Geschossen übereinander oder vielmehr untereinander lagen. Vertie-
fungen, welche seitwärts in die Wände gegraben waren, nahmen die
Sarkophage auf. Von einer bestimmten Gruft, ad catacumbas genannt,
erhielten sie den gemeinsamen Namen der Katakomben, unter welchem
sie ja heute, nach ihrer Wiedereröffnung, eine der größten Merkwürdig-
keiten des alten Rom bilden.
Anfangs, da die Christen noch nicht das Licht der Oeffentlichkeit
zu scheuen brauchten, wurde in den Katakomben wohl nur die Todten.
feier abgehalten. Als dann aber, zumal unter Decitrs, die Verfolgungen
zur Heimlichkeit zwangen, fanden in den Katakomben überhaupt die
Versammlungen, Liebesmahle und sonstigen Feierlichkeiten statt, und zu
diesem Zwecke wurden größere Räume zu Sälen ausgegraben und als
Capellen eingerichtet, mit dem Sarkophage eines Bischofs im Hintergründe
in der halbrunden Apsis, welcher Sarkophag zugleich als Altar diente.
So waren die Katakomben, deren geschichtliche Entwickelung bis
in's vierte Jahrhundert dauert, bis in jene Zeit, da die christliche Kirche
die triumphirende und herrschende wurde, zu einer Bedeutung gelangt,
die weit über diejenige bloßer Grabstätten hinausreicht. Aber außer
dieser Bedeutung für die Geschichte der christlichen Kirche in den ersten
Jahrhunderten, gibt es für uns noch eine andere, um derentwillen ich
sie hier bespreche. ln diesen Katakomben hat auch die erste christliche
Kunst eine Heimstätte gefunden. Von hier ist sie ausgegangen, und die
überaus zahlreich erhaltenen Ueberreste zeigen uns den Gang ihrer Ent-
wickelung aus der Antike heraus bis zur Ausbildung einer specifisch
christlichen Kunst. Es war Sitte, diese Grüfte an Wänden und Decken
mit Malereien zu schmücken. Die Sitte, von der antiken Gewohnheit
ausgehend, begann schon im ersten Jahrhundert und ging bis zu jenem
Zeitpunkt, da die Katakomben als Grabstätteu aufgegeben wurden und
das siegende Christenthum die Friedhöfe neben den neu errichteten Ba-
siliken gründete.
Wie es nicht anders denkbar ist, schließen sich diese Malereien
nach ihrer künstlerischen Art an die gleichzeitige römisch-italienische
Decorationsmalerei an, und das urnsornehr, je älter sie sind. Die ältesten
sind etwa gleichzeitig den Malereien von Pompeji oder denen in den
Thermen des Titus oder anderen aus dem Ende des ersten und dem
Anfange des zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Und ganz den-
selben Charakter tragen sie in der Art der antiken Formengebung, in
der freien, aber flüchtigen Vortragsweise, in der Anordnung und Ein-
"theilung der einzelnen Bilder. Es ist auf den Decken oder Plafonds die-
selbe Feldereintheilung mit rothen Linien, geraden wie gebogenen. Es
sind aber auch dieselben ornamentalen Elemente, welche die antike
Wandmalerei zu ihren Decorationen gebraucht. Da sind die geflügelten
Genien und die blühenden Jungfrauen, welche die Jahreszeiten vorstellen,
die Tritonen und Hippocampen, verschiedene Thierbilder, bunte, Vögel,