MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

Hermann Steininger 
HOCH- UND SPÄTMITTEL- 
ALTERLICHE KERAMIK 
IN NIEDERÖSTERREICH 
Au 
 
lTöpfe (1-12) i 
Eine der reizvollsten Aufgaben des Kultur- 
historikers ist es, auch den Spuren des 
Volkstums nachzuspüren. Die Volkskunde 
bemüht sich nun seit Jahren, im Anschluß 
an die Frühgeschichtsforschung die mu- 
seologisch faßbaren Zeugnisse etwa ab 
dem 11. Jahrhundert zusammenzustellen 
und aussagekräftig werden zu lassen. 
Schwierigkeiten, die Volkskultur des Mit- 
telalters einigermaßen genau kennenzu- 
lernen, sind bis jetzt gegeben und liegen 
klar vor Augen: zufällig erhaltene Quellen 
reichen heute meist keineswegs, um etwa 
die Historisierung bestimmter Formgruppen 
zu ermöglichen; verhältnismäßig selten 
wiederum können sich verschiedene Ma- 
terialgruppen gegenseitig datieren. Vor 
allem die geringe Berücksichtigung der 
Sachzeugnisse dieser Epochen hat zu- 
mindest bislang noch nicht genügend aus- 
reichende Kenntnisse crbracht. Die Me- 
thoden systematischer Ausgrabungen auf 
mittelalterlichen Siedlungsplätzen ab dem 
Hochrnittelalter wurden nämlich kaum an- 
gewandt, sondern Enden erst seit kurzem 
wieder stärkere Beachtung. Es ist daher 
nicht verwunderlich, wenn bis jetzt noch 
keine systematische Erfassung von Relikten 
dieser Zeit möglich war. Die zukünftige 
Forschung wird in erster Linie zu beweisen 
haben, welche Gerätgruppen nebeneinander 
existieren und miteinander in Verbindung 
standen. Die Beachtung all dieser Dinge 
steckt zum Unterschied zu manch anderen 
unserem Raume benachbarten Landschaf- 
ten noch in ihren Anfängen. 
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Einer der wenigen auch in ungünstiger 
Lagerung sich in seiner Konsistenz halt- 
baren Stoffe ist die Gebrauchskeramik. Sie 
wird allenthalben an vielen mittelalterlichen 
Siedlungsplätzen in größeren Mengen ge- 
funden; andere Güter der häuslichen Sach- 
kulrur, etwa aus Metall, Holz, Glas und 
tierischen Stoffen, treten dagegen natur- 
gemäß stark in den Hintergrund. Eine 
soziologische Zuordnung solcher Objekt- 
gruppen konnte gelegentlich schon erar- 
beitet werden: etwa durch die münzdatierte 
Keramik sind wir sehr genau über die im 
bäuerlichen Bereich verwendeten Gefäß- 
typen informiert; schwieriger zuzuordnen 
sind vorläuüg noch die in städtischen 
Wohnsiedlungen beziehungsweise jene auf 
Abfallhaufen bei Burgen gefundenen Ob- 
jekte. Darüber hinaus waren bis jetzt die 
Möglichkeiten einer Untersuchung der Er- 
zeugungsorte noch zu gering, Töpfer- 
öfen wurden bis jetzt nur wenige gefunden. 
Vor allem die Zentren der Produktions- 
starken hochmittelalterlichen Erzeugung 
sind kaum bekannt. Sicherlich treten die 
organisierten Handwerker schon im aus- 
gehenden 13. Jahrhundert auf den Plan. 
Im Jahre 1315 wird das Hafnerhandwerk 
erstmals in der österreichischen Reim- 
chronik des Ottokar aus der Gaal erwähnt. 
Für Wien sind 1333 eine Hafnersiedlung 
und im 14. ]ahrhundert neun Hafner 
bezeugt. Aus dieser Zeit und dem 15. jahr- 
hundert wissen wir allenthalben auch schon 
von Hafnereien in den städtischen Sied- 
lungen, seltener aber in ländlichen.
	        
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