mir nicht zu. den Reichtum und die Einmalii
die mich beeindruckten. auswendig wied
geben. Aber immer war es ein komplizi
Prozeß. die Wirklichkeit umzusetzen. farbi