Magistrat Graz zahlte im Jahre 1680 allein
an Kosten, die mit der Bekämpfung der
Seuche in Verbindung standen, 16 OOO Gul-
den, die gänzlich zu Lasten der Bürger-
schaft gingen.
Der Seuche folgte also wirtschaftliches
Elend auf dem Fuß; nur so läßt sich die
Tatsache erklären, daß die zum Zwecke der
Errichtung einer stabilen Dreifaltigkeits-
säule eingeleiteten Sammlungen nicht an-
nähernd den erhoßten Erfolg zeitigten.
Schon am 16. _]uli 1680 hatte Kaiser Leo-
pold I. an alle Erzpriester in Ober- und
Untersteiermark durch Hofdekret den Auf-
ruf ergehen lassen, Beiträge zur Errichtung
der Säule zu leisten, da „dieses Werkh dem
ganczen Land zu guetten angesehen, dahero
billich ein Jeder das seinige nach Vermögen
beytragen solle". In diesem Sinne wurden
die Klöster St. Lambrecht, Admont, Rein,
Vorau, Seckau, Stainz, Pöllau und Rotten-
mann angesprochen und auf die Möglich-
keit verwiesen, Sammlungen in Kreisen der
Bevölkerung zu veranstalten. Mit Regie-
rungsvemrdnung vom 12. Februar 1681
wurden Sammlungskommissäre eingesetzt,
mit Hofdekret vom 12. Februar 1681 er-
folgte die Genehmigung zur Errichtung
einer provisorischen Säule aus Holz. Die
innerösterreichische Regierung konnte am
22. April 1682 einen Bericht erstatten, dem-
zufolge die Gesamtkosten der zu errichten-
den Dreifaltigkeitssäule 11 803 Gulden aus-
machen sollten.
Infolge der verzweifelten wirtschaftlichen
Lage des Landes war die 1681 eingeleitete,
1683 und 1685 mit besonderer Intensität
betriebene Sammelaktion ein ausgesproche-
ner Mißerfolg, es kamen lediglich 328 Gul-
den zusammen, wobei noch zu vermerken
wäre, daß der für die Stadt Graz zuständige
Sammelkommissär, ein gewisser Herr Posch,
den nicht genannten Ertrag seiner Be-
mühungen unredlicherweise nicht ab-
führte.
Um die Erfüllung des Gelöbnisses von 1680
zu ermöglichen, grilf der Kaiser höchst-
persönlich ein und stellte am 1. Februar 1684
einen Betrag von 3000 Gulden zur Verfü-
gung. Genau einen Monat später folgten die
Landstände seinem Beispiel und erlegten
eine gleichhohe Summe. Trotzdem blieb
der zustande gebrachte Gesamtbetrag weit
unter dem Präliminar, was zur Folge hatte,
daß die ursprünglichen Pläne modifiziert
werden mußten.
Den Forschungen des verstorbenen Dom-
pfarrers, Prälat Dr. Rochus Kohlbach, ver-
danken wir die Kenntnis der Namen jener
Künstler, die an Entwurf und Ausführung
des Mahnmales beteiligt waren; die Bauzeit
währte von 1684 bis 1686, die Dreifaltig-
keitssäule selbst verfertigte der Goldschmied
Bartholomä Zwickl (1657-1688) nach
einem Modell des Bildhauers Andreas Marx
(f 1701 ), während der Schaft der Säule vom
Glockengießer Medardus Reig 1697)
besorgt wurde. Über all diese Künstler hat
Prof. DDr. Eduard Andorfer wertvolle
Forschungsarbeiten geleistet, die an dieser
Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen.
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Im August 1685 war die Errichtung der
Dreifaltigkeitssäule so weit vorgeschritten,
daß die Weihe vorgenommen werden
konnte. Abraham a Sancta Clara, der be-
rühmteste Kanzelredner seiner Zeit, damals
Prior des Konvents zur Unbefleckten Emp-
fängnis im Münzgrabcn, hielt die Fest-
predigt. Aus seinen Worten spricht die
Erkenntnis, daß man in Graz kaum fiinf
Jahre nach dem Erlöschen der Seuche
längst wieder zur Tagesordnung über-
gegangen war, ähnlich, wie wir es heute
angesichts der Schrecken des vergangenen
Weltkrieges tun. Abraham a Sancta Clara
läßt den Tod in der Stadt Graz einen Umritt
halten und zieht mit ihm von der Sporgasse
in die Murgasse, dann zur Schmiedgasse,
zur Stempfergasse, in die Herrengasse, die
Hofgasse und das kälberne Viertel. Der
Umritt endet im Gebiet der heutigen Sack-
straße; auf jeden der genannten Gassen-
namen machte sich Abraham einen Reim.
Die Verse, die sich auf den damaligen
„Sack" bezogen, seien hier ihrer ungewoll-
ten Köstlichkeit halber zitiert:
„Ich bin der rechte Greif-in-Sack f das
Stehlen ist mein Brauch f Ich nehm' das
Leben, laß Sack und Pack f bald werd't ihrs
erfahren auch."
1727 wurde die Dreifaltigkeitssäule mit
einer Steinbalustrade umgeben, auf der sich
vier Figurenpaare erhoben, alle Arbeiten des
Hauptmeisters der Grazer Barockplastik,
Johann Jakob Schoy; dargestellt waren die
Heiligen Ägydius und Joseph, Rochus und
Sebastian, Johannes Nepomuk und Anto-
nius sowie Ignatius von Loyola und Franz
Xaver.
Auf die zahlreichen Stiftungen sei ver-
wiesen, die dazu dienten, Andachten und
Prozessionen abzuhalten. Ein eigener „An-
dachtskommissär" war eingesetzt, um die
Mittel aus Zinsen, Spenden und Einnahmen
zu verwalten. Erwähnenswert ist die Stif-
tung der Gräfin Rosalie von Dietrichstein,
die ZOOO Gulden zur Beleuchtung der Säule
gewidmet hatte. Im Verlauf des 18. Jahr-
hunderts wurden alle Stiftungen, Legate
und Renditen im Zuge der Modernisierung
der Verwaltungsverfahren verschiedenen
zuständigen Instanzen, vor allem dem
„Religionsfonds" zugeführt.
Leider zeigte es sich, daß die Dreifaltig-
keitssäule den Unbilden des Wetters nicht
lange standzuhalten vermochte, konstruk-
tive Fehler aufwies und außerdem ein
Hindernis für den Verkehr darstellte.
So schritt man 1789 an die gänzliche Er-
neuerung der Säule; die sie umgebenden
Nebennguren wurden entfernt, hingegen
wurde auf einem eigenen, der Säule vor-
gelagerten Sockel eine Marienstatue aus
ölvergoldetem Sandstein errichtet. Am
29. Mai 1790 konnte die „Grätzer Zeitung"
die Wiedereinweihung der Säule für den
damals unmittelbar bestehenden Dreifaltig-
keitssonntag ankündigen. Die „Grätzer
Zeitung" reproduzierte auch die alte Bau-
und Stiftungsinschrift, die nun wiederum
die Schauseite des Sockels ziert.
Die Sanierung der Säule brachte jedoch nur
auf die Dauer von sechs Jahrzehnten Ab-
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