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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 89)

 
Paul von Li 
von Berry. I 
lbuxg, Lcs Iris riches Heums des l- 
l. 4v. Chantilly, Musäe Concli: 
lerzogi 
ANMERKUNGEN 1 - 4 
l Harvard Univcrsity Press, 1953, 2. Auflage 1958. 
z So kann ihm der Spezialist deutscher gotischer Malerei 
nicht folgen, wenn er Seite a2 das kleine Diptychon im 
Bzrgcllo nach Böhmen. das Berliner Diptychon mit 
Kreuzigung und Christus als Schmcrzensmann sowie 
cincrn vornehmen Geistlichen nac Bayern lokalisiert. 
Jenes wird man Weiterhin als (ran Ä ab, viclkirht west- 
französisch, gegen die Maas hin lokal: neu dürfen, dieses - 
cbenfalls auf Eichenholz gemalt ü gehört, wenn ich 
nicht sehr in't. in die Nähe eines Misales in der Biblio- 
zneque Municipnle in Cnmbrai (Ms. 232), das eine ähnlich 
ma cre, zeichnerische Form zeigt. Hierzu auch Fr. Winkler. 
in: unstchronik, B. 1955, S. I2. 
3 C. de Tolmy, L: Mainz: de Flämzlle et lcs Frßrcs van 
Eyck, 1938. - Panofsky a. a. 0.. 5.11 
4 Fr. Gorissen, Jan Madwzcl und die ß er Limburg. in: 
äigigäaäel-Iisän mcdedcelingen der Van-m" g "Gehe", 54. 
 
 
 
schriften an, Wand- und Tafelmalcreien 
sind nur in äußerst geringen Resten er- 
halten, sie vermögen nicht weiterzuhelfen, 
verhältnismäßig zahlreich sind dagegen die 
kostbaren und deshalb zumeist beachteten 
höHschen Miniaturhandschriften, die in 
Paris, in Dijon, in Bourges in den jahr- 
zehnten vor und bald nach 1400 für die 
französischen Könige, die Herzöge von 
Burgund, den Herzog von Berry und 
einige andere vornehme Auftraggeber ge- 
schaffen worden sind. Ihre Meister, zu- 
meist die soeben genannten, aus den 
Niederlanden gebürtigen Maler, formten, 
ob sie aus Flandern, Geldern, Limburg, 
Brabant, dem Artois oder dem Hennegau 
gebürtig waren, auffallend gleichgestimmt 
in der Schönschrift eines ausgesprochen 
höiischen Stils. Der neue Realismus, die 
Freude an blühenden Wiesen und flam- 
boyanten Bauformen, an Kostüm, Schmuck 
und allen Torheiten der Mode, aber auch 
die Fähigkeit, individuelle Gesichtszüge zu 
erfassen, die Neigung, das niedere Volk, 
wenn auch feiertäglich stilisiert, zu schil- 
dern, diese Geschenke der Niederlande, 
und zum anderen das Gefühl für Raum- 
und Körperwerte, das Geschenk Italiens, 
sie wurden in den Werkstätten der fran- 
zösischen und burgundischen Residenzen 
im Sinne jener Kalligraphie verfeinert und 
veredelt, die im 13. jahrhundert zuerst von 
französischen Meistern entwickelt worden 
war. Diese höfischen Maler begriiTen, ita- 
lienische Anregungen eindringlich ver- 
arbeitend, die Formen plastischer und mehr 
mit den Augen des Malers als des Zeichners, 
ihr Formrepertoire War umfänglicher, sie 
erlebten Mensch und Ding anschaulicher, 
lebensvoller, irdischer, dennoch ist nicht 
zu verkennen, daß sie mit dem Feinstil, 
den zumal jacquemart de Hesdin geprägt 
haI, mit der Zartheit, ja Zärtlichkeit, mit 
der Zierlichkeit, ja Geziertheit der Formen 
eine alte, speziäsch französische Tradition 
weitergeführt haben. Dabei hat außer dem 
Vorbild von jacquemart de Hesdin der 
häufige Wechsel der Auftraggeber uncl 
Arbeitsplätze, hat mehr noch die häufig 
zu beobachtende Zusammenarbeit der 
Meister und Werkstätten zweifellos egali- 
sierend gewirkt. 
S0 kommt es, daß die Werkkonturen dieser 
Miniaturmaler mitunter nur recht ungewiß 
zu ertasten sind, und zum anderen ist das 
Gewicht, das sie für Jan van Eyck, das 
sie für Robert Campin gehabt haben, nicht 
ganz leicht zu ermessen. Jacquemart de 
Hesdin hat den neuen Stil, italienisches 
Formgut mit der Tradition französischer 
Kalligraphie verschmelzend, gegründet; 
kein Maler, der danach auf der Höhe der 
Zeit stehen wollte, konnte an dem von 
ihm entwickelten Schönstil vorübergehen. 
Und nach ihm hat ein Bild wie die Heim- 
suchung in den Heures du Marechal de 
Boucicaut (Paris, Musee Andre-Jaquemart) 
die Künstler bezwungen. Deutsche und 
italienische Maler haben sich ihre Sprache 
zum Muster genommen, für jan van Eyck 
wie für Robert Campin ist sie Vorbild 
oder doch Anregung gewesen. Und doch 
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