6 Dina Larov, Liegende, 1964. 96 x 76 cm
7 Dinu Luroh Die Denkende, 1965. L3 A 76 cm
der letzten Plein-Air-Malerinnen ihre Staffelei im
beschwingt-musikalischen Hügelgelünde aufstellen
darf. Weite Horizonte. verschwimmende Valeurs
und ein letztlich tief romantisches Empfinden kenn-
zeichnen diese ihre Arbeiten (Abb. 1).
Bedeutendes hat Dina Larot auch auf dem Gebiete
des Kinderbildnisses geschaffen: das „Mädchen mit
Puppe" (Abb. 3). das ..Lesende Kind" (Abb. 4) und
auch das ..Stehende Mädchen" sind Proben einer
heute selten gewordenen und kaum mehr be-
herrschten Schaffensrichtung. Diese Komponente
ihrer Kunst muß besonders hervorgehoben werden.
wenn man daran denkt, wie geradezu unwahr-
scheinlich degeneriert. banalisiert und kommer-
zialisiert uns heutzutage die Kunst des "ähnlichen"
Porträts. vor allem aber des Kinderbildnisses ent-
gegentritt. Schon in diesen Kinderdarstellungen
füllt ein Zug von tiefer Melancholie und Resignation
auf, ein lnsichzurücktreten, eine Grundhaltung
pessimistischer Skepsis der Außenwelt gegenüber.
Diese Komponente steigert sich in ihrem eigent-
lichen Hauptschaffensgebiet. der monumentalen
Figurenmalerei, zu eindringlicher Schmerzlich-
keit.
Unverkennbar ist das stark erotische Element, das
alle Werke dieser Schaffensgruppe von Dina Larot
kennzeichnet. Sie ist die Malerin einer Jugend. die
keine "Tabus" mehr kennt und der daher auch der
Begriff des Obszönen völlig frernd ist. Die Frauen
und Liebespaare der Dina Larot sind gerade
hinsichtlich ihres Liebestebens Wissende, für die es
keine Geheimnisse, keine Enthüllungen mehr gibt.
Sie tragen ihre Sexualität wie eine Last, die einem
für alle Zeiten aufgebürdet bleibt. Das dämonische
Element bleibt im Guten wie im Bösen ausgeschaltet:
Hingabe ist eine Selbstverständlichkeit. aber sie
birgt weder Glück noch Gefahr in sich. Was bleibt,
sind Erschöpfung und Resignation.
ln diesem Sinne haben die Frauen bei Dina Larot
etwas eigentümlich Hartes, Skeptisches, ja Ab-
weisendes an sich. Die große Liegende. das Modell
„Erika" (Abb. 2). ist unzweifelhaft eine letzte
künstlerische Nachfahrin von Giorgiones ruhender
Drßdner Venus; in die Reihe ihrer Vorlöuferinnen
zählen ebenso auch die "Maya" 7 Bilder von
Francisco Goya y Lucientes; verfolgt man die Reihe
Giorgione - Goya - Larot (ohne hiebei quali-
tative Vergleiche anstellen zu wollen). so wird
einem das Zunehmen des Faktors der "Entgeheim-
nissung". aber auch der Desillusionierung nicht
unverborgen bleiben: es ist gerade der seelisch
schale Geschmack, den man angesichts der Dar-
stellungen von Frauen und Liebespaaren bei Dina
Larot zu verspüren meint, der diese ihre Werke zu
wahren Dokumenten unserer Zeit und zu Quellen
für die Erkenntnis der ..condiiio humana" der
"Jugend von heute" macht. DaB Dina Larot dieser
Facette ihres Schaffens besondere Bedeutung bei-
mißt. beweisen die verhältnismäßig großen Formate
der betreffenden Bilder.
An den Schluß unserer Betrachtungen möchten wir
das Bild .,Die Denkende" (Abb. 7) stellen; in das
betonte Querformat gepreßt, ja von ihm bedrückt.
wird uns ein weibliches Wesen vorgestellt. von dem
man annehmen möchte, daß es sich seinen Kopf
vergebens über den .,Unfug des Lebens" zerbricht.
Und fast sieht man sich versucht, diesem Bilde in
bewußter Anspielung an den Titel eines "Schlüssel-
films" unserer Gegenwart den Namen ..Das
Schweigen" zu geben.