Anregungen, denn Bernini wollte nicht
idealisieren, sondern charakterisieren.
Ein erstes zeichnerisches Konzept der
ganzen ReiterFigur könnte in einer Zeich-
nung des Leipziger Museums der Bildenden
Künste gesehen werden, deren Eigenhändig-
keit bisher als fraglich galt9. In dieser Vor-
stufe ist das große Unisono der Bewegung
von Reiter und Pferd noch nicht erreicht.
Der Kopf des Pferdes ist noch zur Seite
gewendet (Abb. S). Terrakottabozzetti aus
dieser ersten Arbeitsperiode sind nicht er-
halten.
Noch unter Innozenz X. wurde im Jahre
1655 die Grundform des Reiters als Abbozzo
aus dem riesigen Block Carrareser Marmor
herausgeschlagen, der im Frühling dieses
Jahres geliefert worden warlß. Er wog
dreißig Carrettaten. Irmozenz X. kann
jedoch keinen Platz für den „Colosso"
bestimmen, den der Künstler - den ur-
sprünglichen Auftrag weit überschreitend -
begonnen hatte.
Erst nach der Wahl Papst Alexanders VII.
(Chigi) Ende 1665 beginnen sich Berninis
künstlerische Ideen allmählich durchzu-
setzen. Im Zusammenhang mit der um-
fassenden Ncugestaltung des vatikanischen
Baukomplexes und des Petersplatzes erhielt
der Konstantin nunmehr seinen Platz.
1656 erstellt Bernini sein erstes Kolonnaden-
projekt, um 1660 beginnt die Umgestaltung
des Palazzo Angelicoll. Die schmale, ein-
fache Treppe des Palastes wird neu ge-
staltet. Die Scala Regia, die zur Sala Reggia
und zu den Gemächern des Papstes hinauf-
führt, wird zu einer architektonischen
Meisterleistung Berninis. Der Platz des
Konstantin wird zu Füßen der Treppe be-
stimmt. Nunmehr konnte Bernini den end-
gültigen Entwurf des Monumentes mit
Sockel und Hintergtundgestaltung be-
ginncn.
Der glückliche Fund des abschließenden
Idealbozzettos für die Aufstellung an der
Scala Regia zeigt uns, wie monumental und
wie altrömisch Bernini das Denkmal des
Römcrs gestalten wollte (Abb. 6).
Der Terrakottabozzetto (83 cm hoch), in
österreichischem Privatbesitz, entspricht in
der Gestalt des Reiters weitgehend der
Ausführung. Die Dzaperie des Hinter-
grundes zeigt kleinere Unterschiede. Das
rechts oben neben der Draperie sichtbare
Ornamcntstück beweist, daß der Bozzetto
speziell für die Aufstellung an der Scala
Regia angefertigt worden ist.
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