in byzantinischen Bildern begegnen; ebensowenig wird man die Komik
oder die Satyre daselbst finden, es sei denn etwa in einem gegen die
westliche Kirche gerichteten polemischen Bilde. Und doch, ein phanta-
stisches Bild, das mit ägyptischen Götterbildern eine unverkennbare
Aehnlichkeit hat, der heil. Christophoros mit dem Wolfs- oder Hundskopfe,
wurde ehemals in Griechenland ziemlich oft gefunden; es stellt den heid-
nischen Mann vor, häufig findet sich der Namen Reprobos zugeschrieben.
Das in ein beiweitem zu hohes Alter hinaufgesetzte Malerbuch vom Berge
Athos übergeht diese Darstellung vollends.
Wesentlich zur Entfaltung der phantastischen Kunstgebilde hat das
Streben beigetragen, den Teufel, die Verführung, die Sünde und was in
ihrem Gefolge ist "), in der Kunst darzustellen. Noch die frühe Kunst
hat sich mit der Paradiesesschlange begnügt, die iedoch auch in der Apo-
kalypse wiederkehrt, während schon die Apokryphen (von der lernäischen
Schlange hergenommen) drei Köpfe des Ungeheuers kennen. Bis zur
Comhination von Schlange und Frauenkopf u) schritt die antike Zeit der
christlichen Kunst nicht vor. Aber auch was inl den Martyrologien steht
und sich in der Legende aurea getreu erhalten hat, die Vorstellung vom
Teufel als Mohren, oder als feuerschnaubend, oder mit Hundsrachen,
oder mit Drachenflügeln, oder endlich die orientalischen Schreckgebilde
aus dem Leben des heil. Antonius des Einsiedlers: all' das findet in die
Kunst der Katakombenzeit keinen Eingang; erst jene syrische Handschrift,
die ich oben erwähnt (586), zeichnet die Dämonen, die den Besessenen
gezwungen durch Christus verlassen, als kleine nackte Männlein mit strup-
pigem Haar w). Und so blieb der Typus in der byzantinischen Kunst.
Auf dem viüngsten Gericht- in der Kirche zu Salamis erscheinen sieben
haarige, schwarze, nackte Teufel mit langen Schwänzen, Fledermaus-
flügeln und Hörnern. Ob aber dieses Gemälde nicht schon unter dem
Einßusse der Lateiner entstanden sei, ist mir kaum mehr fraglich.
Uebrigens mag ja schon das Wort des heil. Paulus in der altchrist-
lichen Legende Ausdruck gefunden haben, wenn er sagt r Cor., 16, 20:
"Was die Heiden opfern, das opfern sie den Teufelnn! Dem bibelfesten
Christen mag da zunächst der Bock Asasel eingefallen sein, von welchem
zum Pan und Satyr, was eigentlich die Teufelsgestalt ist, eine nahe Ideen-
verbindung hinliberflihrt. Die Fledermausflügel sind diesem lichtscheuen
Thiere entlehnt, das ja schon in Jesaias ll, 20 mit den Götzenbildern
") So wurde beispielsweise der Tod als zonige Teufelsgeslnl! mit Hörnern und
Klauen irn Missnle des Leofrie (engelsächsisch, jetzt in Oxford) dargestellt.
1') Als nnheliegendes Beispiel führe ich die Handschrift der nAmbraser-Sarnmlung:
an, aus welcher Heider im V. Jahrb. der k. k. Central-Cornm. 186i eine Abbildung auf
Taf. VII bietet. Satan ist eine geflügelte Schlange mit Tigerfüßen, vom Bnuche aufwärts
ein Weib mit langen Locken.
") Vergl. Strzygowski, Byzem. Denkm. l (Etschmiadiin-Evangeliur) S. 37. -
Das Mnlerbuch vom Berge Anhos, übers. v. Schafer, S. x84.