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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

Gelehrten hinausginge zu den Filialen der 
Landwirtschaft, der Industrie, der Schulen 
und darüber weiter, um im Aufbliihen 
dieses Landesteiles der Monarchie zu be- 
weisen, wie sein Programm - nicht zuletzt 
von der Gesinnung seines Vaters abge- 
leitet - geeignet wäre, auch noch weit dar- 
über hinaus zu gelten7. Die Künstler waren 
es dann, denen die Aufgabe zuliel, diesem 
Leitbild sichtbare Gestalt zu verleihen. 
Sofort nach der Erwerbung des Brandhofes 
am 22. Juli 1818 begann der Umbau. Das 
Wohngebäude, ein äußerst bescheidener 
Bauernhof, sollte zwar erneuert, im wesent- 
lichen Bestand aber unverändert verbleiben, 
während die Wirtschaftsgebäude unverzüg- 
lich völlig neu und weit ausgedehnt er- 
richtet wurden. Die den Prinzen in diesen 
Jahren stets begleitenden Kammermaler 
Jakob Gauermann (1772-1843) und Mat- 
thäus Loder (1781 -1828) zeichneten, aqua- 
rellierten und radierten sofort den Bestand 
und alle Veränderungen, so daß uns der 
Baufortschritt recht deutlich vor Augen 
steht. Eine Unklarheit konnten allerdings 
diese Quellen nicht beseitigen, warum 
nämlich das Wohngebäude offensichtlich 
fertiggestellt wurde (1818-1821), sogar 
bereits Glasfenster im Jägerzimmer erhielt 
(G. S. Mohn nach  Gauermann, 1820[21), 
um etwa ein Jahr später völlig abgetragen 
zu werden und einem neuen, wesentlich 
größeren Projekt, in dessen Mitte sich eine 
gotisierende Kapelle und dieser anderseits 
entsprechend ein großer Speisesaal bei-indem, 
Platz zu machen. Noch 1822 muß dieser 
Umbau begonnen haben, bereits im August 
1823 hoffte Johann ihn fertigzustellenx. Die 
Erklärung fand sich im Testament Herzog 
Alberts von Sachscn-Teschen9, das eine 
Summe von ZOO 000,- fl. für Erzherzog 
Johann und seinen Bruder Ludwig vorsah, 
„um diexen gweym Erghergogen einen Bejlrag zu 
ihren gegenwärtigen Efablixrement: zu [einen . . .", 
einen Geldbetrag, der nach dem Tode des 
84jährigen Fürsten (10. Februar 1822) zur 
Auszahlung gelangte und Johann in die 
Lage versetzte, seine Pläne großzügig zu 
realisieren (vgl. Albertina-Studien lIl[1965, 
p. 1545.). So wurde es ihm nach dem Tode 
„. . . de: Ibeuren Oheimr welrhen er Jrbr [fehle . . f" 
auch möglich, dem Brandhof seine neue 
Gestalt zu geben, was mit dem Wunsch 
zeitlich zusammenhel, das Ausseer Bürger- 
mädchen Anna Plochl zu heiraten und den 
Brandhof zum ständigen Wohnsitz ein- 
zurichten; nicht zuletzt mag zu diesem 
Zeitpunkt die neue finanzielle Unabhängig- 
keit ihn zu größerer Selbständigkeit der 
Entschlüsse auch in diesem lebensent- 
scheidenden Problem gebracht haben. 
Wiederum symbolisch begann er selbst am 
Bau Hand anzulegen, die Aufträge seinen 
Künstlern zu erteilen und deren Aus- 
führung zu überwachen. 
Die Dreiheit Jägerzimmer-Speisesaal-Ka- 
pelle verdeutlichte die Schwerpunkte des 
Programms: der strenge neugotische Raum 
 
Rtkonsrrukliol: des Em- 
wuxfcs I zum Mittel- 
fcnslcx von L. Schnur: v. 
Curolsfeld, Pinsel in 
Scpin, Sammlung m- 
hcrzog Johann. lnv. Nr. 
1186 bis 1191 
Jakob Gaucnnuun. Berg- 
mann vor dum Stollen 
"Johann"; Entwurf zu 
drm Glasfcllslcr H, Feder 
m Tusche, Sannnluug 
Erzherzog Johann, lnv. 
Nr. 214 
Matthäus Luder, Em- 
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