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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

 
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Kurt Rossacher 
BERNINIS REITERSTATUE 
DES KONSTANTIN 
AN DER SCALA REGIA: 
NEUES ZUR 
WERKGESCHICHTE 
Wer Carlo Madernas Portikus betritt und 
vor den Btonzctoren der Peterskirche steht, 
befindet sich in einer langen, festlichen Vor- 
halle. Zur äußersten Linken wird die Schmal- 
seite dieses Portikus durch die Reiterstatue 
Karls des Großen von Agostino Cornacchini 
(1725) abgeschlossen. Die Figur posiert in 
einer Nische vor einem großen Theater- 
Vorhang. 
Der von Lorenzo Bernini geschalfene 
Blickpunkt an der gegenüberliegenden 
nördlichen Schmalseite wird heute durch 
ein Holztor verdeckt, das zum Palazzo 
Angelico führt. Nur wenn der Schweizer- 
gardist dieses Tor öffnet, um einen 
kirchlichen Würdenträger einzulassen, cr- 
scheint für einen Augenblick vor unseren 
Augen des Meisters Hauptwerk, die Reiter- 
statue Kaiser Konstantins des Großen, in 
der kraftvollen Bewegung des sich bäumen- 
den Pferdes und seines von den Himmels- 
zeichen geblendeten Reiters (Abb. 3). 
Die Kolossalstatue, in sechzehnjähriger 
Arbeit ohne Mitarbeit von Gehilfen ent- 
standen, hatte eine doppelte architektonische 
Funktion zu erfüllen. Einerseits sollte sie 
vom Portikus aus den abschließenden Blick- 
purikt geben 1. An Stelle der heutigen Holz- 
türe war vielleicht nur ein niedriges Gitter 
geplant, das die Sicht nicht behinderte. Ein 
zeitgenössischer Stich aus dem 18. jahr- 
hundert nach einem Gemälde Panninisl 
zeigt die freie Sicht auf den Konstantin 
(Abb. 1). Als zweite Funktion sollte die 
Statue den gewaltigen Introitus für jene 
bilden, die durch den langen Nordkorridor 
Berninis gekommen waren, um nun dessen 
Prachttreppe, die wahrhaft königliche Scala 
Regia, zu den päpstlichen Prunkräumen 
emporzuschreiten (Abb. 2). 
Das Denkmal des großen Römcrs, der die 
alte Basilika gegründet und nach der Über- 
lieferung durch seine Schenkung auch den 
Grundstein des Kirchenstaates gelegt hatte, 
sollte ursprünglich im Petersdom aufge- 
stellt werden. So sah es der erste Auftrag 
vor, den Innozenz X. (Doria-Pamphili) im 
jahre 1654 dem Künstler erteilte. Das 
Monument sollte ein Gegenstück zu Ber- 
ninis Denkmal der Gräfin Mathilde von 
Tuscien werden, das dieser 1633 errichtet 
hattel. Mit dieser Formulierung des Auf- 
trages sollte der Gründer des Kirchen- 
staates dessen großer Mehrerin und Gönne- 
rin gegenübergestellt werden.
	        
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