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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 90)

Anregungen, denn Bernini wollte nicht 
idealisieren, sondern charakterisieren. 
Ein erstes zeichnerisches Konzept der 
ganzen ReiterFigur könnte in einer Zeich- 
nung des Leipziger Museums der Bildenden 
Künste gesehen werden, deren Eigenhändig- 
keit bisher als fraglich galt9. In dieser Vor- 
stufe ist das große Unisono der Bewegung 
von Reiter und Pferd noch nicht erreicht. 
Der Kopf des Pferdes ist noch zur Seite 
gewendet (Abb. S). Terrakottabozzetti aus 
dieser ersten Arbeitsperiode sind nicht er- 
halten. 
Noch unter Innozenz X. wurde im Jahre 
1655 die Grundform des Reiters als Abbozzo 
aus dem riesigen Block Carrareser Marmor 
herausgeschlagen, der im Frühling dieses 
Jahres geliefert worden warlß. Er wog 
dreißig Carrettaten. Irmozenz X. kann 
jedoch keinen Platz für den „Colosso" 
bestimmen, den der Künstler - den ur- 
sprünglichen Auftrag weit überschreitend - 
begonnen hatte. 
Erst nach der Wahl Papst Alexanders VII. 
(Chigi) Ende 1665 beginnen sich Berninis 
künstlerische Ideen allmählich durchzu- 
setzen. Im Zusammenhang mit der um- 
fassenden Ncugestaltung des vatikanischen 
Baukomplexes und des Petersplatzes erhielt 
der Konstantin nunmehr seinen Platz. 
1656 erstellt Bernini sein erstes Kolonnaden- 
projekt, um 1660 beginnt die Umgestaltung 
des Palazzo Angelicoll. Die schmale, ein- 
fache Treppe des Palastes wird neu ge- 
staltet. Die Scala Regia, die zur Sala Reggia 
und zu den Gemächern des Papstes hinauf- 
führt, wird zu einer architektonischen 
Meisterleistung Berninis. Der Platz des 
Konstantin wird zu Füßen der Treppe be- 
stimmt. Nunmehr konnte Bernini den end- 
gültigen Entwurf des Monumentes mit 
Sockel und Hintergtundgestaltung be- 
ginncn. 
Der glückliche Fund des abschließenden 
Idealbozzettos für die Aufstellung an der 
Scala Regia zeigt uns, wie monumental und 
wie altrömisch Bernini das Denkmal des 
Römcrs gestalten wollte (Abb. 6). 
Der Terrakottabozzetto (83 cm hoch), in 
österreichischem Privatbesitz, entspricht in 
der Gestalt des Reiters weitgehend der 
Ausführung. Die Dzaperie des Hinter- 
grundes zeigt kleinere Unterschiede. Das 
rechts oben neben der Draperie sichtbare 
Ornamcntstück beweist, daß der Bozzetto 
speziell für die Aufstellung an der Scala 
Regia angefertigt worden ist. 
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