3 Josef Schulz, Hochebene vor Madrid. 1966. Aquareli
45 x 62 cm
Als Manufakturarbeit bei uns schon lange gepflegt,
wird seit einigen Jahren in Wien das Weben von
Gobelins zu einer künstlerischen Sonderstellung
erhoben, die bei internationalen Ausstellungen und
Biennalen eine immer größere Beachtung erringt.
Bereits 1948 beginnt der Wiener Fritz Riedl damit,
selbständig, nur nach dem eigenen Entwurf. mit
der Wolle und dem Webstuhl ein Kunstwerk zu
schaffen. Frei von der durch einen Karton auf-
gezwungenen Übersetzung arbeitet der Künstler
nun in dieser Technik aus individueller Spontanei-
tüt. Eine einmalige, unwiederholbare Komposition
entsteht.
Josef Schulz, der 1933 in Altlengbach, Nieder-
österreich. geboren wurde und 195071956 an der
Akademie für angewandte Kunst bei Professor
WimmereWisgrill studierte, hatte Gelegenheit, mit
Riedl zusammen an dem großen Bildteppich
Herbert Boeckls „Die Welt und der Mensch". der
für die Wiener Stadthalle bestimmt war, und
ebenso an jenem für das Salzburger Festspielhaus
zu weben, Dabei sammelte er wertvolle Er-
fahrungen, so daß er 1961 mit einer 4,5 m2 großen
eigenen Gobelinarbeit erfolgreich vor die Offent-
lichkeit treten konnte. Die Komposition ist weit
entfernt von einer Anlehnung an die Arbeiten
des verstorbenen Meisters, und mit Riedl verbindet
ihn einzig der offene breite Forbstrich. Die Ge-
samtanordnung wird jedoch freier, lockerer.
offener. Schon bei Schulz' ,.Raurnflug" sehen wir,
daß dem jungen Künstler jede dekorative Speku-
lation fern liegt. Kräftig rote. flügelartige Formen
in verschiedenen Farbschattierungen auf einem
in Ocker getöntem Grund herrschen vor. Blaue
und leicht violette Töne geben einen Kantrapast.
Die Farben sind transparent gehalten, so daß
die Weite des Raumes erahnt werden kann. Der
Teppich wurde ausgewählt. mit anderen erlesenen
Stücken Österreich auf der Biennale von Süo Paulo
zu vertreten, und fand allgemeine Anerkennung.
Auch als Leiter einer Klasse für künstlerische
Textiltechnik an der Akademie für angewandte
Kunst konnte Schulz gerade auf dem Gebiet der
Weberei manch beachtlichen Erfolg buchen.
Arbeiten seiner Schüler bzw. Schülerinnen fanden
bei verschiedenen Ausstellungen im ln- und Aus-
land berechtigte Beachtung. ln Lausanne wurde
das österreichische Kontingent als gefährlicher
Konkurrent der französischen Vormachtstellung
empfunden. Die Entwicklung. wir können ruhig
von einer solchen sprechen, gerade auf diesem
Kunstsektor festzuhalten wäre einer eigenen
Studie wert.
In dem repräsentativen Werk ..Das große Buch
der Tupisserie". das im Econ Verlag erschien, ist
Schulz mit einem Beispiel vertreten. (Es wurden
nur zwei Österreicher ausgewählt!) Ein Gobelin
des Künstlers befindet sich im österreichischen
Kulturinstitut in Rom. ein anderer in der öster-
reichischen Botschaft in New Delhi.
Um aber Josef Schulz' künstlerischer Potenz gee
recht zu werden. müssen wir auch seine vielen
Aquarelle und seine Ölhilder in das Blickfeld
unserer Betrachtungen rücken.
Es ist eigenartig. wie nun, nach dem Tode des
Meisters. da und dort. immer wieder. die Saat
seines menschlichen Bemühens. seines pädagogi-
schen Wirkens aufgeht. Wir meinen die Saat
Herbert Boeckls. Mit ihm stand Schulz in jenem
freundschaftlichen Kontakt, wie er aus dem verr
schiedenen Alter und der Stellung erwuchs. Sehen
wir nämlich bei den frühen Aquarellen des jungen
Malers noch einen sehr kompakten Farbauftrag.
gewichtige. zu schwere Flächen. so werden die
Pinselstriche immer leichter. bekommen Atmoe
sphäre und lassen uns an Boeckls meisterhafte
Blätter der späten vierziger Jahre denken. Schon
in jenen von Schulz 1965 geschaffenen groß-
formatigen Landschaftsaquarellen mit niederüster-
reichischen und burgenlündischen Motiven strömt
mit den weißen Flächen Luft in das Gefüge und
gibt der Phantasie des Betrachters einen eigenen
Spielraum. der im Grunde aber von den kräftigen
Farbakzenten in eine gewisse Richtung gewiesen
wird.
Die Farben Blau und Ocker dominieren sehr
bald. werden allmählich feiner abgestuft. aber
bis heute bevorzugt verwendet. Besonders starke
Impulse hat der Künstler auf einigen Spanienv
reisen empfangen. und die dort entstandenen
Arbeiten gehören wohl zu seinen stärksten in
dieser Technik. Wie er hier nur mit drei. vier
breiten Pinselstrichen die unendliche Weite der
APV