ihm eine Serie von crzherzoglichen Kinder-
bildnissen zugeschrieben, die deutlich den
Einfluß venezianischer Malerei vettaten54.
Auch Porträts der Erzherzogin Maria „neben
anderen kleinen Gemahl" und die Konterfeis
der Töchter Gregoria Maximiliana, Eleo-
nora und Margarcthe, die für die Braut-
werbung beim lnfanten Philipp in Spanien
gebraucht wurden, können ihm nachge-
wiesen werden 55.
Für das schon mehrere Jahre geplante
Mausoleum Erzherzog Karls in Seckau
brauchte man nun aber einen Maler, der
einerseits einer solchen großen Ausstattungs-
aufgabc gewachsen sein mußte, anderseits
aber auch entsprechend lang am Hofe zu
bleiben hatte. Karl wandte sich deshalb an
seine Schwester Eleonora, die durch Heirat
zur Herzogin von Mantua geworden war,
ihm einen geeigneten Künstler zu schicken.
Dies geschah auch: 1587 erschien Tec-
doro Ghisi, Hofmaler der Gonzaga, in
Graz und wurde mit einem Monatsgehalt
von lOO Talern in Dienst gen0mmen56.
Gleich in seinem ersten Grazer Jahr ver-
fertigte er zwei lebensgroße ganzfigurige
Porträts des Regentenpaares57 und als eine
Art katholisches Programmbild das „Sym-
Pietro a: Pomis, Apolheme auf die Gegenreformation,
Detail. 1602. cm. Anloniuwkirthe
Piexro de Pomis. Stiftung des Paradeisklosten durch
Erzhcrzogin Maria, um m02, Graz. Anloniuskirche
Groteskenmzlereien, Endr: 16. Jahrhundert, Schloß
Tnmendlulsl m Graz
ANMERKUNGEN 46 - 62
45 Wastler, Die italienischen Baumeister, a. a. 0., S. 244 -
dem, Kunslleben. a. u. 0., S. 27f. w Viktor Thiel, Die
landcsfiirxtlichc Burg in Graz. 1927 - Kohlbadl. Steirische
Baumeister. Graz 1961, S. B7. 100, 135.
47 Diese Gnzer Hochzcizsfeieriit-hkcitcn, an denen als Dekora-
teur: wahrscheinlich die beiden Maler Paznbstl und Kam-
machcr beleili warm, wurden vorn "Registralor einer
ehrsamm Lün hzft in Stcyer", Wenzel Sponrib. genau
geschildert. Siehe dazu: Wastler, Kunstlebcn. a. z. (7.,
s. am. r Källülßg der Ausstellung "Graz als Residenz",
a. a. 0.. S. 118.
41 Wnsller. Kunstlebcn, a. z. (7.. 3811
4' l)ers., Giulio Litinio, der Ne c Pordenona, in: Beiblatt
zur Zeitschrift m: bildende Kunst, 17. ]g., Nr. 23, Mm
1882 7 dem, Knnsllehen, a. a. O., S. 341i". - W. Axsltm,
Artikel G. Licinio in: Thi -Becker, Bd. XXIII,
1929 7 Walther lluchowierk" chichte der Malerei in
Wien, in: Gesrhirhtc der Stadt Wien, Neue Reihe, Bd. Vll,
2, Wien 1955. S. 51 _ Peter Krcnn. Katalog der Aus-
stcllung „Kunst das Mnnierismus aus eigenen Batänden"
der Alten Galerie am Junnneutn, Graz, Mai 1966, S. 191".
(arm weitere Literatur).
59 Heinz, Studien. a. a. 0., 9.1095". und 196i".
5' Buchowiceki, a. a. (M. S 501".
51 Wastler, Kunsllebcn, 11.10., S. 73K. - Heinz, Studien,
a. a. 0., '. 115 - Kreml. Katalog, u. a. 0., S. 24 (dort
weitere Literatur).
S! Wnsrlcr, Kunsrlcbcti. a. a. 0., S. 81 7 Heinz. Studien.
a. n. 1).. S. 1105".
54 Heinz, Studien. a. a. 0.. S. 1211.
55 Wastler. Kilnsrlehen. a. n. O S. 108i".
5" Dem, Kunstlzben. a. a. O 71T. - Artikel in Thieme-
Bcckcr, lld. Xlll, 1920 Ä Chur: Pcrlnn, in: Mmtova i
Le arli. vol. III Dalla mctzi dcl serolo XVl ai nostri giumi,
Mantova o. 781".
57 Ch. Perina, a. a. 0., S. 373.
5' Suida, Katalog. z. a. O S. 103i.
M Deä" Katalog. a. 3. 0., .104 - Krenn, Kztnl0g,.1. il. 0.,
S. .
W Wagner-Rieger. Baukunst, a. a. 0., S. 200i". (dort alle
wichtige Literatur).
M J. v. Zahn. wann.
"Äste, ' Styrimca, Gedmcktcs und
Ungcdruektes zur at ärklschcn Geschichte und Kultur-
geschichlt, Graz 1894, S. 158111
"1 josef Andrilsüll. Gelehrtenk im in Graz 156471619. in:
Katalog "Graz ;ilsl{1:lsil.lcnz' , u. a. (7., S. 1401i".
bolum apostolorum" (Abb. 3), an dem
bereits seine changierende Farbigkeit auf-
fällt5ß. Noch im selben Jahr begann er mit
den Arbeiten in Seckau, die er Ende 1588
abschloß. Aus dem Wirkungsbereich der
großen Malereien eines Correggio und
G. Romano kommend, war er zweifellos der
geeignete Mann, die in Seckau gestellten
Aufgaben zu lösen. Daß dies zu vollster
Zufriedenheit des Auftraggebers ausge-
fallen sein muß, scheint uns der Umstand
zu beweisen, daß er die ober dem Prunk-
sarkophag zwischen zwei Fenstern gemalte
Szene „Lasset die Kindlein zu mir kommen" '
als Leinwandbild leicht abgewandelt wieder-
holen mußte 5". Mit diesem Seckauer Mauso-
leum, dem ersten der drei prunkvollen
Grabstiittcn steirischer Fürsten, an dem als
l-lauptmeister noch Alexander de Verda und
Sebastiano Carlone mitwirkten, erreichte
die Grazer Hofkunst unter Karl ihren
Höhepunkt "ü. Daß es als imposantes Denk-
mal herrscherlichcr Repräsentation aus-
schließlich in den Händen italienischer
Künstler lag. kann nach dem bisher Ge-
sagten nicht weiter überraschen, zumal F
in konsequenter Ausschaltung protesta
scher Elemente auch fast alle aul
künstlerischen Hofstellen vom Gärtner
zum Rat mit Welschen besetzt hatte 61. 1
kehrte Ghisi nach Mantua zurück.
10. Juli 1590 verschied Erzherzog Karl
wurde mit großem Leichenzug in Sec
beigesetzt.
Wenn sich unter Karl die katholische S
erst allmählich zu konsolidieren begann
erreichte unter ihm der steirische Protes
tisrnus seinen Höhepunkt. Dies äußerte
etwa in der Gründung der Stiftsschule
1574 als einem geistigen Zentrum
Evangelischen (Kepler hatte bekanntlicl
ihr gelehrtyvl und den erweiterten Z1
ständnissen der Brucker Religionspazit
tion von 1578, die Karl zu geben gezwun
war, um die Festung Karlsstadt erbauet
können. Es überrascht daher nicht, w
wir gerade in dieser Zeit die rnalerisc
Hauptwcrke des steirischen Protestantisi
entstehen sehen: die Fresken Wenzel A
lers von 1570 über der Gruft der Liech