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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

Magistrat Graz zahlte im Jahre 1680 allein 
an Kosten, die mit der Bekämpfung der 
Seuche in Verbindung standen, 16 OOO Gul- 
den, die gänzlich zu Lasten der Bürger- 
schaft gingen. 
Der Seuche folgte also wirtschaftliches 
Elend auf dem Fuß; nur so läßt sich die 
Tatsache erklären, daß die zum Zwecke der 
Errichtung einer stabilen Dreifaltigkeits- 
säule eingeleiteten Sammlungen nicht an- 
nähernd den erhoßten Erfolg zeitigten. 
Schon am 16. _]uli 1680 hatte Kaiser Leo- 
pold I. an alle Erzpriester in Ober- und 
Untersteiermark durch Hofdekret den Auf- 
ruf ergehen lassen, Beiträge zur Errichtung 
der Säule zu leisten, da „dieses Werkh dem 
ganczen Land zu guetten angesehen, dahero 
billich ein Jeder das seinige nach Vermögen 
beytragen solle". In diesem Sinne wurden 
die Klöster St. Lambrecht, Admont, Rein, 
Vorau, Seckau, Stainz, Pöllau und Rotten- 
mann angesprochen und auf die Möglich- 
keit verwiesen, Sammlungen in Kreisen der 
Bevölkerung zu veranstalten. Mit Regie- 
rungsvemrdnung vom 12. Februar 1681 
wurden Sammlungskommissäre eingesetzt, 
mit Hofdekret vom 12. Februar 1681 er- 
folgte die Genehmigung zur Errichtung 
einer provisorischen Säule aus Holz. Die 
innerösterreichische Regierung konnte am 
22. April 1682 einen Bericht erstatten, dem- 
zufolge die Gesamtkosten der zu errichten- 
den Dreifaltigkeitssäule 11 803 Gulden aus- 
machen sollten. 
Infolge der verzweifelten wirtschaftlichen 
Lage des Landes war die 1681 eingeleitete, 
1683 und 1685 mit besonderer Intensität 
betriebene Sammelaktion ein ausgesproche- 
ner Mißerfolg, es kamen lediglich 328 Gul- 
den zusammen, wobei noch zu vermerken 
wäre, daß der für die Stadt Graz zuständige 
Sammelkommissär, ein gewisser Herr Posch, 
den nicht genannten Ertrag seiner Be- 
mühungen unredlicherweise nicht ab- 
führte. 
Um die Erfüllung des Gelöbnisses von 1680 
zu ermöglichen, grilf der Kaiser höchst- 
persönlich ein und stellte am 1. Februar 1684 
einen Betrag von 3000 Gulden zur Verfü- 
gung. Genau einen Monat später folgten die 
Landstände seinem Beispiel und erlegten 
eine gleichhohe Summe. Trotzdem blieb 
der zustande gebrachte Gesamtbetrag weit 
unter dem Präliminar, was zur Folge hatte, 
daß die ursprünglichen Pläne modifiziert 
werden mußten. 
Den Forschungen des verstorbenen Dom- 
pfarrers, Prälat Dr. Rochus Kohlbach, ver- 
danken wir die Kenntnis der Namen jener 
Künstler, die an Entwurf und Ausführung 
des Mahnmales beteiligt waren; die Bauzeit 
währte von 1684 bis 1686, die Dreifaltig- 
keitssäule selbst verfertigte der Goldschmied 
Bartholomä Zwickl (1657-1688) nach 
einem Modell des Bildhauers Andreas Marx 
(f 1701 ), während der Schaft der Säule vom 
Glockengießer Medardus Reig  1697) 
besorgt wurde. Über all diese Künstler hat 
Prof. DDr. Eduard Andorfer wertvolle 
Forschungsarbeiten geleistet, die an dieser 
Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen. 
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Im August 1685 war die Errichtung der 
Dreifaltigkeitssäule so weit vorgeschritten, 
daß die Weihe vorgenommen werden 
konnte. Abraham a Sancta Clara, der be- 
rühmteste Kanzelredner seiner Zeit, damals 
Prior des Konvents zur Unbefleckten Emp- 
fängnis im Münzgrabcn, hielt die Fest- 
predigt. Aus seinen Worten spricht die 
Erkenntnis, daß man in Graz kaum fiinf 
Jahre nach dem Erlöschen der Seuche 
längst wieder zur Tagesordnung über- 
gegangen war, ähnlich, wie wir es heute 
angesichts der Schrecken des vergangenen 
Weltkrieges tun. Abraham a Sancta Clara 
läßt den Tod in der Stadt Graz einen Umritt 
halten und zieht mit ihm von der Sporgasse 
in die Murgasse, dann zur Schmiedgasse, 
zur Stempfergasse, in die Herrengasse, die 
Hofgasse und das kälberne Viertel. Der 
Umritt endet im Gebiet der heutigen Sack- 
straße; auf jeden der genannten Gassen- 
namen machte sich Abraham einen Reim. 
Die Verse, die sich auf den damaligen 
„Sack" bezogen, seien hier ihrer ungewoll- 
ten Köstlichkeit halber zitiert: 
„Ich bin der rechte Greif-in-Sack f das 
Stehlen ist mein Brauch f Ich nehm' das 
Leben, laß Sack und Pack f bald werd't ihrs 
erfahren auch." 
1727 wurde die Dreifaltigkeitssäule mit 
einer Steinbalustrade umgeben, auf der sich 
vier Figurenpaare erhoben, alle Arbeiten des 
Hauptmeisters der Grazer Barockplastik, 
Johann Jakob Schoy; dargestellt waren die 
Heiligen Ägydius und Joseph, Rochus und 
Sebastian, Johannes Nepomuk und Anto- 
nius sowie Ignatius von Loyola und Franz 
Xaver. 
Auf die zahlreichen Stiftungen sei ver- 
wiesen, die dazu dienten, Andachten und 
Prozessionen abzuhalten. Ein eigener „An- 
dachtskommissär" war eingesetzt, um die 
Mittel aus Zinsen, Spenden und Einnahmen 
zu verwalten. Erwähnenswert ist die Stif- 
tung der Gräfin Rosalie von Dietrichstein, 
die ZOOO Gulden zur Beleuchtung der Säule 
gewidmet hatte. Im Verlauf des 18. Jahr- 
hunderts wurden alle Stiftungen, Legate 
und Renditen im Zuge der Modernisierung 
der Verwaltungsverfahren verschiedenen 
zuständigen Instanzen, vor allem dem 
„Religionsfonds" zugeführt. 
Leider zeigte es sich, daß die Dreifaltig- 
keitssäule den Unbilden des Wetters nicht 
lange standzuhalten vermochte, konstruk- 
tive Fehler aufwies und außerdem ein 
Hindernis für den Verkehr darstellte. 
So schritt man 1789 an die gänzliche Er- 
neuerung der Säule; die sie umgebenden 
Nebennguren wurden entfernt, hingegen 
wurde auf einem eigenen, der Säule vor- 
gelagerten Sockel eine Marienstatue aus 
ölvergoldetem Sandstein errichtet. Am 
29. Mai 1790 konnte die „Grätzer Zeitung" 
die Wiedereinweihung der Säule für den 
damals unmittelbar bestehenden Dreifaltig- 
keitssonntag ankündigen. Die „Grätzer 
Zeitung" reproduzierte auch die alte Bau- 
und Stiftungsinschrift, die nun wiederum 
die Schauseite des Sockels ziert. 
Die Sanierung der Säule brachte jedoch nur 
auf die Dauer von sechs Jahrzehnten Ab- 
 
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