schnittener Bohlen, die mit versetzten
Stößen aufeinander genagelt sind. Abb. 15
zeigt die von Delorme im Chateau de la
Muette bei Sajnt-Germain ausgeführte
Dachkonstruktion. Die Dachhaut ruht di-
rekt auf den Bohlenbogen. Für das erfor-
derliche Gefälle im Bereich des Bogen-
scheitels sorgen kleine aufgesetzte Sattel,
während Anschüblinge den Übergang zum
Dachsaum herstellen (Abb. 16). Die für die
Gesamterscheinung des Gebäudes Wesent-
liche Gestalt des Daches wird also, weit
mehr als dies bei den gebräuchlichen Dach-
rragwerken der Fall War, von konstruk-
tiven Erfordernissen bestimmt.
Delormes Konstruktionsgedanke war zu-
nächst nicht auf fruchtbaren Boden ge-
fallen, konnte es auch nicht, denn er war
seiner Zeit weit voraus. Die Werkstoff-
gerechte, wirtschaftliche und zugleich hin-
reichend sichere Ausführung derartiger
Konstruktionen War an die Anwendung
exakter Bemessungsverfahren gebunden.
Diese Voraussetzung fehlte aber zu De-
lormes Zeit noch. Erst im Verlauf des
18. Jahrhunderts wurden Erkenntnisse der
Statik und der Festigkeitslehre in die Bau-
technik eingeführt und ersetzten in der
Folge mehr und mehr deren frühere Grund-
lagen, nämlich die in handwerksmäßigen
Konstrukrionsregeln festgelegte jahrhun-
dertelange Berufserfahrung, gepaart mit
statischem Gefühl und guter Baustoff-
kenntnis der Konstruierenden. Noch 1742
bedurfte der Versuch zur Lösung eines
konstruktiven bautechnischen Problems auf
mathematischem Wege einer eingehenden
Begründung und Rechtfertigung, ja fast
einer Entschuldigung. Damals ging es
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