MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

6 Dina Larov, Liegende, 1964. 96 x 76 cm 
7 Dinu Luroh Die Denkende, 1965. L3 A 76 cm 
 
der letzten Plein-Air-Malerinnen ihre Staffelei im 
beschwingt-musikalischen Hügelgelünde aufstellen 
darf. Weite Horizonte. verschwimmende Valeurs 
und ein letztlich tief romantisches Empfinden kenn- 
zeichnen diese ihre Arbeiten (Abb. 1). 
Bedeutendes hat Dina Larot auch auf dem Gebiete 
des Kinderbildnisses geschaffen: das „Mädchen mit 
Puppe" (Abb. 3). das ..Lesende Kind" (Abb. 4) und 
auch das ..Stehende Mädchen" sind Proben einer 
heute selten gewordenen und kaum mehr be- 
herrschten Schaffensrichtung. Diese Komponente 
ihrer Kunst muß besonders hervorgehoben werden. 
wenn man daran denkt, wie geradezu unwahr- 
scheinlich degeneriert. banalisiert und kommer- 
zialisiert uns heutzutage die Kunst des "ähnlichen" 
Porträts. vor allem aber des Kinderbildnisses ent- 
gegentritt. Schon in diesen Kinderdarstellungen 
füllt ein Zug von tiefer Melancholie und Resignation 
auf, ein lnsichzurücktreten, eine Grundhaltung 
pessimistischer Skepsis der Außenwelt gegenüber. 
Diese Komponente steigert sich in ihrem eigent- 
lichen Hauptschaffensgebiet. der monumentalen 
Figurenmalerei, zu eindringlicher Schmerzlich- 
keit. 
Unverkennbar ist das stark erotische Element, das 
alle Werke dieser Schaffensgruppe von Dina Larot 
kennzeichnet. Sie ist die Malerin einer Jugend. die 
keine "Tabus" mehr kennt und der daher auch der 
Begriff des Obszönen völlig frernd ist. Die Frauen 
und Liebespaare der Dina Larot sind gerade 
hinsichtlich ihres Liebestebens Wissende, für die es 
keine Geheimnisse, keine Enthüllungen mehr gibt. 
Sie tragen ihre Sexualität wie eine Last, die einem 
für alle Zeiten aufgebürdet bleibt. Das dämonische 
Element bleibt im Guten wie im Bösen ausgeschaltet: 
Hingabe ist eine Selbstverständlichkeit. aber sie 
birgt weder Glück noch Gefahr in sich. Was bleibt, 
sind Erschöpfung und Resignation. 
ln diesem Sinne haben die Frauen bei Dina Larot 
etwas eigentümlich Hartes, Skeptisches, ja Ab- 
weisendes an sich. Die große Liegende. das Modell 
„Erika" (Abb. 2). ist unzweifelhaft eine letzte 
künstlerische Nachfahrin von Giorgiones ruhender 
Drßdner Venus; in die Reihe ihrer Vorlöuferinnen 
zählen ebenso auch die "Maya" 7 Bilder von 
Francisco Goya y Lucientes; verfolgt man die Reihe 
Giorgione - Goya - Larot (ohne hiebei quali- 
tative Vergleiche anstellen zu wollen). so wird 
einem das Zunehmen des Faktors der "Entgeheim- 
nissung". aber auch der Desillusionierung nicht 
unverborgen bleiben: es ist gerade der seelisch 
schale Geschmack, den man angesichts der Dar- 
stellungen von Frauen und Liebespaaren bei Dina 
Larot zu verspüren meint, der diese ihre Werke zu 
wahren Dokumenten unserer Zeit und zu Quellen 
für die Erkenntnis der ..condiiio humana" der 
"Jugend von heute" macht. DaB Dina Larot dieser 
Facette ihres Schaffens besondere Bedeutung bei- 
mißt. beweisen die verhältnismäßig großen Formate 
der betreffenden Bilder. 
An den Schluß unserer Betrachtungen möchten wir 
das Bild .,Die Denkende" (Abb. 7) stellen; in das 
betonte Querformat gepreßt, ja von ihm bedrückt. 
wird uns ein weibliches Wesen vorgestellt. von dem 
man annehmen möchte, daß es sich seinen Kopf 
vergebens über den .,Unfug des Lebens" zerbricht. 
Und fast sieht man sich versucht, diesem Bilde in 
bewußter Anspielung an den Titel eines "Schlüssel- 
films" unserer Gegenwart den Namen ..Das 
Schweigen" zu geben.
	        
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