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stülpter Rand wurde an der Außenseite
etwa gerade, leicht nach auswärts gelehnt
abgeschnitten und an seiner Unterseite
geringfügig gekehlt; völlige Entsprechun-
gen kann man bei den Randscherben der
ältesten Funde der Grabung „Am Hof"
in Wien, die vor 1200 schichtdatiert sind,
finden. Bei unserem Gefäß zieht sich mitten
um die Schulter ein schmales Band, in
welches eine Wellenlinie eingezeichnet ist,
dem Boden hingegen wurde ein kleines,
erhabenes Radkreuz aufgelegt. Ihm gegen-
über steht das unserem Raum benachbarte
kleine, kugelig-krugartige Henkelnäpfchen
aus Sitzgras (Abb. U2), etwa derselben Zeit
angehörend. Seine typenmäßige Verwandt-
schaft mit dem vorigen Stück ist deutlich.
Wieder handelt es sich um eine ausge-
sprochen kugelige Formung. Hier tritt dem
Beschauer erstmals ein bandartiger Henkel
entgegen, der sich vom steil aufgerich-
teten, nur wenig hinausgelehnten und un-
verdickten Rand ohrenförmig bis zur
weitesten Bauchung hinabzieht. Gegen-
ständig ist als frühe Verfeinerung einer
AusgußöHnung die kurze Tülle, welche
auf der oberen Schulter sitzt. Nun zum
Material. Das erstere massive Gefäß ist von
einer gröberen, steinchenhältigen Kon-
sistenz. Sein Tonkern enthält eine starke
Graphitbeimengung. Außerdem ist das
Stück wie fast die ganze mittelalterliche
Keramik gut durchbrannt. Seine dunkel-
graue bis bräunliche Färbung Findet immer
wieder bis in die frühe Neuzeit Nach-
ahmung. Hellgelb ist hingegen das zweite
kleine Gefäß.
Das darauffolgende 13. Jahrhundert ist
schon durch eine höhere Anzahl von topf-
artiger Grautonware ähnlicher Formgebung
charakterisiert, nur gegen das Ende dieses
Zeitraumes hin scheinen diese, unbestätig-
ten Nachrichten zufolge, bis jetzt mehr
kugelbauchigen Ausformungen gelegent-
lich stärker gestreckt zu werden und Ähn-
lichkeit mit den späterhin häufiger auf-
tretenden krug- und Haschenartigen Formen
anzunehmen. Mitunter scheint jetzt der
Rand auch schon stärker unterkehlt, wie
uns ein Wiener Randprofil zeigt; mög-
licherweise ist dieses Stück wegen seiner
Töpfermarke, einem Kreuz über einem
waagrechten Balken und drei Punkten -
alles negativ eingepreßt - wohl auch
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jünger zu stellen. Hin und wieder treten
schon dazugehörige Tondeckel auf, ver-
mutlich sind sie, wie beispielsweise ein
Wiener Stück vom Hof, Hach und mit
einem Knauf versehen. Wohl zufällig haben
sich jetzt als ausgesprochene Sonderformen
zwei tönerne, oben mit einem Schlitz
versehene Sparkassen erhalten. Beide ent-
stammen der ersten Hälfte des 13. jahr-
hunderts. Die ältere aus Pernhofen (Ab-
bildung IIIfI) hat eine kugelige Form, die
sich nach unten verengt, die andere aus
St. Pölten ist breitbodiger, im Oberteil
stärker verHacht und endet in einem
Knöpfchen. Besonders die erstere ist ein
ausgesprochen wichtiges Stück. Sie gibt
uns nämlich den ersten Beleg einer auf-
gegossenen, braunen Glasur. Nun aber ist
der Brand des Kernes nicht grau, sondern
ziegelrötlich, das zweite, das St. Pöltener
Stück (Abb. IIIIZ), ist auch lichter hell-
grau bis ocker gefärbt. Vom Dekor kann
nicht viel berichtet werden. Seichte, feine
Furchen, wie bei der Sparkasse von
St. Pölten, scheinen mehr durch den
Formungsvorgang bewirkt als bewußt ge-
staltet. Absichtliche Furchungen sind, wie
sich beim Münztopf von Schwarzenau
vermuten läßt, manchmal vielleicht neben
schrägen als Verzierung angebracht wor-
den.
Im 14. jahrhundert scheinen topfartige
Gefäße weiterhin vorzuherrschen, aller-
dings vorerst ohne Henkel. Die beiden
erhaltenen, dunkelgrauen Töpfe, der eine
aus Großeibenstein, um 1305 (Abb. U3),
und der andere aus Sparbach, um 1390
(Abb. I[4), beweisen ein weiteres Domi-
nieren der stärkeren Bauchung und ge-
drungenen, niedrigen Gefäßform, die nur
in ihrem Unterteil wenig weiter als früher
ausgezogen ist. Dadurch ergibt sich zu-
mindest der Anhaltspunkt füt eine neue
Form, die für die Zukunft bei den topf-
attigen Gefäßen maßgeblich werden wird;
auch das kleine, ziegelrötlich gebrannte
Tüllengefäß, das sich im Depntfund von
Mitterndorf fand, gehört hieher; es sei
aber hiebei ausdrücklich betont, daß die
beiden erwähnten Sparkassen, besonders
jene von Pernhofen, schon im Jahrhundert
vorher dieses Charakteristikum aufwiesen.
Die Schulter dieser beiden mittelgroßen
Topfformen, welche über jener höher ge-